Gemeinden im Landkreis: Buchbrunn - Die Bürger packen an

4 Min
Das Angebot kommt an: Seit Mai 2014 ist der Dorfladen „Kummrei“ in Buchbrunn geöffnet ...
Foto: Daniela Röllinger
Ist seit Mai 2014 im Amt: Buchbrunns Bürgermeister Hermann Queck.
Foto: Daniela Röllinger

Mit Eigeninitiative ist es Gemeinde und Bürgern gelungen, einen wichtigen Standortvorteil zu schaffen.

„Kummrei“ steht am Gebäude – und die Leute nehmen die Aufforderung an. Nicht nur Einheimische kaufen im Buchbrunner Dorfladen ein, auch aus anderen Orten und selbst aus Kitzingen kommen Kunden. Mit Eigeninitiative ist es Gemeinde und Bürgern gelungen, einen wichtigen Standortvorteil zu schaffen.

Die Nahversorgung ist in vielen kleinen Orten zum Problem geworden. Kein Einkaufsladen mehr, Bäcker und Metzger machen höchstens noch mit ihren Verkaufswagen Halt. Dass es in Buchbrunn anders ist, war sicherlich ein Kraftakt. Die Gemeinde hat ein Gebäude gebaut, die Bürger haben sich an einer Gesellschaft beteiligt, die den Dorfladen trägt. Vier hauptamtliche Mitarbeiter und einige Ehrenamtliche versorgen nun die Kunden – und die nehmen das Angebot in den Regalen gerne an, das von Frischware der Metzgerei Bausewein und „Schneiders-Bäck“ ergänzt wird. Ein Café ist integriert. Wer sich dort an den Tischen niederlässt, blickt direkt auf den Spielplatz. Und damit ist der Laden mehr als eine Einkaufsmöglichkeit – „Kummrei“ ist ein Treffpunkt für jedes Alter geworden.

Für Bürgermeister Hermann Queck war die Einweihung des neuen Dorfladens die erste Amtshandlung nach der konstituierenden Sitzung Anfang Mai 2014. Als Mitglied des Gemeinderates war er schon vorher dabei, als es erste Überlegungen gab und Anregungen in anderen Orten geholt wurden. „Jetzt holen die anderen ihre Ideen bei uns“, sagt er nicht ohne Stolz. Die Gesamtkosten von 365 000 Euro sind gut investiert. „Das war auf jeden Fall die richtige Entscheidung.“

Dass im „Kummrei“ ein Café integriert ist, ist um so wichtiger, als es in Buchbrunn kein Gasthaus mehr gibt. Lediglich im Sportheim und im Feuerwehrhaus gibt es ab und zu eine Bewirtung. „Unser Ziel ist es, wieder ein Gasthaus herzubringen“, sagt der Bürgermeister. Das Gebäude dafür ist vorhanden: Die Gemeinde hat 2002 die ehemalige Wirtschaft „Frankenträubl“ gekauft. Einen Mieter oder Pächter gibt es dafür derzeit nicht, aber Überlegungen, das Problem vielleicht durch einen Bürgerverein zu lösen, wie es in anderen Orten gemacht wird, in Possenheim zum Beispiel, oder in Markt Herrnsheim. Fest steht jedenfalls, dass der Name „Frankenträubl“ für das Gasthaus erhalten bleiben soll: „Wir haben sogar das Schild noch.“

Bürgermeister Queck beschreibt Buchbrunn als „ruhige Gemeinde“. Ideal für Eltern mit Kindern. Ein Kindergarten ist vor Ort, eine Schule ebenfalls, dort werden die Mittelschüler unterrichtet. Mit der Nähe zu Kitzingen und zum Verkehrsknotenpunkt Biebelrieder Kreuz sowie dem Bahnhaltepunkt Buchbrunn-Mainstockheim ist der Ort verkehrstechnisch sehr gut angebunden, auch wenn die Busverbindungen mehr als zu wünschen übrig lassen. Außer einem Schulbus geht nichts, aber dafür fährt ja die Bahn im Stundentakt. „Der Park- + Ride-Parkplatz ist immer voll“, sagt Queck.

Fast 1200 Einwohner hat Buchbrunn, und das ist mehr als die meisten Leute denken. Über die letzten Jahre gesehen, wächst die Einwohnerzahl stetig an, auch wenn es hin und wieder ein kleines Minus gab. Die letzten der etwa 40 Bauplätze im Baugebiet Hans-Gernert-Straße wurden vor einigen Jahren verkauft, jetzt wird ein neues Baugebiet ausgewiesen. Ende des Jahres sollen die 14 Plätze für Einheimische bebaubar sein. „Neun wollen nächstes Jahr schon bauen.“

Im Innenort gibt es einige Leerstände, zwei davon hat die Gemeinde gekauft. In einem sind derzeit Asylbewerber untergebracht, wodurch die ursprüngliche Planung, das Anwesen für Bauplätze abzureißen, sich verzögert. Auch für einen weiteren Leerstand im Altort gibt es laut Hermann Queck Überlegungen, ein Konzept zu erstellen, das jungen Leuten das Bauen ermöglicht.

Nicht nur dadurch wird sich das Ortsbild von Buchbrunn in Zukunft verändern, sondern auch durch die Dorferneuerung. Das Rathaus und den Dorfplatz hat die Gemeinde schon vorher saniert beziehungsweise umgestaltet. Über das Förderprogramm kommen jetzt der Platz um den Dorfladen sowie der Bereich um das Rathaus und die anliegenden Gemeindehäuser an die Reihe. 860 000 Euro wird das Amt für ländliche Entwicklung für die Dorferneuerung Buchbrunn beisteuern, die Gemeinde zahlt den gleichen Beitrag.

Die Maßnahmen der Dorferneuerung sind nicht die einzigen Ausgaben, die auf Buchbrunn zukommen. Das Baugebiet kostet viel Geld und für die Erneuerung der Heizung in der Schule stehen 75 000 Euro im Haushalt 2016. Zudem wird der Kindergarten wohl erweitert werden müssen. Derzeit gibt es dort zwei Gruppen und eine Kleinkindgruppe. „Aber wahrscheinlich brauchen wir eine zweite“, so Hermann Queck. Die Kirche als Träger soll ermitteln, was für den Kindergarten benötigt wird, zugleich hat die Gemeinde 300 000 für eine Erweiterung in den Haushalt eingestellt.

„Vor 20 Jahren wurde es versäumt, ein Gewerbegebiet an der Autobahn

auszuweisen.“

Hermann Queck, Bürgermeister

Die Gemeinde ist bestrebt, die Ausgaben im Rahmen zu halten. „Wir versuchen weiter, sparsam zu sein. So wie schon mein Vorgänger und mein Vorvorgänger“, sagt der Bürgermeister. Doch was gemacht werden muss, wird gemacht. „Schließlich bringt die Dorferneuerung dem Ort ja auch etwas, genauso wie ein Kindergartenanbau.“

Die Gewerbesteuereinnahmen in Buchbrunn sind gering, denn es gibt zwar einige Kleingewerbe-Betriebe, aber kein extra Gewerbegebiet. „Vor 20 Jahren wurde verschlafen, ein solches Gebiet an der Autobahn auszuweisen“, findet Queck, sieht aber auch die andere Seite der Medaille: „Dann würde den Landwirten Fläche fehlen.“ Sieben Landwirte gibt es im Ort noch und auch mehrere Winzer. Drei von ihnen bauen ihren Wein selbst aus. Dass sich bei der landwirtschaftlichen Nutzung in naher Zukunft etwas ändert, glaubt der Bürgermeister nicht: „Die Landwirte, die da sind, werden die nächsten zehn, 20 Jahre bleiben.“

Große „Aufreger“ gibt es in Buchbrunn nicht. Das Parken ist immer mal wieder Thema in der Bürgerversammlung. „Ein bisschen ein Luxusproblem“, findet Hermann Queck, schließlich sind elf gemeindeeigene Parkflächen ausgewiesen, die nur nicht jeder nutzen mag, weil er dann etwas weiter laufen müsste. Dass die Wassergebühr erhöht wurde, ist eher eine finanztechnische Sache: Laut gesetzlicher Vorgabe muss das herrschende Minus ausgeglichen werden. „Vor einigen Jahren war es gerade andersrum: Da mussten wir den Wasserpreis senken, weil wir zu viele Rücklagen hatten.“ Die Kanäle wurden 2008 befahren, große Schäden traten dabei nicht auf. 2018 folgt die nächste Untersuchung. „Da sieht man, ob wir eventuell was machen müssen.“ Ein Dauerthema ist dagegen die Debatte mit der Stadt Kitzingen wegen der Zweckvereinbarung zur Nutzung der Kläranlage. Seit 2001 zieht sich der Streit schon hin. Man kann sich über die Einwohnergleichwerte nicht einigen. Ein Problem, das sich Buchbrunn mit einer Reihe anderer Gemeinden teilt.

Buchbrunn

Buchbrunn gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Kitzingen und hat 1113 Einwohner (Stand Dezember 2014). Im Ort gibt es einen Kindergarten sowie eine Grund- und Mittelschule, wobei nur die Mittelschüler in Buchbrunn unterrichtet werden. Durch den Bahnhaltepunkt Buchbrunn-Mainstockheim sowie die Nähe zum Autobahnkreuz Biebelried ist der Ort verkehrstechnisch sehr gut angebunden. Die Nahversorgung ist durch den Dorfladen „Kummrei“ gesichert, der im Mai 2014 eröffnet wurde. Er ist ein Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde und der Bürger, die sich über eine Gesellschaft am Laden beteiligen. Seit 2014 ist Hermann Queck Bürgermeister von Buchbrunn.