Warum der Winter schon im Frühling anfängt

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Wer beim Volksbegehren für die Rettung der Bienen stimmt, sollte auch in seinem eigenen Garten einen Beitrag dazu leisten, findet der Kronacher Florist Karl Dorsch. Foto: Marian Hamacher
Wer beim Volksbegehren für die Rettung der Bienen stimmt, sollte auch in seinem eigenen Garten einen Beitrag dazu leisten, findet der Kronacher Florist Karl Dorsch. Foto: Marian Hamacher

Beim Blick ins trübe Grau freut man sich schon auf die eigene grüne Oase. Da ist noch etwas Geduld angesagt. Immerhin: Mit den ersten Arbeiten beginnt bereits im Februar die neue Saison.

Sie sind lila, weiß, grün oder gelb: Wenn Klaus Dorsch morgens sein Blumengeschäft im Kronacher Dobersgrund betritt, blickt er auf eine Art floristische Farbpalette. Doch nicht auf allen silbernen Tischen, die in seinen Gewächshäusern stehen, blüht es in der gleichen Farbenpracht. Auf einigen herrscht gähnende Leere. "Momentan ist im Gartenbau wenig los. Es ist die ruhige Zeit", erzählt der 60-Jährige , während er sich an einen hölzernen Gartentisch im hinteren Bereich des Gewächshauses setzt. "Aber wir genießen das. Man muss ja auch mal ein wenig runterkommen." Momentan würden lediglich einige Gestecke oder Zimmerpflanzen und Schnittblumen fürs Haus gekauft.

Zimmer-Gewächshaus

Doch während sich die gewerbliche Gartenbranche noch leicht im Winterschlaf döst, dürfen Hobby-Gärtner bereits mit den Augen knibbeln. Was auch am vergleichsweise milden Winter liegt. "Man kann daher jetzt langsam schon mit den ersten Schneidarbeiten an Gehölzern wie Obstbäumen anfangen", sagt Dorsch (siehe Artikel unten). Obstbaumbesitzern, die Angst haben, an den falschen Stellen Äste abzuschneiden, rät er, Schnittkurse beim örtlichen Gartenbauverein zu besuchen.

Deutlich unkomplizierter dürfte es sein, sich im Februar um Kräuter oder wärmeliebende Gemüse-Pflanzen zu bemühen. Die können nämlich schon jetzt ausgesät und am Fensterbrett großgezogen werden. Umso schneller hat man später im Garten Erfolg. Sinn macht die Indoor-Aussaat zum Beispiel bei Küchenkräutern wie Petersilie. Das Zimmer-Gewächshaus sollte jedoch nicht in der prallen Sonne stehen und auch nicht gerade auf der Fensterbank über einem Heizkörper. Bei zu viel Wärme wachsen junge Pflanzen zu schnell, sind dann zu dünn und wenig robust. Besser ist eine gleichmäßige Wärme. Der Boden mit der Saat sollte immer gleichmäßig feucht sein.

Nachhaltiger Garten

Fürs Outdoor-Gemüsebeet eignen sich zudem alte Kohl oder Rübensorten, weiß Dorsch. Ein Hochbeet sei zwar rückenschonend, aber längst nicht nötig. Vor allem nicht, wenn damit Schnecken abgehalten werden sollen. "Da reicht es schon aus, wenn man Kupferblechstreifen rund ums Beet legt", erklärt der Floristmeister, der seine Ausbildung einst im Alter von 15 Jahren begann. "Da kriecht die Schnecke nicht drüber. Und das alles ohne Chemie."

Es müsse aber nicht immer nur Neues hinzugepflanzt werden, betont er. Viel wichtiger sei es, im heimischen Garten einfach mal Freiräume zu schaffen. "Es reden doch jetzt alle vom Insektensterben", sagt er und lehnt sich auf seinem Stuhl leicht vor. "Man könnte ja die Zeit jetzt nutzen, um sich darauf vorzubereiten, seinen Garten etwas natürlicher, umweltgerechter und nachhaltiger zu gestalten."

Wer in seinem Garten viel Obst und Gemüse angepflanzt hat, tue damit viel für Bienen und Insekten. Gut für die Umwelt seien auch Grasflächen, die nicht nur als Zierrasen dienen. "Auch Grasflächen produzieren nämlich Sauerstoff und binden CO2", erklärt Karl Dorsch. In seinem Garten mähe er den Rasen nie zu kurz. Die Folge: Erst wachse der Klee, dann kämen die Bienen.

In den vergangenen Jahren habe er aber immer mehr das Gefühl, dass aus vielen Gärten auch das letzte Laubblatt ausgefegt werde. "Das sind oftmals genau die Leute, die mit abstimmen und sich übers Bienensterben aufregen, in ihrem Garten aber keinen Millimeter Platz für die Natur schaffen."

Über diese Pflanzen und Sträucher freuen sich Bienen und Insekten

Haselnusssträucher ("Corylus avellana") Bienen freuen sich vor allem über die Sorten "Hallesche Riesen", "Katalonski" oder "Emoa" Winter-Heckenkirsche"Lonicera purpusii") Der Strauch blüht nicht nur sehr lange, sondern sogar schon ab Januar. Winterschneeball ("Viburnum fragrans") Auch die Blütenpflanze kann von Bienen über einen relativ langen Zeitraum angeflogen werden. Winterjasmin ("Jasminum nudiflorum") Die Blütezeit des Winterjasmin fällt in die Wintermonate. Ein Traum für Bienen und Insekten.

Kornelkirsche ("Cornus mas") Auch die Blüte dieses Großstrauchs fällt in die Zeit zwischen Februar und März. Reifweide ("Salix daphnoldes") Schon ab März hat sie viele Pollen. Vorteil für Gärtner: Mit Trockenheit hat sie keine großen Probleme. red Quelle: Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau

Wo Hobby-Gärtner schon bald aktiv werden können

Die Winterruhe ist vorbei. Zeitweilig kletterten die Temperaturen im Januar auf Werte, die dem März alle Ehre machen würden. Manche Meteorologen rechnen inzwischen mit einem Totalausfall des Winters und einem zeitigen Start in ein warmes Frühjahr.

Das ist graue Theorie, ganz praktisch aber und weithin wetterunabhängig sind viele der Arbeiten, die jetzt im Garten anstehen; alte Gärtner-Weisheit: Der Frühling fängt bereits im Winter an. Natürlich ist es noch viel zu früh, Pflanzen ins Freie zu setzen oder Saatgut auszubringen. Eine Ausnahme sind so genannte Kaltkeimer, die man in der Regel im Herbst in den Boden sät, weil sie als Wachstumsimpuls einen Kälteschock brauchen. In einem milden Winter wie diesem kann man sie aber auch noch im Januar/Februar ausbringen. Zu den Kaltkeimern gehören beliebte Gartenblüher wie Akelei, Aster, Bergenie, Buschwindröschen, Eisenhut, Enzian, Frauenmantel, Glockenblume, Herbstzeitlose, Iris sowie Lilie, Pfingstrose, Phlox, Schlüsselblume und Tränendes Herz.

Generell aber hält die Natur, auch wenn der Boden nicht steinhart gefroren ist, Winterruhe, und das gilt auch für die im häuslichen Garten domestizierte Natur. Auch im Garten gilt allerdings: In der Winterruhe liegt die Kraft für den Sommer! Das mit der Ruhe und der Kraft gilt besonders bei einer klassischen Gartenarbeit zum Ende des Winters, dem Schneiden von Bäumen, Obststräuchern und anderen Gehölzen. Mit dem richtigen Schnitt legt man die Grundlage für gesundes Wachstum im Frühjahr und Sommer und für eine reiche Obsternte. Wie man gut abschneidet, lernt man am besten in der Praxis. Daher bieten viele Gartenbauvereine um diese Jahreszeit Schnittkurse an. Nur ein paar grundsätzliche Schnitt-Regeln: Ein Baum sollte im Idealfall eine pyramidenförmige Krone haben und das Astwerk so licht sein, dass eine Krähe durchfliegen kann. Das heißt konkret: Der Baum hat in der Verlängerung des Stamms einen langen Haupttrieb. Die Nebentriebe - fünf bis sieben - sollten deutlich kürzer sein. Beim Winterschnitt werden alle Triebe entfernt, die steil nach oben, nach unten oder in die Krone hinein beziehungsweise kreuz und quer wachsen. Seitentriebe werden um etwa ein Drittel gekürzt.

Einen behutsamen Schnitt vertragen jetzt die Kübelpflanzen im Winterquartier. An den länger werdenden Tagen sollte man das Asyl von Oleander und Co. regelmäßig lüften und die Pflanzen auf Krankheiten und Schädlinge kontrollieren. Befallene Blätter und Zweige sollte man abschneiden und in der Mülltonne entsorgen. Auf keinen Fall aber auf dem Komposthaufen!

Der Turbo im Garten

Der Februar ist übrigens tatsächlich ein guter Zeitpunkt, um diesen im Garten umzusetzen - was natürlich nur geht, wenn der Bio-Berg nicht durch und durch gefroren ist. Der Oktober-Kompost ist zwar im Februar noch nicht durch und durch reif, aber der ideale Schnellstarter für die neue Gartensaison. Der Kompost wird mit der Grabgabel gelockert und mit einem Durchwurf gesiebt. Die feine Komposterde ist ein perfekter Langzeitdünger für Blumen- und Gemüsebeete; man kann ihn auch unter Blumenerde mischen und für das Umtopfen der Kübelpflanzen nutzen, sobald die im April/Mai in ihre Freiluftquartiere umziehen. Bei Beeten rechnet man drei Liter Kompost auf den Quadratmeter.