In Iphofen schaut man gern voraus

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Zweieinhalb Jahre prägte die Großbaustelle das Stadtbild: Fast 15 Millionen Euro hat die Sanierung der Alten Schule und die Errichtung des Dienstleistungszentrums in Iphofen gekostet ...
Foto: Daniela Röllinger (Archiv)
Fühlt sich wohl in seinem neuen Dienstzimmer: Bürgermeister Josef Mend ist seit 1990 Bürgermeister von Iphofen.
Foto: Daniela Röllinger

Sie ist nicht die einzige Kommune im Landkreis, die keine Schlüsselzuweisungen bekommt, weil die Gewerbesteuer gut fließt. Sie ist nicht die einzige, die viele Touristen anzieht. Trotzdem wird im Fall des Falles häufig der gleiche Ort genannt, wenn es darum geht, einen Vergleich zu ziehen: „Ein Iphofen werden wir nie.“

Bürgermeister Josef Mend ist sich darüber bewusst, dass seine Stadt im Vergleich zu vielen anderen Kommunen in Bayern und Deutschland „auf der Sonnenseite steht“. Zu verdanken ist das dem Weltunternehmen, das seinen Sitz in der Stadt hat. Dank Knauf und dessen Gewerbesteuer kann sich die Stadt so manches leisten, was andere gerne hätten.

Finanztechnisch geht es immer mal auf und mal ab in Iphofen, wenn auch auf einem hohen Niveau. „Wir hatten in den letzten Jahren deutliche Gewerbesteuereinbrüche“, sagt Josef Mend. Die Stadt stand vor der Frage, ob der lange angestrebte Verwaltungsbau noch weiter verschoben oder die seit 20 Jahren laufende Planung doch angegangen wird. Sie wurde: Zweieinhalb Jahre dauerte es, bis aus der Alten Schule und den umliegenden Gebäuden das neue Dienstleistungszentrum geworden war. Knapp 15 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Ein Teil der Rücklagen floss in die Maßnahme, Kassenkredite wurden aufgenommen. Da findet Mend es natürlich toll, dass die Zinsbelastung derzeit so niedrig ist.

„Aber irgendwann muss das auch wieder zurückgezahlt werden.“ Den mahnenden Zeigefinger hebt der langjährige Stadtchef immer wieder mal. Auch eine gewisse „Selbstbedienungsmentalität“ so mancher Bürger kritisiert er.

Der Stadtrat will die städtischen Rücklagen bald wieder auf zwölf Millionen Euro aufstocken, so viel wie zwei höchstmögliche Kreisumlagen. Denn auch das ist eine Seite der „reichen“ Kommune: Sie muss viel Kreisumlage zahlen. Iphofen steht nicht weit hinter Kitzingen an zweiter Stelle, obwohl es weniger als ein Viertel der Einwohner hat.

Eigentlich aber beschäftigen Iphofen die gleichen Probleme wie andere Gemeinden auch. Wie man die Einwohnerzahl halten kann, zum Beispiel. Sie ist relativ stabil, aber in einigen der sieben Stadtteile ist es nicht einfach, ein Plus hinzukriegen. Iphofen selbst ist da nicht das Problem: Der Bahnhaltepunkt macht den Ort attraktiv auch als Wohnort für Leute, die in Würzburg oder Nürnberg arbeiten.

Das Baugebiet Hündlein hat sich schnell gefüllt, ein neues wird gesucht.

Wenn in den Stadtteilen einige Bauplätze brach liegen, findet das der Bürgermeister aber auch nicht schlimm, denn wenn, wie in Nenzenheim, junge Leute die elterlichen Scheunen umbauen oder Anwesen in den Ortskernen übernehmen, wird Leerstand vermieden. Leerstände ausgeprägter Art gibt es nicht. Und wenn sie doch absehbar sind, „dann lachen wir uns das Problem an“, erklärt der Bürgermeister. Die Stadt kauft das Anwesen, sucht nach einer Lösung, geht in Vorleistung, tritt als Ideenlieferant auf.

So wie jetzt bei einem „wunderschönen alten Denkmal“ in Hellmitzheim. Ein, zwei Winter mehr hätte es nicht mehr ausgehalten. Also hat die Stadt es erworben. Im Zuge der Überlegungen über Unterkünfte für Flüchtlinge wird es nun möglicherweise für diesen Zweck saniert – mit großzügiger Unterstützung des Freistaates. Einen entsprechenden Beschluss hat der Stadtrat jedenfalls in dieser Woche gefasst.

Großprojekte in und rund um Iphofen hat es in den vergangenen Jahren viele gegeben, auch was die Verkehrsinfrastruktur angeht. Die Verlegung der Straße nach Willanzheim, die Umgehung Richtung Rödelsee, bald soll mit der Verlegung der Verbindungsstraße nach Markt Einersheim begonnen werden. Der lange gewünschte Kreisverkehr an der B8 ist dank der anstehenden barrierefreien Gestaltung des Bahnhofs in greifbare Nähe gerückt.

„Man muss auch über

ungelegte Eier nachdenken.“

Josef Mend Bürgermeister

Rechtzeitig in die Überlegungen einsteigen, damit man bereit ist, wenn es soweit ist, lautet die Devise, die für das Fortkommen einer Gemeinde wichtig ist. Ob bei einem Leerstand in Hellmitzheim oder beim B8-Kreisel. „Man muss schon über ungelegte Eier nachdenken.“

Ein Thema, das Mend derzeit beschäftigt, ist der Tourismus. Iphofen müsse den Ansprüchen im Hochpreissegment gerecht werden. „Knauf darf erwarten, dass seine Gäste sehr gut untergebracht werden“, findet der Bürgermeister. Das Geben und Nehmen zwischen Iphofen und dem Unternehmen, es gilt für ihn auch auf diesem Gebiet.

Gerade im Tourismus tut sich einiges im Moment. Mit der Umgestaltung der Homepage, mit der Renovierung der Vinothek. Mend weiß, dass mancher den Kopf schüttelt, weil nach gerade mal 15 Jahren viel Geld in das Gebäude gesteckt wurde. „Aber der Konsument sieht nur, dass seit 15 Jahren alles gleich ist.“ Die Gäste würden erwarten, dass sich etwas bewegt.

Irgendwann wird sich zum Beispiel am Gebäude etwas bewegen müssen, in dem das Kaufhaus untergebracht ist. Es passt nicht mehr so recht ins Ensemble. „Ein Koloss“, sagt der Bürgermeister. Mit dem Kaufhaus, den Einkaufsmärkten, Bäckereien und dem Metzger ist die Versorgung in Iphofen selbst gewährleistet, auch wenn die Supermärkte am Ortsrand stehen. In Nenzenheim gibt es ein Lebensmittelgeschäft, in Hellmitzheim einen Bäckerverkauf, in Mönchsondheim einen echten Tante-Emma-Laden.

Trotzdem ist die Versorgung der Stadtteile und vor allem der älteren Personen eine große Herausforderung. Auch die Mobilität müsse erhöht werden, Linien zu Ärzten und Geschäften spricht Mend an. Mit der durchaus vorhandenen und wichtigen Nachbarschaftshilfe alleine sei es nicht getan. „Die Senioren wollen selbst einkaufen, sie wollen den Kontakt zu anderen Leuten.“

Man müsse den Bürgern die Chance geben, so lange wie möglicht im eigenen Haus zu leben, findet der Bürgermeister. Obgleich es ja in Iphofen ein Altenbetreuungszentrum gibt und auch eine Sozialstation. „Das Betreuungsangebot für Senioren ist super“, sagt Mend. Doch auch hier wird vorausgedacht. Derzeit wird über eine „Demenz-WG“ debattiert.

Jüngere und Familien sind ebenfalls gut versorgt. Jeder Ort hat einen Jugendtreff. Es gibt drei Kindergärten, in Iphofen steht eine Erweiterung für eine zweite Krippengruppe an. Da ist die eigene Grund- und Mittelschule. Und die Kinder aus den Ortsteilen besuchen die Grundschule in Markt Einersheim. Eine Realschule hätte Mend noch immer gerne in Iphofen – er hatte die Stadt als Standort vorgeschlagen, als es vor Jahren um die Zukunft der Kitzinger Realschule ging.

Ein Schwimmbad gibt es in Iphofen ebenfalls. „Aber daran werden wir irgendwann auch etwas machen müssen“, ist sich Mend bewusst. Ein Programm bis 2030 sei locker auszuarbeiten, sagt er. Vorausschauen halt. In Bewegung bleiben.

Iphofen

Iphofen liegt im südlichen Landkreis am Fuße des Schwanbergs und ist Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Iphofen. Die Stadt ist für ihren Wein sowie durch das Weltunternehmen Knauf weithin bekannt. Iphofen hat 4512 Einwohner (Stand 30. Juni 2014), die in den den Stadtteilen Iphofen, Birklingen, Dornheim, Hellmitzheim, Mönchsondheim, Nenzenheim und Possenheim wohnen. Es gibt drei Kindergärten, eine Mittelschule und ein Altenbetreuungszentrum. Die Versorgung ist über mehrere Einkaufmärkte gesichert. Bürgermeister Josef Mend ist seit 1990 im Amt.