Willanzheim will Weichen für die Zukunft stellen

3 Min
Willanzheim bleibt Schulstandort: Vier Klassen werden derzeit in der Grundschule Willanzheim unterrichtet – verteilt auf zwei Schulhäuser in Willanzheim und Hüttenheim ...
Daniela Röllinger
Seit sieben Jahren im Amt: Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert.
Daniela Röllinger

Minus zehn Prozent, minus 7 Prozent, minus 4 Prozent: Drei Varianten gibt es in der aktuellen Modus-Studie für die Bevölkerungsentwicklung von Willanzheim im Zeitraum von 2013 bis 2033 – und sie sehen alles andere als rosig aus.

Sie sei erschrocken beim Anblick dieser Zahlen, sagt Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert, zumal die Gemeinde in der letzten Studie noch sehr viel besser dastand. Für die Bürgermeisterin liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Klar sei aber auch: „Wir müssen etwas tun.“

1573 Einwohner hatte Willanzheim mit den Ortsteilen Markt Herrnsheim und Hüttenheim im Juni 2014. Zehn Jahre zuvor waren es noch knapp 40 mehr. Eine leicht rückläufige Tendenz ist also schon seit Jahren zu beobachten, auch ohne dass man auf die Zahlen der neuen Studie blicken müsste. „Wir dürfen das nicht aus den Augen verlieren“, sagt Ingrid Reifenscheid-Eckert. Und deshalb war es wichtig, dass die Weichen für die Zukunft gestellt wurden. Vor zwei Jahren wurde in Markt Herrnsheim ein Baugebiet ausgewiesen, das Baugebiet in Willanzheim wird erweitert.

Eine der wichtigsten Entscheidung war aber die für den Schulstandort. Die Gemeinde verfügt über zwei Schulhäuser, eines in Willanzheim, eines in Hüttenheim. Unterrichtet werden dort die Kinder aus den Gemeinden Willanzheim und Seinsheim. Einst als Grund- und Hauptschule betrieben, ist seit Jahren nur noch die Grundschule geblieben. Vier Klassen, zwei Schulhäuser, beide sanierungsbedürftig. Nach vielen Debatten hat sich die Gemeinde für Willanzheim als Schulstandort entschieden, dort wird saniert und erweitert. Die Hüttenheimer Schule wird künftig als Kindergarten und als Sporthalle genutzt. Bis beide Projekte fertig sind, wird noch einige Zeit ins Land ziehen. Erst einmal steht laut Bürgermeisterin eine „intensive Planungsarbeit“ an.

Zweieinhalb Millionen „plusminus“ wird die Schulsanierung und Erweiterung kosten. Reifenscheid-Eckert hofft auf eine 60- bis 70-prozentige Förderung. Auch zum Umbau des Hüttenheimer Schulhauses wird die Gemeinde einen Teil beisteuern, auch wenn die Kirche Träger des Kindergartens ist. Hier stehen noch keine Kosten im Raum: „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, sagt die Bürgermeisterin. Für die Turnhalle im Schulhaus hofft sie auf eine Förderung im Rahmen der Integrierten Ländlichen Entwicklung.

Die anstehenden Ausgaben sind groß, um Schulden wird die Gemeinde da nicht herumkommen. Aber da andere Darlehen auslaufen, werden die zu schultern sein, ist Reifenscheid-Eckert sicher. Derzeit liegt die Pro-Kopf-Verschuldung etwa bei der Hälfte des Landesdurchschnitts vergleichbarer Gemeinden. „Wir haben schon immer geschaut, dass wir uns nicht hoffnungslos überschulden. “ So konnten bislang immer alle großen Projekte geschultert und gleichzeitig „das Laufende bedient“ werden. Zum Beispiel freiwillige Leistungen, unter anderem für die Vereine.

Einer der größeren Brocken in den letzten Jahren war die Breitbanderschließung. Trotz 254 000 Euro Zuschuss musste die Gemeinde tief in die Tasche greifen. In diesem Jahr fiel die Restsumme von 212 000 Euro an. Willanzheim war die erste Kommune in Bayern, die das schnelle Internet nach dem neuen Förderverfahren verwirklicht hat. In allen drei Ortsteilen ist jetzt das schnelle Internet verfügbar.

Die Breitbandversorgung ist natürlich ein wichtiger Standortfaktor für die Zukunft der Gemeinde. Ebenso die Nahversorgung: Metzger und Bäcker in Willanzheim, Bäcker mit Wurstverkauf in Hüttenheim, ein Klingelbäcker in Markt Herrnsheim sind da. Es gibt Direktvermarkter in den Ortsteilen, außerdem Supermärkte in kurzer Entfernung in Iphofen und Nenzenheim. Auch die Verwaltungsgemeinschaft sitzt in Iphofen, die Verbindung zur Nachbarstadt ist eng. Gerade deshalb ist eine bessere ÖPNV-Verbindung dorthin für Reifenscheid-Eckert ein großes Anliegen. „Da sind wir dran.“

„Das rege Vereinsleben in allen drei Ortsteilen - das ist unser großer Schatz.“
Ingrid Reifenscheid-Eckert Bürgermeisterin

Gewerbegebiete gibt es in den drei Ortsteilen nicht. Dazu fehlt der Platz, „und auch die Verkehrslage passt nicht“, sagt Ingrid Reifenscheid-Eckert. Die Gewerbesteuereinnahmen liegen in diesem Jahr bei etwa 120 000 Euro. Kleingewerbe, mittelständische Betriebe, Handwerker sind da. Außerdem eine ganze Reihe gastronomische Betriebe – alleine sieben in Hüttenheim. Der Ort ist Ziel vieler Tagestouristen, Übernachtungsgäste können die etwa 40 Betten nutzen. Alle Betriebe hätten einen hohen Anspruch, viele seien bei „Wein.Schöner.Land“ engagiert.

Mit der Kirchenburg wirke Hüttenheim sehr ursprünglich, nennt die Bürgermeisterin einen Grund, warum der Ort bei Touristen gut ankommt. Die Gäste nutzen die vielen Wandermöglichkeiten, steuern den Ort unter anderem per Bocksbeutelexpress oder Kirchenburgexpress an. Landwirtschaft, Naturschutzgebiete, 89 Hektar Weinbau, 400 Hektar Wald – das ist das Umfeld, das den Flair von Willanzheim ausmacht. Dabei ist gerade der Forst nicht immer unproblematisch. In diesem Jahr ist der Willanzheimer Wald sehr stark mit dem Prozessionsspinner befallen. Vor allem das Greutholz. Da gibt es Bäume mit fünf, sechs Nestern, berichtet Reifenscheid-Eckert von einer Besichtigung.

Eine Bekämpfung mit dem Hubschrauber würde helfen – ist aber nur sehr eingeschränkt möglich. „Es wird schwierig, dafür eine Genehmigung zu bekommen“, befürchtet die Bürgermeisterin. Dabei sei der Wald für die Willanzheimer emotional sehr wichtig. „Da hängt viel Tradition dran.“ Viel Wald gehört den Bürgern selbst, wird innerhalb der Familie weitergeben.

Als „Alleinstellungsmerkmal“ sieht die Bürgermeisterin das rege Vereinsleben in den drei Ortsteilen. Das merkt man auch an den Festen: Die Gemeinde organisiert die Märkte, alles andere wie zum Beispiel Kirchenburgweinfest Hüttenheim, Dorffest Willanzheim, Streuobstfest Herrnsheim, machen die Vereine. „Dass die Vereine das Ortsgeschehen so tragen, das ist unser großer Schatz.“ Die Vereine seien eine starke Stütze für die Gemeinde – generationenübergreifend und auch die Ortsteile übergreifend. „Die Jugend kommt zusammen, es entstehen neue Familienbande, viele Freundschaften. Das ist längst nicht mehr so starr, wie es früher einmal war.“

Willanzheim

Willanzheim liegt im südlichen Landkreis Kitzingen und gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Iphofen. Die drei Ortsteile Willanzheim, Markt Herrnsheim und Hüttenheim haben insgesamt 1573 Einwohner (Stand Juni 2014). Es gibt zwei Kindergärten sowie eine Grundschule. Bürgermeisterin Ingrid Reifenscheid-Eckert steht seit 2008 an der Spitze der Gemeinde.