Mainbernheim: Ein Städtle mit Flair

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Derzeit das größte Projekt: Neben der Kirche entsteht eine Radlerherberge mit einem Versammlungssaal.
Foto: Daniela Röllinger
Das neue Gesicht gefällt: Die Umgestaltung der Grabengärten an der Stadtmauer kommt gut an. Auch der lange gewünschte Radweg an der B8 ist jetzt da, ebenso die Querungshilfen für Fußgänger.
Foto: Daniela Röllinger
Der Mann an der Spitze: Peter Kraus ist seit 2014 Bürgermeister von Mainbernheim.
Foto: Röllinger

Gemeinden im Landkreis (20): Die Innenentwicklung ist Mainbernheim besonders wichtig

Schon beim Vorbeifahren ist es nicht zu übersehen: In dieser Stadt spielt Geschichte eine wichtige Rolle. Die Stadtmauer, die Türme, die historischen Bauten, die engen Gassen prägen das Stadtbild und sorgen für ein ganz besonderes Flair. Die Entwicklung einer Stadt machen sie aber nicht unbedingt einfacher.

Etwa 2230 Einwohner hat Mainbernheim. Das ist den vor einigen Jahren getroffenen Entscheidungen zu verdanken. „Wenn wir 2012/13 das Baugebiet nicht ausgewiesen hätten, hätten wir 150 Einwohner weniger“, sagt Bürgermeister Peter Kraus. Mainbernheim müsse bei der Baulandentwicklung „hinterher sein“, sonst wandern die Interessenten in die umliegenden Gemeinden ab. Doch langsam wird es wieder eng. Drei Bauplätze und ein Doppelhausbauplatz sind noch nicht verkauft, Anfragen sind da. Ob es bald ein neues Baugebiet gibt? Entschieden ist das noch nicht. „Eine Abrundung wäre uns lieber als ein neues Baugebiet“, stellt der Bürgermeister fest. Vor allem aber sagt er: „Die Innenentwicklung ist wichtiger.“

Der Ortskern von Mainbernheim, von den Bürgern liebevoll „Städtle“ genannt, er lebt. Es gibt Wohnhäuser, viele Geschäfte, Cafés, Gasthäuser. Steht der Verkauf eines kleinen Gebäudes an, kriegt man das laut Bürgermeister relativ schnell an den Mann, zumindest wenn der Preis stimmt.

Bei großen Anwesen aber wird es schwierig, vor allem wenn der Sanierungsbedarf hoch ist. Fünf, sechs solche Anwesen gibt es laut Kraus. Fragt man ihn nach einem Sorgenkind, nennt er die Herrnstraße 35/37. Über 1000 Quadratmeter mitten im Ort, das Haupthaus denkmalgeschützt und sanierungsbedürftig, in Privatbesitz. „Es ist schwierig, einen Investor zu finden.“ Obwohl Kraus von einem „interessanten Areal“ spricht, über dessen Nutzung sich auch die Stadt selbst schon Gedanken gemacht hat. Denn Räume für die Stadtbücherei und das Archiv könnten durchaus gebraucht werden. „Wir könnten uns auch ein kleines Stadtmuseum mit der Geschichte Mainbernheims vorstellen.

“ Ein anderes Gebäude, die Alte Schule, gehört zwar der Stadt, aber auch hier würde Kraus einen privater Investor bevorzugen. „Das bindet sonst zu viel Kapital“.

Insgesamt ist es nicht leicht, den Menschen einen Altort als Wohnort schmackhaft zu machen. „Junge Familien wollen einen Freiraum außerhalb ihres Hauses“, weiß der Bürgermeister aus Erfahrung. Einen Garten aber hat man dort nicht am Haus. Höchstens außerhalb der Stadtmauer. Dort liegen die Grabengärten, die gepachtet werden können. Übrigens nicht nur von Mainbernheimern.

„Den schwarzen Adler und das Hotel zum Bären wiederzubeleben,

das wäre toll.“

Peter Kraus, Bürgermeister

Die Wiederbelebung der Gärten, der Bau des Radweges, der Haltestellen und der Querungshilfen an der B 8, das war die große Maßnahme der letzten Jahre. 1,5 Millionen Euro hat sie insgesamt gekostet, wovon Mainbernheim etwa 250 000 Euro übernahm. Das derzeit größte Projekt hat Bürgermeister Kraus täglich vor Augen. In direkter Rathausnähe, neben der Kirche, entsteht in der Schulgasse 5 und 7 eine Radlerherberge mit Veranstaltungsraum. 1,25 Millionen Euro wird das voraussichtlich kosten, 800 000 Euro schießt die Städtebauförderung zu. Wichtig ist der Stadt vor allem der Veranstaltungsraum: Für viele Veranstaltungen ist die Mehrzweckhalle zu groß und das Kantoratsgebäude zu klein. „Dazwischen fehlt was.“ Eingebaut wird in das Anwesen eine öffentliche Toilette, vor allem wegen der Touristen. „Davon haben wir viele“, sagt der Bürgermeister. 4 980 Gästeübernachtungen wurden beispielsweise 2013 alleine in den Beherbergungsbetrieben mit mehr als neun Betten verzeichnet. Dazu kommen kleinere Unterkünfte. Und viele Tagesgäste.

Vor allem für sie würde sich Peter Kraus eine Erweiterung des gastronomischen Angebots wünschen. Es sind Gaststätten da, gute dazu, aber manche haben gleich zwei Ruhetage. „Den schwarzen Adler und das ehemalige Hotel zum Bären wiederzubeleben, das wäre toll.“

Beide Gebäude liegen an der Herrnstraße, der „Hauptstraße“ im Altort von Mainbernheim. Für diese Straße wird derzeit ein Konzept erarbeitet, bei dem es nicht nur um die Wiederbelebung von Gebäuden geht. Barrierefreiheit ist eines der Ziele, die erreicht werden sollen. Eine Straßenmöblierung soll helfen, die Aufenthaltsqualität zu erhöhen und den Verkehr noch weiter zu verlangsamen – obwohl man zwischen den Toren sowieso nur Schrittgeschwindigkeit fahren darf. Was die Verkehrsüberwachung auch regelmäßig prüft. Mit einem Parkleitsystem sollen möglichst viele parkende Autos aus dem Städtle geholt werden. Mehrere öffentliche Parkplätze gibt es bereits, ein weiterer Quartiersstellplatz wird dieses Jahr in der Bergstraße entstehen. Die Bewilligung der Städtebauförderung liegt vor.

In den vergangenen Jahren hat Mainbernheim nicht nur in die Grabengärten und das B8-Umfeld Geld gesteckt, sondern auch den Kindergarten generalsaniert und eine Krippe angebaut. Neben dem Kindergarten mit zwei Regelgruppen und einer Krippengruppe gibt es die Schule, die ebenfalls energetisch saniert wurde. Hier werden die dritten und vierten Klasse des Schulverbands Mainbernheim/Rödelsee unterrichtet. Angst um den Schulstandort hat Peter Kraus nicht. „Wir haben insgesamt etwa 140 Schüler und eine große Nachfrage nach Ganztagsbetreuung.“ Ein Schulhaus alleine würde da nicht reichen.

Die Versorgung der Bürger ist in der Altstadt gewährleistet. Es gibt einen Metzger, einen Bäcker und mehrere Bäckereiverkaufsstellen, zwei Arztpraxen und eine Zahnarztpraxis, eine Apotheke, ein Lebensmittelgeschäft. „Wunderbar“, sagt der Bürgermeister. Über die langfristige Sicherung der Lebensmittelversorgung aber macht er sich dann doch Gedanken. „Was ist in zehn Jahren? Wie kann die Versorgung auf Dauer erhalten werden?“

Den Haushalt seiner Stadt bezeichnet Kraus als „solide“. Auf große Rücklagen kann man nicht zurückgreifen, „aber wir können die Projekte schultern“. Das größte finanzielle Standbein ist die Einkommensteuerbeteiligung. Ein Vorteil, da sie nicht konjunkturabhängig ist, findet Kraus. Im Unterschied zur Gewerbesteuer. Die bezeichnet der Bürgermeister als „mittlerweile wieder ganz in Ordnung“. Es gibt zahlreiche Betriebe im Altort und im Gewerbegebiet Dürresee. Größter und bekanntester Betrieb in Mainbernheim ist die Firma „Bären-Schmidt“ mit etwa 100 Beschäftigten. Deren Historie reicht bis ins Jahr 1863 zurück. Johann Friedrich Schmidt aus Nürnberg kam damals nach Mainbernheim, um Brot und vor allem seine Spezialitäten Lebkuchen zu backen. Er übernahm das Wappentier der Stadt für sein Firmenwappen und trug den Mainbernheimer Bären somit in alle Welt hinaus. Heute sind die Mainbernheimer Lebkuchenzeiten allerdings schon einige Jahre vorbei. Als Bären-Schmidt an Haribo überging, fiel die Lebkuchensparte weg. „Das ist bedauerlich, denn das war unser Aushängeschild“, findet Peter Kraus noch heute. „Auch wir sind natürlich froh, dass wir die Gummibärchen haben.“

Mainbernheim

Mainbernheim liegt an der B8 südlich von Kitzingen und hat 2223 Einwohner (Stand Dezember 2014). Es gibt einen Kindergarten sowie eine Schule, in der die Dritt- und Viertklässler des Schulverbandes Mainbernheim/Rödelsee unterrichtet werden. Die Nahversorgung ist über ein Lebensmittelgeschäft gesichert, zudem gibt es zahlreiche weitere Geschäfte. Die ärztliche Versorgung ist mit zwei Hausarzt-Praxen und einer Zahnarztpraxis außergewöhnlich gut, auch eine Apotheke fehlt nicht. Größter Betrieb am Ort ist die Firma Bären-Schmidt. Bürgermeister Peter Kraus ist seit Mai 2014 im Amt.