Allrounder mit Aufstiegschancen

2 Min
Sie wollen Hauswirtschafterin werden: Elise Ihring, Theresa Wehrwein und Barbara Paul (v.l.).
Fotos: Karl Gattenlöhner
Hauswirtschaftsmeisterin Andrea Rickel sorgt sich um den Nachwuchs.
Karl Gattenlöhner
Kreative Tüftler
_
Kreative Tüftler
 
_
Karl Gattenlöhner

Hauswirtschafterinnen haben oft mit Vorurteilen zu kämpfen. Dabei ist es ein vielseitiger Beruf mit Karrieremöglichkeit

Andrea Rickel sorgt am Schwanberg dafür, „dass jeder Gast zu jeder Zeit findet, was er braucht“. Sie ist Leiterin des Bereichs Hauswirtschaft des Geistlichen Zentrums Schwanberg. Als solche verantwortet sie die Versorgung von 28 000 Gästen jährlich. Doch neben Dienst- und Speiseplänen hat die 56-Jährige eine ganz andere Sorge: Der Nachwuchs bleibt aus. Zwar hat Rickel seit letztem September zwei neue Auszubildende, doch vor ihnen gab es lange keine Interessenten. „Bewerber zu bekommen ist ganz schwierig, in den vorigen zwei Jahren hatten wir keine“, erklärt sie.

„Es gibt kaum Bewerber, also müssen wir aktiv nach ihnen suchen“
Andrea Rickel, Meisterin der Hauswirtschaft

Dass sie nun doch wieder Lehrlinge einstellen konnte, war kein Glück. Rickel hat viel Zeit in die Suche investiert: „Ich gehe seit fünf Jahren auf Berufsbörsen. Es gibt kaum Bewerber, also müssen wir aktiv nach ihnen suchen. In erster Linie geht es dabei darum, den Beruf überhaupt vorzustellen.“ Dazu tourt sie durch die gesamte Region. Ob auf der Landesgartenschau, dem Tag des offenen Denkmals in Wiesentheid oder bei Berufsbörsen an der Kitzinger Wirtschaftsschule – überall baut Rickel ihren Infostand auf und macht Werbung für ihren Beruf. Denn nach Erfahrungen ist das Bild der Hauswirtschafterin eher negativ besetzt: „Was uns manchmal ärgert, sind Mütter, die ihre Kinder von unserem Infostand wegziehen und sagen: 'Ne, das ist nix'.“

Dabei bietet der Beruf der Hauswirtschafterin viele Chancen. Bereits während der dreijährigen, dualen Ausbildung können die Auszubildenden Schwerpunkte wählen, etwa Küchenarbeit und Gastronomie, Seniorenversorgung oder die Versorgung von Großhaushalten wie Schulen oder Tagungsstätten, erklärt Amelie Haupeltshofer. Sie leitet die Schlossküche des Geistlichen Zentrums. Ihre Ausbildung zur Hauswirtschafterin absolvierte die 24-Jährige in Würzburg, es folgte eine Fortbildung zur Hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin. Die Vielzahl von Aufgaben faszinierte auch Rickels Lehrling Elise Ihring. In ihren Schulferien machte sie ein dreitägiges Praktikum am Schwanberg. Es überzeugte sie, dort ihre Ausbildung zu beginnen. Heute ist sie seit knapp einem Jahr Azubi im Geistlichen Zentrum.

Neben handwerklichem Geschick in der Küche und der Wäscherei wird während der Lehre auch organisatorisches Talent gefordert und gefördert: Dienst- und Speisepläne müssen erstellt werden, Einkäufe geplant und Budgets berechnet werden.

Voraussetzung für den Beginn der Lehre ist der Hauptschulabschluss. Rickels Lehrlinge haben allerdings alle die Mittlere Reife. Das gibt ihnen zusätzliche Möglichkeiten: „Wenn man einen mittleren Bildungsabschluss hat, kann man einen Antrag an die Regierung stellen und die Lehrzeit von drei auf zwei Jahre verkürzen.“ Ihr ehemaliger Azubi Theresa Wehrwein hat dies getan. Für ihren hervorragenden Abschluss in diesem Jahr erhielt sie zusätzlich einen Staatspreis der Regierung Mittelfranken zur Anerkennung ihrer Leistung.

„Die guten Aufstiegschancen haben mich motiviert, die Ausbildung anzufangen“, sagt Barbara Paul, Rickels zweiter Azubi. Ausgebildete Hauswirtschafter und Hauswirtschafterinnen haben diverse Karrieremöglichkeiten: Innerhalb von Betrieben können sie Teamleiter werden, außerdem ist eine Fortbildung zum Meister und sogar ein Studium der Hauswirtschafts- und Ernährungswissenschaften möglich.

Die Ausbildung selbst wird vergütet. Azubis am Schwanberg erhalten im ersten Lehrjahr rund 800 Euro brutto, im zweiten bereits 900. Das Einstiegsgehalt für ausgebildete Hauswirtschafter und Hauswirtschafterinnen ist sehr unterschiedlich, je nach Arbeitgeber. Rickel schätzt es auf 1800 Euro brutto. Fort- und Weiterbildungen können das Gehalt erhöhen. So verdient die 24-jährige Amelie Haupeltshofer bereits knapp 2500 Euro brutto.

INFO: Ab heute stellt die Redaktion in loser Folge verschiedene Ausbildungsberufe vor – bekannte, aber auch unbekanntere. Wir wollen damit die Vielfalt beruflicher Möglichkeiten in der Region aufzeigen.