Zwischen Schock, Verständnis, Frust und Hoffnung schwankt die Gefühlslage bei den Gastronomen. Der neuerliche Lockdown trifft die Branche hart.
Ab heute, Montag, müssen Restaurants wieder für mindestens einen Monat schließen. Für die Gastronomen im Landkreis Kronach ein harter Schlag. Sie fühlen sich unfair behandelt. Die weitgehende Schließung von Gastronomie und Hotels schießt über das Ziel hinaus - so lässt sich die Meinung der Befragten zusammenfassen.
"Die Schließung ist ungerecht und nicht verhältnismäßig", ärgert sich der Inhaber des Gasthofs "Bauernhannla" in Steinberg, Karlheinz Bauer, zumal ja auch erwiesen sei, dass die Gastronomie kein Treiber der Pandemie sei. Der zweite Lockdown sei auch nicht mit dem ersten im Frühjahr vergleichbar, denn damals standen der Sommer und die Biergartenzeit an. In seinem Gasthof wurde in Hygienekonzepte investiert und Abstandsregelungen erstellt. Diese wurden auch von den Gästen beachtet. Bauer erinnert an den Bau seines Gasthofs, als er eine Auflage bekam, wonach er eine hohe fünfstellige Summe in eine Entlüftungsanlage investieren musste. "Das alles zählt nicht!"
Zwischen Verständnis und Wut: So reagieren Wirte auf den Lockdown
Sein Unverständnis äußert der Wirt über "dumme Bemerkungen" von einigen Leuten, die sagen, "Na, ihr bekommt doch 75 Prozent eures Umsatzes vom Vorjahresmonat, was wollt ihr denn?". Er kenne bisher weder die Bedingung, noch die Zeit, wann das Geld fließen wird. Und ob der Antrag von einem Steuerberater gestellt werden müsse, der entsprechend bezahlt werden will.
Weiter spricht er von seinen rund 20 Mitarbeitern, die nun wieder in Kurzarbeit geschickt werden müssen. Sicherlich beabsichtige er, zusammen mit seiner Frau im November von Donnerstag bis Sonntagabend Speisen zum Abholen anzubieten. Ob das allerdings auch angenommen werde, sei fraglich - da sich das "Bauernhannla" im Außenbereich befinde. Hinzu komme die Planungsunsicherheit. Es sei schwierig, in so einer Zeit, Lebensmittel und Zutaten zu kalkulieren und entsprechend einzukaufen.
"Wir überlegen, ob wir überhaupt noch mal aufmachen. Andererseits, was für eine Alternative haben wir denn, also werden wir weiterkämpfen!", sagt Josef Rebhan von der Gastwirtschaft "Hauckensepper" in Rothenkirchen. Das Geschäft in den Sommermonaten sei nach dem ersten Lockdown recht gut verlaufen, zieht er Resümee. Das lag wohl auch am Biergarten, in dem weitere Plätze unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln angeboten werden konnten. So habe man zumindest einen kleinen Teil der Umsatzausfälle des ersten Lockdowns ausgleichen können.
Unbekannte Hürden bei Antrag auf Finanzhilfe
In den kommenden Wochen sollen nun Speisen zum Abholen angeboten werden. Der Erlös wird aber bei weitem nicht ausreichen, um die laufenden Kosten tätigen zu können. Außerdem, so ist Rebhan überzeugt: "Die Leute wollen gerade in Coronazeiten ein Stück Normalität!" Skeptisch ist er auch wegen der 75-prozentigen Unterstützung, mit der die Bundesregierung seiner Branche unter die Arme greifen will.
Die Frage sei doch, mit welchen bürokratischen Hürden die Anträge verbunden sind und was alles noch von der Umsatzsumme des Vorjahrsmonats abgezogen wird.
"Wir haben auf einen Kompromiss gehofft, beispielsweise was die Öffnungszeiten am Abend betrifft", ist die Inhaberin von "CoCoNo" in der oberen Stadt, Christine Murrmann, enttäuscht. Und: "Wir haben alles gemacht, was von uns verlangt wurde!" In den letzten Wochen habe sie auch investiert, um in den Wintermonaten ihre Gäste im Außenbereich bewirten zu können. Vor wenigen Tagen habe sie die Genehmigung dafür erhalten.
"Das Ganze passt nicht zusammen"
Sicherlich, so die Betreiberin des CoCoNo: "Die Gesundheit ist das höchste Gut - aber das Ganze passt nicht zusammen!" Sie spricht auch von einer gesellschaftlichen Aufgabe, die die Gastronomie leistet. Die Kronacher haben in diesem Jahr auf ihr Freischießen, Rosenberg-Festspiele, Stadtspektakel etc. verzichten müssen. Der Aufenthalt in einem Restaurant mit einem guten Essen sei für so manche Bürger die einzige Abwechslung vom Alltag gewesen. Überwältigt sei sie vom Mitgefühl, das ihr und ihrem Team von Gästen am letzten Wochenende entgegengebracht wurde. "So etwas geht zu Herzen und spornt an, weiterzukämpfen!"
"Warum trifft es immer uns!", fragt die Inhaberin des Hotels "Rennsteig" in Steinbach, Ute Hildebrand. Sie spricht von Produktionshallen, von Supermärkten und öffentlichen Verkehrsmitteln. Dort stehen die Menschen viel näher zusammen als in den Restaurants, wo die Hygienevorschriften streng eingehalten werden.
Ute Hildebrand hat bereits Hotelbuchungen für November stornieren müssen. Geblieben sind ihr die Hotelgäste, die wegen ihres Berufs in der Region weilen. Ihnen wird sie eine kleine Auswahl an Gerichten anbieten, die aufs Zimmer gebracht werden. Das bedeute, dass diese Pendler nach einem anstrengenden Arbeitstag kein Gespräch und keinen Austausch führen können, sondern den ganzen Abend einsam in ihren Zimmern sind.
Kein Vergleich zum Alltag
Die nächsten vier Wochen will sie auch mit Abverkauf von Gerichten zumindest teilweise ihre Umsatzeinbußen ausgleichen. Vergleichen mit dem normalen Alltag, der vom Leben, Gesprächen, Feiern und einem guten Essen in einer Gastronomie geprägt sei, könne man die Abholaktion von Speisen nicht.
"Unsere Lobby ist einfach zu schwach", stellt der Inhaber des Gasthofs "Zum Frack" in Steinberg, Bernhard Ebert fest. Er spricht noch von einer glücklichen Lage, da sein Haus mit Holzarbeitern, die derzeit für die Borkenbekämpfung in der Region eingesetzt sind, ausgebucht ist. Auch ihnen wird nun ihr Essen aufs Zimmer serviert werden müssen. Ein überwiegender Teil der Bevölkerung hatte in den letzten Monaten nur eine Abwechslung, nämlich im Wirtshaus essen zu gehen beziehungsweise ein Bier zu trinken. Und das wird ihnen nun auch genommen.
Der Gastronom denkt, dass nun Zusammenkünfte verstärkt an privaten Orten stattfinden werden. "Dort gibt es keine Hygieneregeln und keine Überwachung." Er spreche wohl auch für seine Kollegen, wenn er meint, dass die Unterstützungen auch so schnell fließen sollten, wie von der Politik versprochen. Und er hofft, wie auch die anderen Befragten, im Dezember und an Weihnachten die Gasträume wieder öffnen zu können.
Existenzen auf dem Spiel
Denn, so der Wirt vom "Bauernhannla", Karlheinz Bauer, "wenn das nicht kommt, wird es eng!" Bis dahin hoffen die Betreiber der Gastronomie, dass ihre Gäste das Abholangebot annehmen und somit ihre Branche unterstützen.
Bernhard Ebert wirkt nachdenklich, als er meint, dass einige Lokale - sollte die Situation andauern - die Corona-Krise wohl nicht überstehen werden. Damit würden nicht nur Existenzen, sondern auch ein großes Stück an Lebensqualität im Landkreis verloren gehen.
Die Wirte sind zurecht frustriert! Diese haben doch wirklich sich an die Vorgaben gehalten ..... das habe ich jedes Mal beim Gaststättenbesuch registriert! Die jetzige Maßnahme der Schließung der Gaststätten finde ich ungerecht! Die Gastwirte haben leider keine Lobby ..... wie andere .......
......... vielleicht sollten sich die Gastwirte umbenennen in "FC Bayern München" ........ da wird der Spüle positiv getestet und die Kontaktpersonen fahren alle nach Salzburg und springen in kurzen Hosen rum! Geht's noch?
Alle hätten in Quarantäne gemusst ...... für 2 Wochen ...... wie z.B. gerade gemeldet der Außenminister Maas ..... aber für "sinnlos rumrennende Millionäre" gilt das anscheinend nicht!
Warum immer die Werte betroffen sind? Wo, außerhalb der Schulen, finden denn sonst noch Menschenaufläufe statt? Ich habe selbst erlebt dass in manchen Wirtschaften Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, mit über 100 Menschen veranstaltet werden. Diese Menschen sitzen stundenlang bei geschlossenem Fenster ohne Mundschutz ohne Abstand – weil wir kennen uns ja alle – fröhlich zusammen. Was also haben die Wirte mit dem Infektionsgeschehen zu tun? Auch ich finde es schlimm wenn die Wirtschaft kaputt geht, wennGastwirte schließen müssen aber ein Menschenleben steht an erster Stelle. Und mit diesen Massenveranstaltungen bekommen wir leider keine Eingrenzung des Virus hin. Wenn manche Leute nicht so unvernünftig wären und ständig feiern würden oder gar in Urlaub fliegen würden müssten wir solche Maßnahmen erst gar nicht ergreifen. Ich hoffe nur dass die Schulen lieber heute wie morgen schließen - Bevor es zu spät ist!! Des weiteren haben die Werte den Vorteil dass sie trotz Schließung essen verkaufen können – was machen die Besitzer von einem Kosmetikstudio oder einem Fitnessstudio. Die hätten viel mehr Grund zum Jammern!
Drei Erwachsene aus unterschiedlichen Haushalten dürfen sich nicht treffen. Deren Kinder dürfen weiterhin Kontakt zu dreihundert anderen Kindern im Grundschulalter haben, fröhlich Masken untereinander tauschen und zuhause die Eltern anstecken. Das passiert nicht? Warum sind dann hunderte Schüler, die sich angesteckt haben könnten, in Quarantäne? Übrigends zuhause bei ihren Eltern. Welche nicht in Quarantäne müssen. Weil die Kinder nicht ansteckend sind. Aber aus dem Haus dürfen die Kinder auch nicht, weil sie so ansteckend sind. Dafür hat aber jeder Verständnis, weil das sehr nachvollziehbar ist.
Natürlich ist es ärgerlich für die Wirte, aber in spätestens zwei Wochen ist der Rest ja auch dicht, dem Einzelhandel geht es dann auch nicht anders. Man wartet nur noch, bis es weiter auf Weihnachten zugeht, und kommt dann mit der Begründung: "Ja, also wenn wir jetzt nicht handeln, dürft ihr an Weihnachten eure Familien nicht besuchen, daher müssen wir euch lieber jetzt einsperren".