Die Betriebsinhaber und Unternehmer aus dem Landkreis trafen sich in Eltmann. Die Jugend ist einer Ausbildung in den heimischen Firmen nicht so abgeneigt. Das Handwerk ist ein Stabilisator in Kirchenzeiten.
Die abgeschwächte Konjunktur schreckt Kreishandwerksmeister Hans-Georg Häfner nicht, auch wenn einige Metall-Betriebe schon schmerzliche Einbußen zu verzeichnen haben. Doch Handwerker seien geübt darin, sagte Häfner, sich und ihren Betrieb an neue Situationen anzupassen. Beim Kreishandwerkerempfang in Eltmann wurde aber deutlich, was den Kreishandwerksmeister umtreibt. Das ist das Imageproblem vieler Handwerksberufe und noch viel mehr die Bürokratie-Belastung.
Hauptredner des diesjährigen Kreishandwerkerempfangs war der Landtagsabgeordnete (MdL) Sandro Kirchner, Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft, Landesentwicklung, Energie, Medien und Digitalisierung. Als Ehrengast begrüßte Hans-Georg Häfner den Meisterpreisträger Thomas Wölfel aus Knetzgau. Er gehörte bei den jüngsten Meisterprüfungen zu den drei Besten unter 237 Absolventen in Unterfranken.
Von einem "scheinbar erfolgreichen Jahr" sprach Hans-Georg Häfner, denn das Handwerk im Landkreis Haßberge machte mit seinen 6300 Beschäftigten (davon 650 Auszubildende) einen Umsatz von 850 Millionen Euro. Dennoch treiben ihn Sorgen um das Handwerk um, machte Häfner klar, denn die überbordende Bürokratie schreckt gute, junge Leute davor ab, sogar prosperierende Betriebe zu übernehmen. Auch das dritte Bürokratie-Entlastungsgesetz sei nicht der große Wurf gewesen, nach wie vor investierten Betriebsinhaber einen Großteil ihrer Freizeit in Formulare und Dokumentationspflichten.
Als sehr erfreulich bezeichnete es Häfner hingegen, dass für zwölf Handwerksberufe wieder die Meisterpflicht eingeführt wurde. Nur so könne die bewährte Qualität gewahrt werden.
Er selbst sei derzeit intensiv unterwegs, um bei jungen Menschen für die vielfältigen Berufe im Handwerk zu werben. "Und ich kann euch sagen, das Interesse ist groß, wir müssen nur offensiver auf die jungen Leute zugehen." Angesichts der derzeitigen Schlagzeilen aus der Industrie stellte MdL Kirchner fest, dass davon natürlich auch das Handwerk, vor allem die Zuliefer- oder Dienstleistungsbetriebe betroffen seien.
Handwerk in Krisenzeiten stabil
In allen Krisenjahren jedoch habe sich das Handwerk als stabil, weil flexibel und innovativ erwiesen. Zwar stehe man im Spannungsfeld des Wirtschaftskrieges zwischen den USA und China und auch der Brexit werde die bayerische Wirtschaft beschäftigen, doch viele Probleme seien hausgemacht. Viel werde schlecht geredet, wie man derzeit an der Landwirtschaft sehen könne.
Kirchner prangerte die Doppelmoral in vielen Diskussionen an, denn "wenn die Vorschriften immer strenger werden, zerschlägt man regionale Strukturen". Er forderte dazu auf, nicht weiter die Gesellschaft zu spalten, sondern zu einer Diskussionskultur zurückzukehren, in der ein Mensch mit anderer Meinung nicht gleich ein Feind ist, der mit allen Mitteln bekämpft werden muss.