Eine Aufwertung für die obere Stadt in Kronach

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Dort wo viele Jahre Zeitungsgeschichte wurde, schuf nun das Ehepaar Hiltl neue Wohnungen und wertete somit das gesamte Stadtbild auf. Das Engagement des Ehepaares wurde von der Oberfrankenstiftung gewürdigt.Veronika Schadeck
Dort wo viele Jahre Zeitungsgeschichte wurde, schuf nun das Ehepaar Hiltl neue Wohnungen und wertete somit das gesamte Stadtbild auf. Das Engagement des Ehepaares wurde von der Oberfrankenstiftung gewürdigt.Veronika Schadeck

Christoph Hiltl und Petra Pohl wurden kürzlich für die Sanierung der Häuser Amtsgerichtsstraße 16 und 14 ausgezeichnet.

Sie hätten gewusst, dass sie vom Landesamt für Denkmalpflege als Preisträger vorgeschlagen werden, erzählt Christoph Hiltl. Aber seine Frau und er haben nicht daran gedacht, dass die Sanierung der Häuser Amtsgerichtsstraße 16 und 14 auf so eine Art und Weise gewürdigt werde. Schließlich gebe es in Oberfranken viele alte, historische und denkmalgeschützte Gebäude. "Als wir die Nachricht bekamen, freuten wir uns sehr!"

Seit sechseinhalb Jahren gehört das Gebäude, in dem einst die Stadt Kronach regiert und Zeitungsgeschichte geschrieben wurde, zum Alltag der Eheleute. Christoph Hiltl erinnert sich an damals, als der Gedanke aufkam, zusammen mit seiner Frau in der oberen Stadt ein altes Fachwerkensemble nach der Ersteigerung zu sanieren und Wohnraum zu schaffen. Ursprünglich gingen die Eheleute von einer Planungs- und Bauphase von etwa drei Jahren aus. "Hätte ich damals gewusst, dass sechs Jahre daraus werden, hätte ich das Projekt wohl nicht in Angriff genommen!"

Viel Geld, Zeit und Engagement habe die Amtsgerichtsstraße 16 und 14 gefordert, so Hiltl. Allein über ein Jahr lang habe die Entrümpelung des Gebäudes in Anspruch genommen. Zwischen 400 und 500 Tonnen Material musste beseitigt und entsorgt werden. Eine Herausforderung sei die marode Statik gewesen. Das ganze Gebäude habe mit neuen Stahlträgern durchzogen werden müssen.

Diskussionen um die Fassade

Und letztendlich gab es Diskussionen mit der Stadt und dem Kreisheimatpfleger. Es ging um die Außenfassade, um die Farbgebung und um die Frage, ob das Fachwerk, welches wohl zwischen den Jahren 1900 und 1940 freigelegt worden sein dürfte, oder ob der Barockputz zum Tragen komme. Für das Landesamt für Denkmalpflege waren beide Optionen akzeptabel. Schließlich wurde das Eckhaus so verputzt, dass der Barockcharakter erhalten blieb. Das Anwesen 14 behielt das Fachwerk.

Auch der Dachstuhl und die Dachbalken blieben in ihrer Ursprungsform. Im Innenhof, so erzählt Hiltl, wurden Mauern, die an das Stadthotel angrenzen, zurückgebaut, um mehr Licht in diesen Teil der Altstadt zu bringen. Weiterhin wurden bei fünf Wohnungen Balkone angebracht. Und bei der Anbringung des Innenputzes wurde viel Wert auf die Schaffung eines angenehmen Raumklimas gelegt. Die größte Herausforderung seien die bauausführenden Firmen gewesen. "Es war unheimlich schwierig, Handwerker zu bekommen!" Dieser Umstand führte auch zu einer längeren Bauzeit. Wie Christoph Hiltl weiter erzählt, wurden in den beiden Gebäuden sieben Wohnungen in gehobener Ausstattung, jeweils zwischen 49 und 100 Quadratmetern, geschaffen. Mittlerweile wurden diese auch alle vermietet. Im Erdgeschoss sind Räumlichkeiten für drei Läden entstanden.

Einer davon wird von den Eheleuten genutzt. Christoph Hiltl, der in München eine Anwaltskanzlei führt, hat sich damit in der Kreisstadt ein zweites Büro eingerichtet. Im zweiten Laden ist eine Yogapraxis untergebracht und ab September wird ein Friseur den dritten Gewerberaum nutzen.

Seit 30 Jahren kennt Christoph Hiltl den Frankenwald. Seine Frau kommt aus der Region. Längst hat der Münchner sein Herz für Kronach und Umgebung entdeckt. "Es ist schön hier, vor allem im Sommer!". Jetzt, nachdem die Baumaßnahmen nahezu voll vollendet sind, bleibt ein schönes Gefühl zurück, nämlich die Freude daran, ein altes Haus wieder auf Vordermann gebracht zu haben und dass dieser Einsatz auch so gewürdigt wurde.

Bei der Verleihung zeigte sich die Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz beeindruckt. Die Eheleute Petra Pohl und Christoph Hiltl hätten trotz schwieriger Substanz und vorhandener Schäden mit hohem Einsatz ein historisches Gebäude instand gesetzt, lobte sie. "Dadurch wurde eine Aufwertung der gesamten oberen Stadt erreicht!"

Geschichte des Anwesens

Alter Das Gebäude in der Amtsgerichtsstraße wurde bereits 1514 zum ersten Mal erwähnt. Seitdem hatte es viele Eigentümer. Im Jahre 1790 übernahm Bürgermeister Anton Ferdinand Limmer das Anwesen, bestehend aus den Hausnummern 92 a und 92 b. Somit wurde von diesem Haus auch die Stadt regiert. Später waren unter anderem ein Bäckermeister und Uhrmacher die Eigentümer.

Verlagshaus Erst im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude genutzt, um Zeitungsgeschichte zu schreiben. Es war im Jahre 1847, als in Kronach der "Fränkische Wald" gegründet worden war. Am 1. Oktober 1873 erschien im Hause Julius Heim eine zweite Zeitung. Sie nannte sich "Kronacher Anzeiger - Volksblatt für Oberfranken und den Frankenwald". Julius Heim, der im Dezember 1840 in Kronach geboren wurde, hatte den Plan dieser Gründung schon früher, konnte ihn aber erst nach dem gewonnenen Krieg 1870/71, nachdem die Gewerbefreiheit erfolgt war, zur Ausführung bringen. Er betrieb eine Buchdruckerei und redigierte die Zeitung, die ab 1904 den Namen "Fränkische Presse" trug und deren Redaktion er im Jahre 1903 seinen Sohn Caspar übergab. Im Jahre 1926 übertrug der Verleger Caspar Heim die Schriftleitung an Karl Knauf, nach dessen Ausscheiden war ab 1927 der bekannte Kronacher Heimatdichter Andreas Bauer Lokalredakteur. Die Ereignisse der Machtergreifung 1933 führten zum Ausscheiden Bauers. Caspar Heim und sein Sohn Julius, Letzterer starb 1945 in russischer Gefangenschaft, führten die Zeitung bis zum 31. Dezember 1936, dann wurde diese mit der NS-Zeitung vereinigt.

Nachkriegszeit Nach dem Krieg wurde im Gebäude und im Hause Heim das Kronacher Volksblatt und ab 1970 der Fränkische Tag im Kronacher Lokalteil hergestellt. Bis bis zum Umzug in die Rosenau 1990 schrieb also auch der Fränkische Tag in diesem Gebäude Zeitungsgeschichte.