Neun Schritte in ein fitteres Leben

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Fitnesstrainer Thomas Weinhold begleitet in seinem Zeiler Sportstudio Simone Greubel durch die Trainingswoche. Foto: Andreas Lösch
Fitnesstrainer Thomas Weinhold begleitet in seinem Zeiler Sportstudio Simone Greubel durch die Trainingswoche. Foto: Andreas Lösch

Gesünder leben, aktiver sein - zu Jahresbeginn sind die Ziele oft wieder hochgesteckt. Im Landkreis Hassberge verzeichnen die Sportstudios mehr Anmeldungen. Aber: Wer zuviel will, scheitert schnell, weiß Ernährungsexpertin Birgit Scheffler.

Der Faschingskrapfen-Speck, der Weihnachtsspeck - ach, seien wir mal ehrlich, der Jahresspeck ziert so manche Hüfte im Landkreis. Den einen stört das wenig, der andere wünscht sich ein paar Pfunde weniger. Abnehmen, gesünder leben, aktiver werden - die guten Vorsätze quälen einen jedes Jahr aufs Neue.

Auch im Landkreis Haßberge. Zumindest verraten das die Anmeldezahlen der Fitnessstudios im Landkreis. "Zu Jahresbeginn gehen die Anmeldezahlen um rund 30 Prozent nach oben", verrät Thomas Weinhold, Fitnesstudio-Betreiber aus Zeil. In Ebern ist das nicht anders, erklärt Sabine Herz, Mitarbeiterin in einem Sportstudio: "Sicherlich ist bei vielen der Grund, im neuen Jahr wieder aktiver zu sein."


Neues Jahr, neue Figur

"Einen kleineren Anmeldeanstieg gibt es dann nochmal kurz vor der Badesaison", sagt Weinhold. Typischerweise aber seien der Januar und der Februar die stärksten Monate, auch bei den Probetrainings. "Daher bieten wir auch immer zu Beginn des Jahres extra Abnehmkurse an", da sei das Interesse groß.

Schon seit Juni ist Simone Greubel im Fitnessstudio. Ihr langfristiges Ziel: etwas für sich und ihre Gesundheit tun. Kurzfristig hat die 32-Jährige höhere Ziele : Sie möchte im April an der Internationalen Fränkischen Meisterschaft im Bodybuilding teilnehmen. Der Aufwand sei groß und mit einem Abnehmprogramm nicht vergleichbar: Es geht verstärkt um Muskelaufbau. Dazu muss sie mit vier Mal Training die Woche an strikte Ernährungspläne halten. "Das ist sehr anstrengend, vor allem der Aspekt mit dem Essen", sagt sie und verzieht schmunzelnd das Gesicht. Dauerhaft sei das nicht zu empfehlen.


Langfristige Sache

Wer sich fit halten möchte oder fit werden will, der sei mit einer Mischung aus Muskelaufbau- und Ausdauertraining gut beraten, sagt ihr Trainer. Dazu eine ausgewogene Ernährung mit Eiweis, Fett, Kohlenhydraten und genügend Vitaminen und Mineralstoffen.

Hungern sei keine Lösung, "man muss satt werden". Simone Greubel will langfristig so trainieren, dass sie sich wohl fühlt. Dazu muss man weder wie wie verrückt Gewichte stemmen noch Diät halten. Man sollte es langsam angehen: "Wichtig ist, nicht gleich zu verzweifeln. Abnehmen ist eine langfristige Sache."

Dass zu Beginn des Jahres die Motivation bei vielen Menschen höher ist, scheint jedoch klar: "Das merke ich auch immer bei mir im Sportstudio, da sind im Januar plötzlich immer alle Geräte belegt", sagt Birgit Scheffler und lacht. Die Diätassistentin aus Untersteinbach gibt etwa über die Volkshochschule Landkreis Haßberge Kurse zum Thema Ernährungsumstellung. Auch bei ihr geht es wieder im Januar los. "Aber eines sage ich gleich: Keiner muss erwarten, in drei Tagen drei Pfund zu verlieren", mahnt die Ernährungsfachfrau. Ihr Credo: die gesamte Ernährung dauerhaft umstellen. "Klar kann ich schnell vier Kilo abnehmen, aber was bringt mir das, wenn ich ein paar Wochen später wieder sechs Kilo drauf habe?"

Doch dafür muss man realistisch bleiben und den Druck rausnehmen. "Ich sollte mir auch immer nur eine Sache vornehmen. Sport und gesünder Essen ist vielleicht zu viel", meint die 63-Jährige. Wer dank besserer Ernährung weniger wiegt, hätte von alleine wieder mehr Lust auf Bewegung.
Scheffler strahlt aus, was sie meint: Essen soll Spaß machen. "Wir haben zu oft ein schlechtes Gewissen beim Essen. Wir müssen lernen, wieder mehr zu genießen." In der Infobox (unten) erklärt sie, welche Schritte hilfreich sind, um sich dauerhaft gesund zu ernähren.



Birgit Scheffler rät zu gesunder Ernährung in neun Schritten
1. Keine Diät machen "Wer eine Diät macht, hat schon verloren: Diäten haben immer mit jeder Menge Verzicht zu tun. Man hat das Gefühl, nur noch einzukaufen und zu kochen. Das macht doch keinen Spaß!" Ernährungsexpertin Birgit Scheffler hat selbst schon mehrere Diäten gemacht und kennt das Scheitern. "Mann muss grundsätzlich etwas ändern", erklärt sie.

2. Zeit lassen "Egal, ob man vier oder 20 Kilo abnehmen will, sollte man sich etwa ein Jahr Zeit nehmen." Ein Jahr für vier Kilo? "Nein, ein Jahr für das Erlernen der neuen Ernährungsform", erklärt Scheffler. Schließlich will man das Gewicht ja halten.

3. Realistisch bleiben "Für mich gibt es kein Idealgewicht, sondern ein Wunschgewicht", sagt Scheffler. Man muss sich wohlfühlen. Deshalb dürfe man die Waage nicht zu genau nehmen. Das könne frustrieren.

4. Drei Mahlzeiten am Tag "Ich esse dreimal am Tag, mit je vier Stunden Pause dazwischen", erklärt Scheffler. So hat der Körper genügend Zeit zum Verdauen. Und wenn einen der Heißhunger packt? "Tomate, Gurke, Paprika, ein hart gekochtes Ei, Wurst oder Käse naschen. Hauptsache keine Kohlenhydrate."

5. Abends keine Kohlenhydrate "Morgens dürfen Kohlenhydrate sein, mittags nur noch wenige und abends am besten keine mehr." Aber auch hier gilt, nicht zu übertreiben, nicht zu streng zu sich zu sein. "Wer es anfangs schafft, wenigstens an vier Abenden auf Kohlenhydrate zu verzichten, hat doch schon gewonnen."

6. Gegessen wird am Tisch "Nicht die Hauptmahlzeiten machen dick, sondern das Essen zwischendurch", erklärt Scheffler. Dann kann es auch mal ein Stück Kuchen sein, ganz bewusst und mit Genuss, aber mit vier Stunden Abstand zur nächsten Mahlzeit. "Wir haben verlernt zu genießen", meint die Ernährungsexpertin. Genießen gehöre jedoch zu einer guten Ernährung dazu.

7. Ausgewogen, regional, saisonal Von allem ein bisschen und am besten immer frisch. "Aber auch ich esse abends, wenn es mal schnell gehen muss, Tiefkühlgemüse mit Käse überbacken - schnell und ohne Kohlenhydrate", verrät Scheffler.

8. Kauen Ja, tatsächlich kauen. "In meinen Kursen lasse ich die Leute das Kauen üben. Zehn bis 15 Mal pro Biss." Denn so würde man schneller und langanhaltender satt werden.

9. Weniger Druck "Klar trinke ich meinen Wein und esse mein Stück Kuchen, sonst macht es ja keinen Spaß mehr." Sich gut zu ernähren, heiße ja auch, mit Freude zu essen. Dann hält man auch besser durch. fis