Auch sein beruflicher Aufstieg vom Vertriebsleiter zum Geschäftsführer war für ihn mit neuen und komplexen Aufgaben, darunter im technischen Bereich, verbunden. Und er resümiert: "Als Geschäftsführer lernt man nie aus - und das ist auch gut und wichtig."
Dass der Neustart gelang, sei vor allem der Verdienst der Mitarbeiter, deren Know-how, Fleiß und Loyalität zuzuschreiben. Während des Gesprächs spricht Bernd Hörauf oft vom "Wir" von "unerer Hütt". Die Glasmacher bezeichnet er als besondere Menschen, die an einem "magischen Ort" 365 Tage im Jahr rund um die Uhr den Laden am Laufen halten. "Als Geschäftsführer beziehungsweise Führungskraft bewegt man allein nichts", weiß er.
Hörauf stellt auch klar, dass man als Chef nicht immer von allen geliebt werde. Aber die Leute wollen und müssten wissen, worum es bei den Strategien geht. Er spricht auch davon, dass er im Laufe seines Berufslebens immer nach seinen eigenen Werten wie "Ein Wort von mir zählt", und "Ich lüge nicht", gelebt habe. Offene und ehrliche Kommunikation bezeichnete er als "Schlüsselkompetenz" für den Erfolg sowohl für die Mitarbeiter als auch für die Kunden. Das sei nicht immer einfach, aber "Beliebigkeit" oder Neudeutsch "mainstream" sei seine Sache nicht.
Ohne Kurzarbeit durch die Krise
Eingehend auf die Coron-Pandemie ist Hörauf dankbar, dass sein Unternehmen bisher ohne Kurzarbeit durch die Krise gekommen ist. Er hofft, dass nicht nur Deutschland, sondern auch andere Länder Corona in den Griff bekommen. Denn, mittlerweile sei die Gerresheimer Tettau, ebenso wie viele Industrieunternehmen im Landkreis, global auf dem Markt vertreten. So beträgt die aktuelle Exportquote etwa 75 Prozent. Hörauf ist zuversichtlich, dass die Pandemie zu bewältigen ist. "Das Problem ist, dass viele Menschen keine Krisen mehr gewohnt sind." Er erinnert an seine Vorfahren, die während des Krieges die Glashütte am Laufen hielten beziehungsweise in den Krieg ziehen mussten. "Das war damals alles viel schwieriger und leidvoller."
Und was gibt er nun seinem Nachfolger, seinen Leuten mit auf den Weg? Die Kommunikation, das persönliche Gespräch untereinander und mit Kunden sei wichtig. E-Mails, Powerpoint-Präsentationen, Videokonferenzen können seiner Auffassung nach nur ergänzend wirken. Auch müsse in dieser schnelllebigen Zeit die Bereitschaft für Veränderungen immer vorhanden sein.
Bernd Hörauf ist zurzeit dabei, seinen Schreibtisch und sein Büro zu räumen. Sein Nachfolger Kai Rohn wird seit Februar eingearbeitet. Es sei schon ein eigenartiges Gefühl, was er nicht beschreiben könne, sagt er - so ganz scheint Hörauf noch nicht auf seinen Ruhestand vorbereitet zu sein. Auch berühre es ihn, wenn er nun etwa durch die Hütte laufe und an manchen Türen Zettel mit Glückwünschen für ihn angebracht seien.
Engagement geht weiter
Genaue Vorstellungen über sein Rentnerleben hat Hörauf nicht. Allerdings will er sich weiterhin ehrenamtlich für die Region engagieren. Dazu zählen beispielsweise die IHK, das IZK, der BRK-Kreisverband, die Glasbewahrer. Fest steht: Glasmacher wird Bernd Hörauf auch weiterhin bleiben, allerdings mit weniger Verantwortung. Und: "Ich werde bestimmt keinen Glasofen in meinen Garten stellen - zumindest hoffe ich das", geht er auf Prognosen einiger Arbeitskollegen ein.