Der Schlüssel zur Integration
Denn eines stand für Ghania Alia von Anfang an fest: "So schnell als möglich wollte ich Arbeit finden, ich wollte nicht von der Stütze leben!" Schnell war für sie auch klar, dass das Erlernen der deutschen Sprache ein wichtiger Schlüssel für die Integration ist. Sie paukte Vokabeln, oftmals mit ihrem Sohn, besuchte Integrationskurse. Sie nahm immer wieder Kontakt mit ihrer Ansprechpartnerin vom Jobcenter auf. "Du musst es wieder probieren", habe ihr Yvonne Waurig-Schneider Mut gemacht.
Mittlerweile hat die Grundschullehrerin eine kleine, gemütlich eingerichtete Wohnung, ein Auto und einen Job als Kinderpflegerin. Sie ist stolz, dass sie auf eigenen Beinen steht und für sich selbst und ihren Sohn sorgen kann. Sie hat Freundschaften geschlossen, sowohl mit Landsleuten als auch mit Küpsern.
"Deutschland und Küps haben mir eine Chance gegeben", sagt sie. Ghania Alia räumt aber auch ein, dass man - um in einem fremden Land Fuß fassen zu können - lernen und einen festen Willen dafür aufbringen muss.
Dass sie als Muslimin in einem christlichen Kindergarten arbeitet, stelle mittlerweile kein Problem mehr dar. Sie erinnert sich an das Vorstellungsgespräch. In diesem sei sie gefragt worden, wie sie die verschiedenen Konfessionen unter einen Hut bringen wolle. Sie habe geantwortet, dass es darauf ankomme, Werte und Gutes zu vermitteln und andere Menschen zu respektieren.
Eigentlich, so hält sie inne, habe sie immer nach Essen zu ihrem Bruder ziehen wollen, der schon vor dem Krieg in Deutschland als Chemiker arbeitete. Mittlerweile hat sie den Gedanken verworfen. Sie möchte nun, dass ihr Sohn in Küps aufwächst. Denn: "Ich fühle mich hier zu Hause!"
"Du kannst schon stolz auf dich sein", lobt Ursula Eberle-Berlips. Von Anfang an hat sich die Gemeinderätin und Integrationsbeauftragte zusammen mit weiteren Mitstreitern aus dem Unterstützerkreis um Flüchtlinge gekümmert. Sie hat auch im Hotel Hubertus, in dem Flüchtlinge aus Syrien, Iran und Irak untergebracht waren, Deutschkurse durchgeführt. Derzeit, so sagt sie, leben noch rund 85 Flüchtlinge (überwiegend Familien) in Küps, rund 50 davon im Hotel Hubertus.
Zieht Ursula Eberle-Berlips Resümee, so meint sie: "Ich würde es zu jeder Zeit wieder machen, aber anders". Sie würde mehr "Hilfe zur Selbsthilfe" leisten. Denn, je eher diese Menschen selbstständig werden, desto besser sei es. Auch stellt sie klar: "Wir sind keine professionelle Beratungsstelle!"
Alle lernten voneinander
Fakt sei aber auch, dass nicht nur die Flüchtlinge von den Helfern im Unterstützerkreis einiges gelernt haben, sondern auch sie. Zudem sind Freundschaften entstanden. Insgesamt, so sagt die Küpserin: "Meine Welt ist bunter geworden!"
Flüchtline im Landkreis Kronach
2015 Wie aus dem Landratsamt Kronach zu erfahren war, wurden während des Jahres 2015 rund 650 Flüchtlinge in den Notunterkünften wie Schulzentrum und Dreefs-Gebäude beherbergt. Rund 640 Personen lebten am Ende des Jahres in Asylbewerberunterkünften (Gemeinschafts- oder dezentrale Unterkünfte und Privatwohnungen).
2020 Derzeit befinden sich zwölf Flüchtlinge mit einer dauerhaften Aufenthaltserlaubnis im Landkreis. 312 haben ein befristetes Aufenthaltsrecht (Stand: 30. Juni 2020). Aktuell befinden sich rund 510 Personen mit einem Fluchthintergrund im Landkreis, davon befinden sich noch rund 30 Personen in einem laufenden Asylverfahren.