Babypuder und Wurst. Die hat Annika Herrmann immer dabei, wenn sie zum Einsatz geht. Sie braucht sie für die Suche nach Vermissten. Mit dem Puder wird die Windrichtung bestimmt. Und die Wurst gibt's als Belohnung für Gipsy, wenn das Opfer gefunden ist. Der Labrador-Mix ist ein Rettungshund.
Die Nase am Boden, rennt Gipsy durch den Garten. Es geht hierhin, es geht dorthin, überall wird geschnüffelt, geschaut. „Sie hat viel Energie“, sagt Annika Herrmann über ihre fünfeinhalbjährige Hündin. „Sie will beschäftigt werden.“ Diesen Drang wollte die Sickershäuserin nicht verpuffen lassen, sondern sinnvoll nutzen. Jetzt kommt er vermissten Personen zugute.
„Geprüfter Rettungshund“ steht auf der Plakette, die Gipsy seit kurzem tragen darf. Seit der bestandenen Prüfung Mitte September sind sie und Frauchen Annika Herrmann ein geprüftes Rettungshundeteam der Rettungshundestaffel des BRK Kitzingen. Zweieinhalb Jahre haben sie in die Ausbildung investiert, etwa 400 Stunden lang geübt – in Wäldern, auf Wiesen, im unwegsamen Gelände, im Kieswerk, in Firmengebäuden. Ein- bis zweimal pro Woche, manchmal sogar dreimal kommen die Rettungshundeteams und diejenigen, die es werden wollen, zusammen. Bei Wind und Wetter wird geübt und „Opfer gelegen“ – schließlich brauchen die Tiere jemanden, den sie suchen können. Dabei variieren die Opferbilder: Der Betroffene kann im Gebüsch liegen, unter Trümmern versteckt sein, in Containern oder im Schlafsack.
„Versteckte“ Opferbilder sind schwieriger zu finden und Grund dafür, dass Annika Herrmanns Lebensgefährte Tilman Behrend zwar die gesamte Ausbildung mitgemacht hat, die Prüfung aber diesmal nicht bestand. „Wir haben natürlich weiter geübt und inzwischen ist sie soweit, dass sie auch versteckte Opfer findet“, sagt Behrend über Gipsy. Auch wenn es mit der Plakette für ihn nicht geklappt hat, ist er bei den Einsätzen trotzdem dabei, als Helfer und Funker, beim Üben unter anderem als Opfer.
„Im Idealfall läuft man so, dass der Wind aus dem Wald herausweht.“
Annika Herrmann BRK-Rettungshundestaffel
Nicht jeder Hund ist für die Ausbildung zum Rettungshund geeignet. Die Rasse ist dabei nicht wichtig, aber der Charakter. Der Hund muss gehorsam, aber auch belastbar sein. Am Anfang steht deshalb zunächst die Eignungsprüfung für den Hund. Ist die geschafft, müssen in der Ausbildung dann nicht nur die Hunde weiter lernen, sondern auch ihre Besitzer. Das Tier muss wissen, wie es sucht und meldet, darf sich von Hasen oder Rehen nicht ablenken lassen, muss den Opferfund richtig melden. Es muss in Engstellen kriechen, über Leitern gehen, sich abseilen lassen. Für den Menschen gehören Erste Hilfe, Defibrilation, Funken, Orientierung mit GPS und Kompass, Einsatztaktik, die Lehre vom Hund und vieles mehr zum Unterrichtsstoff. Und der wird dann natürlich abgeprüft.
Die Prüfung besteht aus verschiedenen Teilen. Trümmerkunde für den Hundeführer gehört dazu, das Verhalten des Hundes am Opfer, eine Gehorsamsübung und mehr. Geprüft werden kann die Trümmersuche, die Flächensuche oder die Mantrailsuche, bei der die Hunde Gerüche des Vermissten aufnehmen und ihre Suche gezielt auf diese Gerüche ausrichten.