Ein Job mit Knalleffekt

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Farbenpracht am Abendhimmel: Bei seinen Feuerwerken arbeitet Dieter Giffing mit breit gefächerten Effekten.
Foto: Matthias Benkhof
Weithin sichtbar: Lila, weiße und rote Effekte leuchten im Sekundentakt.
Foto: Matthias Benkhof
Sicherheit ist oberstes Gebot: Damit die Feuerwerkskörper beim Abfeuern nicht umkippen, arbeitet Dieter Giffing mit Gestellen und Rohren.
Foto: Giffing
Farbenpracht am Abendhimmel: Bei seinen Feuerwerken arbeitet Dieter Giffing mit breit gefächerten Effekten.
Foto: Matthias Benkhof
Feurige Pakete: Im Vorfeld jedes Feuerwerks stellt Dieter Giffing die einzelnen Batterien zusammen und verpackt sie gut.
Foto: Dieter Giffing
Nur auf den ersten Blick ein Gewirr: Die Zündkabel müssen im Vorfeld genau zugeordnet werden.
Foto: Giffing
Ein Augenschmaus: Fontänen erhellen den Abendhimmel.
Foto: Matthias Benkhof
Bomben und Batterien: Dieter Giffing und seine Frau Doris kennen sich bestens aus mit den neuesten Feuerwerkstrends.
Foto: D. Röllinger
Farbenpracht am Abendhimmel: Bei seinen Feuerwerken arbeitet Dieter Giffing mit breit gefächerten Effekten.
Foto: Matthias Benkhof
Vorbereitung am Mainufer: Dieter Giffing aus Obernbreit platziert die einzelnen Pakete und verbindet die Kabel.
Foto: Giffing
Dieter Giffing bei der Vorarbeit für ein Großfeuerwerk. Ein Team geht ihm dabei zur Hand.
Foto: Giffing

Bloß nicht „Böller“ und „Raketen“ schreiben. Wer diese Worte wählt, hat keine Ahnung von Feuerwerk. Zum Glück hat Doris Giffing gesagt, dass ihr Mann Dieter sich jedes Jahr unzählige Male über diese Bezeichnungen ärgert. Und er kennt sich schließlich aus: Der 44-Jährige ist Pyrotechniker.

„Ein Böller ist ein Knallkörper jeder Art und Raketen sind am Aussterben“, sagt Dieter Giffing. Mit dem was er tut, haben die schon lange nichts mehr zu tun. Der große blaue Ball vor ihm auf dem Tisch ist da eher sein Ding: Eine Kugelbombe. Oder das zylinderförmige Paket daneben, eine Simultanmehrschlagbombe italienischer Bauart. Und „Cakeboxen“ verschiedenster Größe. Alles Dummys – schließlich darf man nicht einfach Unmengen explosiver Stoffe verschiedener Gefahrenklassen zusammen lagern.

Es gibt schier unzählige Formen von Feuerwerkskörpern, mit denen Pyrotechniker arbeiten. Mit Leuchteffekten in den schillerndsten Farben, die mal lange, mal kürzer am Himmel stehen, die sich wie Chrysanthemen entfalten, als Sternbuketts verteilen, als riesige Säulen in den Himmel steigen oder als glitzernder Lichterschauer vom dunklen Himmel regnen. Vielfältige und beeindruckende Effekte, die der Betrachter mit offenem Mund bewundert und mit vielen „Aahhs“ und „Oohhs“ quittiert. Effekte, gegen die eine vom Normalbürger abgefeuerte – pardon – Rakete vor Neid erblasst.

Eigentlich ist Dieter Giffing kaufmännischer Angestellter. Von der Pyrotechnik zu leben ist schwierig – obwohl sie sein Traumjob ist. Schon als kleiner Junge hat ihn das Lichterspektakel an Silvester fasziniert. „Aber da hatte ich noch fürchterliche Angst vor den Knallkörpern“.

Später kam das, was er als „Böllerphase“ bezeichnet: Wie fast jeder junge Kerl machte er begeistert beim Zünden des Feuerwerks mit. Und diese Faszination ist mit den Jahren immer mehr gewachsen. Er hat sich fortgebildet, den Pyrotechnikerschein gemacht, um Feuerwerkskörper mit größerer Satzmenge, also Nettoexplosivmasse wie zum Beispiel Schwarzpulver, abbrennen zu dürfen.

Schon für den kleinen Schein braucht man unter anderem eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. „Das ganze Leben wird durchleuchtet.“ Wer waffen- oder sprengstoffrechtlich mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist, ist erst mal raus. Für den großen Schein muss man außerdem 26 Mal bei Großfeuerwerken geholfen haben. Gar nicht so einfach. Um auf diese Zahl zu kommen, ist Dieter Giffing durch ganz Deutschland gefahren. 2008 hat er die Firma „Mainfire“ gegründet, seit 2014 hat er sein eigenes Geschäft in Marktbreit.

Sein erstes großes Feuerwerk vor Publikum hat Dieter Giffing 2006 gezündet, für die Hochzeit eines Kollegen. Wenn sie sich den Film davon auf dem Laptop anschauen, kommen er und seine Frau aus dem Lachen nicht mehr heraus. Da hat er noch ohne Stativ gearbeitet, es gab keine elektronische Zündung. Dafür sieht man einen Mann mit Stahlhelm und Schutzmaske, der zwischen den auf Steinen und Gestellen montierten Effekten herumklettert und per Hand zündet. Applaus gab es trotzdem reichlich. „Und der hat mich süchtig gemacht“, sagt der Obernbreiter.

Wenn er jetzt Klein- und Großfeuerwerke für Hochzeiten, Geburtstage, Vereine und Firmen abfeuert, arbeitet Giffing ganz anders. Er hat eine Beschallungsanlage für 1200 Leute, kann im Festivalcharakter arbeiten, hat ein computergesteuertes Funkzündsystem. Mit seinem Helfer-Team arbeitet er mit Restaurants und Spitzenköchen zusammen, hat sich mit Partnern ein Netzwerk aufgebaut. 150 Feuerwerke hat er inzwischen abgebrannt, Farben, Effekte und Musik auf die Kundenwünsche abgestimmt, jeder Knall wird per Computersteuerung an der richtigen Stelle des Liedes platziert.

Stundenlange Arbeit ist dafür nötig, die Dauer der Effekte muss genauso berechnet werden wie eine eventuelle Verzögerungszeit nach dem Zünden.

Für seine Arbeit fährt er viel Lob ein. Er wird von Bräuten umarmt, selbst wenn er voller schwarzer Flecken ist, denn Feuerwerken ist eine schmutzige Arbeit. Von der Wand an den Geschäftsräumen grüßt unter anderem Koch Ralf Zacherl, der sich für das tolle Feuerwerk bedankt, das Giffing für seinen Vater veranstaltet hat. „Bei mir wird es nie, nie, nie das gleiche Feuerwerk geben“, sagt Dieter Giffing. Anlässe, Effekte, Farben, Dauer, Musik und Kosten variieren. Doch so verschieden sie sein mögen, eines ist doch immer gleich: Die Sicherheit steht an erster Stelle. Nur sein Helferteam, das regelmäßig geschult wird, darf mit anpacken. Abstände werden eingehalten, es wird nicht dazwischen gelaufen, der Feuerlöscher steht bereit. Für einen Pyrotechniker ist Sicherheit das A und O – für sich und für die Zuschauer.

ONLINE-TIPP

Mehr Bilder: www.inFranken.de

Vorschießen: Seit acht Jahren veranstaltet Dieter Giffing regelmäßig im Herbst und vor Silvester ein sogenanntes Vorschießen. Dabei können sich alle Interessierten über neue Effekte informieren, sich in Sachen Sicherheit beraten lassen – oder einfach nur ein großes Feuerwerk bewundern. Das nächste Vorschießen findet am Samstag, 24. Oktober, von 18 bis 20 Uhr, auf dem Sportplatz in Obernbreit statt.