Und das klappt das ganze Jahr über. Erich Gahr hat eine Liste parat, auf der die Verfügbarkeit von Saison-Gemüse und Früchten aus der Region dargestellt ist. Im Herbst gibt es zwar naturgemäß die größte Auswahl, aber auch im Winter und im Frühjahr sind – auch dank moderner Lagerräume – mindestens 15 Sorten Obst- und Gemüse zu haben, von Äpfeln bis hin zu Topinambur.
Topinambur? „Ja, davon hab' ich jetzt sogar noch welchen draußen“, berichtet Erich Gahr. Die beige-braune oder auch rötliche Wurzel ist seit zehn, 15 Jahren nicht nur bei „Ökos“ beliebt. Der stärkehaltige „Erdapfel“ enthält Inulin, das Zuckerkranken als Stärkeersatz dient, und ist, wie auch Pastinaken und Wurzelpetersilie, im Winterhalbjahr für viele Menschen eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. „Vor allem als Frischgemüse erleben diese Sorten eine Renaissance.“ Gahr schwärmt: „Zum Verfeinern vieler Gerichte sind Topinambur und Wurzelpetersilie aber auch top!“
Während der Kitzinger eher für den lokalen und regionalen Markt arbeitet, haben sich die Geigers auf Großkunden spezialisiert. 2015 haben sie beispielsweise fünf Hektar Möhren und sieben Hektar Zwiebeln angebaut. „Wegen der großen Mengen konnten wir unsere Arbeitsschritte rationalisieren.
“ Dazu gehörte der Kauf moderner Gemüse-Wasch- und Sortiermaschinen. Sogar eine Polieranlage gibt es – „das ist eine optische Geschichte; die Kunden wollen, dass die Karotten richtig glänzen“, berichtet Fridolin Geiger.
Auch auf dem Feld setzt die Familie High-Tech ein, etwa einen Klemmbandroder zur Ernte von Wurzelgemüse. Und ohne Bewässerung ginge gar nichts: „Da wären wir aufgeschmissen.“
Ganz ohne Spritzmittel
Vom ursprünglichen, mit viel Handarbeit betriebenen Landbau ist nicht allzu viel übrig. „So könnte man heute nicht mehr überleben“, sagt Fridolin Geiger. Aber ist die Hinwendung zu Großhändlern nicht ein fauler Kompromiss? „Nein, für uns ist Bio eine Lebenseinstellung, auch wenn wir statt einem halben Hektar eben fünf Hektar gelbe Rüben ernten.“ Sieben Wintergemüse-Sorten stellten zudem sicher, dass Biodiversität gegeben sei. „Wir müssen eben alle einen Weg finden, der den Idealismus mit der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, in Einklang bringt.“
Erich Gahr ergänzt: „Der Gedanke, der dahinter steckt, ist bei uns beiden der, nicht nur von der Natur zu leben, sondern mit ihr. Deswegen verzichten wir auf Agrarchemie und setzen statt dessen zum Beispiel auf eine gesunde Fruchtfolge.“ Die Geigers warten bis zu fünf Jahre, ehe sie dieselbe Frucht wieder auf einem Feld säen oder pflanzen. „Dazwischen ist auch Gründüngung wichtig.“ Also Grünpflanzen, die nicht geerntet, sondern zur Bodenverbesserung gemulcht werden.
Wenn die Männer nochmal vor der Entscheidung stünden, würden sie dann erneut auf Bio-Landwirtschaft bauen? Gahr und die Geigers nicken ohne zu zögern. „Ich liebe es, immer im Freien sein zu können und irgendwie mein eigener Herr zu sein“, erklärt Fridolin Geiger. Erich Gahr sagt: „Es ist einfach schön zu sehen, wenn etwas wächst. Ganz ohne Spritzmittel.“
„Der einzige Wermutstopfen ist der viele Schreibkram, zum Beispiel beim Mehrfachantrag“, fügt Fridolin Geiger an. „Ansonsten würden wir nichts ändern. Bio ist eine Grundüberzeugung, eine Herzenssache.“