Die Absage der Shakespeare-Spiele in Ludwigsstadt trifft die Schauspieler und Regisseur Daniel Leistner hart. Schließlich hätte er dem Publikum in diesem Jahr gerne etwas Besonderes präsentiert. Auch die Stadt bedauert den Ausfall.
Es wäre in diesem Jahr die zehnte Shakespeare-Saison geworden. Wegen Corona wurden die für Ende September/Anfang Oktober in der Hermann-Söllner-Halle geplant Theateraufführungen jedoch abgesagt (wir berichteten).
Regisseur Daniel Leistner erklärt, dass sein Team, der Bürgermeister und er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hätten. Von der rechtlichen Seite aus gesehen, hätte man die Shakespeare-Spiele durchführen können. Rund 100 Besucher hätte man unter Berücksichtigung eines Hygienekonzepts und der Abstandsregelungen in der Hermann-Söllner-Halle unterbringen können. Letztlich wisse aber keiner, wie sich die Corona-Situation bis Ende September entwickelt.
Leistner bezeichnet das Klientel der Theaterfreunde als eine etwas ältere Generation, die vernünftig und vorsichtig sei. "Die Leute sind einfach unsicher." Und letztlich stand bei der Entscheidung, ob die Aufführungen nun stattfinden oder nicht, auch der wirtschaftliche Aspekt zur Debatte, gibt er zu.
Ein Leben für die Bühne
Seit 1984 steht Leistner auf der Bühne. Seitdem hat er nur einmal pausiert, nämlich im Jahre 2016, nach dem Ende der Faust-Festspiele in Kronach. In seiner Anfangszeit auf der Bühne führte er Theaterstücke mit der Schulspielgruppe des Kaspar-Zeuß-Gymnasiums auf. Später war er beim Studententheater, in der sogenannten "freien Werkbühne" mit aktiv. Der Intendant leitete die Faust-Festspiele in Kronach, von der Gründung im Jahr 1995 bis zu deren Ende 2015. Seit 2011 leitet er die Shakespeare-Spiele und seit 2016 die Faust-Festspiele in Pegnitz. Theater, die Bühne und das Publikum bestimmten bisher sein Leben und seinen Alltag. "Es fehlt etwas, es ist ein komisches Gefühl", versucht Leistner die aktuelle Situation zu beschreiben. "Ich sehne mach danach, Theater zu machen - aber es geht eben nicht."
Für den 55-Jährigen hätte 2020 ein besonderes Jahr werden können. Denn erstmals hätte er mit seinem Team in Ludwigsstadt dem Publikum keinen Shakespeare präsentiert, sondern den großen Komödianten-Klassiker Karl Valentin. Der Höhepunkt des Abends wäre die Aufführung des gigantischen Monumental-Epos "Ritter Unkenstein" gewesen. In dem hätte Karl Valentin ein Mittelalter aufleben lassen, dass es so nicht gegeben hat. Für Leistner steht fest: "Es wäre ein Riesenspektakel geworden".
Aber auch sonst hätte er Neues gewagt. So wären seine Faust-Festspiele in diesem Jahr nicht mehr in Pegnitz, sondern in Pottenstein aufgeführt worden. Und seine Marktrodacher Werkbühne wäre in die Kreisstadt verlegt worden. Kronach deshalb, weil diese Stadt eine gute Atmosphäre für Kultur vermittle und somit für Theateraufführungen besser geeignet sei, erklärt Leistner. Er spricht von zwei attraktiven Standortangeboten für die Werkbühne. Die endgültige Entscheidung steht noch aus.
Corona ist wie bei vielen anderen Künstlern auch für Daniel Leistner mit finanziellen Einbußen verbunden. Bei den Soforthilfen-Programmen sei er bisher leer ausgegangen. Seinen Lebensunterhalt bestreite er derzeit aus den eigenen Rücklagen, sagt er.