Apps von Edeka, Lidl und Co.: Seniorin aus Franken fühlt sich als Kundin zweiter Klasse

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Diskriminieren Edeka, Lidl & Co. an Supermarkt-Kasse? Seniorin aus Zeil mit schwerem Vorwurf
Über ihre firmeneigenen Apps geben Supermärkte und Discounter regelmäßig Preisnachlässe für Produkte. Gerade ältere Kunden seien diesbezüglich deshalb im Nachteil, beklagt Margot Dümler.
Diskriminieren Edeka, Lidl & Co. an Supermarkt-Kasse? Seniorin aus Zeil mit schwerem Vorwurf
Collage inFranken.de: Pixelot (AdobeStock) / privat

Mit Supermarkt-Apps gibt es für Kunden von Edeka, Lidl und Co. teils satte Rabatte. Ohne App kostet das Produkt indes den vollen Preis. “Die Kunden werden gegeneinander ausgespielt", kritisiert Margot Dümler aus Zeil am Main.

Einkaufen, Punkte sammeln und Sparen. So oder so ähnlich bewerben Supermärkte und Discounter ihre jeweiligen Apps. Die digitalen Angebote der Einkaufsketten locken unter anderem mit Gutscheinen, Gewinnspielen oder einer Bezahl-Funktion per Smartphone. Die App-Nutzer erhalten zudem regelmäßig exklusive Coupons und Rabatte auf ausgewählte Produkte in der Filiale. 

So bietet Lidl laut aktuellem Prospekt diese Woche eine Packung Röstkaffee von Mövenpick für 4,79 Euro an. Dieser Preis gilt allerdings nur für Nutzer der Lidl-Plus-App. Ohne diese kostet die Packung 7,49 Euro. Margot Dümler aus Zeil am Main (Landkreis Haßberge) ärgern derartige Abweichungen. "Ich finde das nicht richtig", hält sie im Gespräch mit inFranken.de fest. Die 76-Jährige wirft den Einzelhandelsketten vor, Konsumenten ungleich zu behandeln. "Die Kunden werden gegeneinander ausgespielt." An den Supermarkt-Apps stören die Seniorin gleich mehrere Aspekte. 

Zeil am Main: 76-Jährige ärgert sich über Supermarkt-Apps von Lidl, Edeka und Co. - "ist doch irre"

"Ich bin ja schon so alt. Früher gab es diese Rabattmärkchen. Da haben die Leute alle das Gleiche bezahlt", berichtet Dümler. "Oder es gab eine Rabattaktion pro Woche. Da musste man aber selbst nichts machen. Das ist heute was anderes." Mittlerweile benötige man für jedes Geschäft das entsprechende Handyprogramm. "Das ist doch irre - so viele Apps", beklagt sie.

Ihre Kritik richtet sich insbesondere an Edeka und Lidl, in deren Zeiler Filialen Margot Dümler und ihr Mann hauptsächlich einkaufen gehen. "Baumärkte haben die Apps natürlich auch, aber dort geht man ja nicht zweimal in der Woche hin." Dümler stört es enorm, dass die Rabatte der Einkaufsmärkte nur in Verbindung mit dem Smartphone gelte. Wer die App nicht verwende, gehe dagegen leer aus. Laut ihrer Auffassung sind die entsprechenden Reduzierungen in den Prospekten der Märkte nicht immer auf Anhieb zu erkennen.

"Mein Mann wollte einmal im Lidl zehn Tafeln Milka-Schokolade kaufen, weil die für 65 Cent im Angebot waren", erzählt Dümler. Erst an der Kasse habe er dann bemerkt, dass der niedrige Preise ausschließlich für Lidl-Plus-App-Nutzer gelte. "Er hätte dann pro Stück 1,60 Euro zahlen müssen. Mein Mann hat dann gesagt: Dann lasse ich die Tafeln halt einfach da."

Ältere Kunden von Supermärkten und Discountern bei Preisnachlässen im Nachteil?

Der Zeilerin geht es laut Eigenaussage nicht nur um den verwehrten Preisnachlass. "Wir stehen gut da, mein Mann und ich. Trotzdem schauen auch wir auf Preise", sagt Dümler. Durch ihr Engagement bei einem Frauenkreis wisse sie gleichwohl, dass manche Menschen ihr Geld zusammenhalten müssen. "Ich kenne Über-80-Jährige, die müssen teils auf jeden Cent achten."

Dass Supermärkte und Discounter bestimmte Rabattaktionen allein ihren App-Nutzern ermöglichten, gehe überwiegend zulasten von Senioren. Die ältere Generation sei diesbezüglich "auf jeden Fall" im Nachteil, betont die 76-Jährige. "Viele verwenden einfach keine Apps, manche haben nur ein altes Handy."

Obwohl sie selbst ein Smartphone nutzt, kommt ein Herunterladen von Supermarkt-Apps für Dümler nicht infrage - schon allein aus Datenschutzgründen nicht. "Ich will nicht, dass ausgewertet wird, wie viel Butter ich kaufe und wie oft ich einkaufen gehe", erklärt sie. 

Lidl bezieht zu Vorwürfen Stellung - Sprecherin verweist auf gedruckte Rabatt-Coupons

inFranken.de hat die Handelsketten Lidl und Edeka mit den geäußerten Vorwürfen konfrontiert. Eine Lidl-Sprecherin betont gegenüber unserer Redaktion den Mehrwert der firmeneigenen Applikation. "Mit der Lidl-Plus-App gehen wir auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein, indem wir digitale Angebote direkt mit einem positiven Einkaufserlebnis in der Filiale verbinden." Die aktuellen Lidl-Plus-Funktionen setzten eine Interaktion mit der App voraus. "Wir optimieren unsere Services jedoch kontinuierlich weiter und testen in diesem Zusammenhang verschiedene Formate", berichtet die Sprecherin des Discounters.

Neben digitalen Rabatten gibt es demnach auch analoge Nachlässe. "So nutzen wir zum Beispiel weiterhin den gedruckten Haushaltshandzettel, in dem sich zum Jahresende 2023 vier Wochen lang jeweils ein Fünf-Euro-Rabatt-Coupon für jeden Einkauf ab 40 Euro zum Ausschneiden befand", berichtet die Lidl-Sprecherin. Unabhängig von Lidl Plus sei es Anspruch, allen Kunden täglich in den Filialen "beste Qualität zum bestmöglichen Preis-Leistungs-Verhältnis" zu bieten.

Die Verwendung von Nutzungsdaten erfolge nur mit Zustimmung der Kunden, erklärt Sprecherin mit Blick auf das Thema Datenschutz. Ohne Zustimmung gebe es allerdings keine individuell zugeschnittenen Angebote. Die App des Discounters ist demnach seit Sommer 2020 in Deutschland flächendeckend nutzbar. "Die sehr positiven Rückmeldungen unserer Kunden bestätigen uns darin, mit Lidl Plus einen echten Mehrwert zu bieten", konstatiert die Unternehmenssprecherin. 

Edeka verteidigt seine App - Supermarktkette nennt zugleich Spar-Alternativen für Kunden

Ähnlich meldet sich auch Edeka zu Wort. "Unser Kundenbindungsprogramm, zu dem auch die Edeka-App gehört, soll unserer Kundschaft einen umfassenden Service bieten, der auch aktuelle und attraktive Angebote beinhaltet", teilt eine Pressesprecherin inFranken.de mit. Nichtsdestotrotz könne man das Anliegen verstehen. Der Handelsriese weist zugleich darauf hin, dass viele Kunden "solche Programme sehr gerne nutzen". Viele nutzten die App mittlerweile auch aus Nachhaltigkeitsgründen, da dort die Angebote etwa digital verfügbar seien.

"Allen anderen Kund:innen stehen weiterhin die Handzettel in Papierform zur Verfügung." Auch hier finde man Rabattcoupons oder Treueaktionen, bei denen Markenartikel zu einem vergünstigten Preis erwerbbar seien. Darüber hinaus gibt es der Edeka-Sprecherin zufolge Aktionen, für die eine Teilnahme statt der App mit der DeutschlandCard möglich ist. Auch in diesem Fall ließen sich bei jedem Einkauf Punkte sammeln.

"Diese Punkte können dann zur Bezahlung oder für Prämien genutzt werden." Bestandteil dieses Kundenbindungsprogramm ist neben Edeka unter anderem auch der zu Edeka gehörende Discounter Netto. Ab 2025 werde der Edeka-Verbund zudem neuer Partner des Bonusprogramms "Payback", kündigt die Edeka-Sprecherin an. Für die Kundschaft ergäben sich dadurch zusätzliche Einkaufsvorteile. 

Supermarkt-Apps locken mit Rabatten und anderen Vorteilen - das rät die Verbraucherzentrale

Laut der Verbraucherzentrale bieten Supermarkt-Apps von Einzelhandelsketten wie Rewe, Kaufland, Aldi, Penny, Lidl, Edeka oder Netto Bezahl-Funktionen und locken mit Rabatten und anderen Vorteilen für Kunden. In der Regel erlaube der Konsument mit der App-Nutzung dem Händler auch, Werbung zu senden.

"Mit den Apps versuchen die Unternehmen aber auch, Nutzungsprofile ihrer Kunden und Kundinnen zu erstellen", heißt es auf der Webseite der Verbraucherzentrale. "Wenn Sie das nicht möchten, sollten Sie die Datenschutzbestimmungen und -einstellungen Ihrer Supermarkt-App sehr genau im Auge behalten", rät die Verbraucherzentrale.

Margot Dümler sieht in den Exklusivrabatten für App-Nutzer indessen einer Diskriminierung der traditionellen Kundschaft. Laut ihrer Aussage steht sie mit dieser Ansicht nicht allein. "Viele meiner Bekannten sehen das genauso so", sagt die Zeilerin.

Eine Würzburger Edeka-Filiale sorgt indes mit einer rigorosen Taschen-Regel für Gesprächsstoff. Wer sich nicht daran hält, dem droht eine Anzeige. Weitere Nachrichten aus den Haßbergen gibt es in unserem Lokalressort.

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