Oktober und November sind für Autofahrer die Monate, in denen es auf Landstraßen gefährlich werden kann. Doch wie verhält man sich nach einer Kollision mit Reh oder Wildschwein? Und wo sind neuralgische Punkte am Obermain?
Litzlfelder und Matthias einwag Wäre man doch vorsichtiger gefahren. Schließlich ist es bekannt, dass sich gerade jetzt im Oktober und November - neben April und Mai - die meisten Zusammenstöße von Autofahrern mit Wild ereignen. Tempo 80 statt 100 hätte vielleicht schon genügt. Immerhin verringert sich dann der Bremsweg um 35 Meter.
Aber zu spät. Es hat gekracht. Das Reh kam wie aus dem Nichts auf die Straße. Statistisch gesehen passieren die meisten Wildunfälle im Tagesverlauf morgens zwischen 5 und 8 Uhr sowie abends zwischen 17 Uhr und Mitternacht. Vorsicht ist aber immer geboten, insbesondere wenn es entlang unübersichtlicher Wald- oder Feldkanten oder direkt durch den Wald geht.
Als erstes Warndreieck
Wenn es passiert ist, hat vor allem eins Priorität: die Sicherheit an der Unfallstelle. "Häufiger Fehler ist, dass der Autofahrer die Unfallstelle nicht richtig absichert", sagt Thomas Schreder, Sprecher des Bayerischen Jagdverbandes (BJV). Die Leute versuchten dann oftmals, ein totes Tier schnell von der Straße zu ziehen. Aber zunächst gelte es, das Warnblinklicht einzuschalten und ein Warndreieck aufzustellen. Totes Wild von der Fahrbahn zu räumen, um Folgeunfälle zu verhindern, sei außerdem mit Gefahren verbunden. "Einen toten Hasen kann ich mit Schutzhandschuhen sicherlich noch ziehen. Aber ein wehrhaftes Tier wie ein Wildschwein oder ein Rehbock kann unter Adrenalin plötzlich den Autofahrer, der sich an ihm zu schaffen macht, verletzten", sagt Schreder. Es soll vereinzelt schon Fälle gegeben haben, in denen Oberschenkel aufgespießt wurden.
Ist die Unfallstelle abgesichert, sollte der Autofahrer die Polizei benachrichtigen - also die Nummer 110 wählen. "Die Polizeidienststellen haben die Listen aller Jagdpächter", erklärt Schreder. Die Polizei gebe dann auch Anweisung, ob der Autofahrer am Unfallort bleiben müsse, oder ob lediglich eine Meldung an den zuständigen Jagdpächter erfolgt.
"Das Wild im Kofferraum mitzunehmen, geht natürlich nicht", stellt der Jagdverbandssprecher klar. "Das ist Wilderei!"
Sehr oft kommt es vor, dass ein Tier nach einer Kollision wegspringt und weiterläuft. "Bitte in solchen Fällen nicht weiterfahren", appelliert Schreder. In der Regel sei das Tier schwer verletzt. "Jeder Wildunfall sollte der Polizei gemeldet werden, nicht nur aus Versicherungsgründen, sondern auch aus Gründen des Tierschutzes."
Genauen Unfallort melden
Ist ein verletztes Tier weitergelaufen, organisieren Polizei und Jagdpächter eine Nachsuche, das heißt ein Jäger lässt seinen Jagdhund zeitnah nach dem Tier suchen, um es dann von seinen Schmerzen erlösen zu können. Damit dies funktioniert, sollte die genaue Stelle des Unfalles so exakt wie möglich gemeldet werden. Der Bayerische Jagdverband hat dazu einen Flyer erstellt, der im Internet unter jagd-bayern.de/wpfd_file/wildunfall-flyer/ zu finden ist. "Je detaillierter die Meldung, desto besser", sagt Schreder. "Es hilft nichts zu sagen, es sei zwischen Nürnberg und Erlangen passiert." Vielmehr solle sich der Autofahrer an den Stationszeichen orientieren, die alle 500 Meter am rechten Fahrbahnrand stünden. Damit und mit Hilfe der Leitpfosten am Straßenrand, die im Abstand von 50 Metern aufgestellt sind, lasse sich der Unfallort genau beschreiben. Mitunter stünden auch die Daten eines Navigationsgeräts zur Verfügung.
Sinnvoll ist es in diesem Zusammenhang auch, die Unfallstelle am Fahrbahnrand für den Jäger mit einem weißen Taschentuch oder dem stehengelassenen Warndreieck zu markieren.
Aus der Deckung heraus
"Jeder Unfall mit Wild ist anzeigepflichtig", unterstreicht Michael Hagel, der Vorsitzende der BJV-Kreisgruppe Bad Staffelstein. Unfälle geschehen seiner Erfahrung nach an jenen Stellen, an denen das Wild aus seinem Unterschlupf über die Straße wechselt. Autofahrer sollten deshalb besonders achtsam sein, wenn sie zum Beispiel Maisfelder oder Waldränder passieren. Es komme häufig vor, dass Tiere aus der Deckung heraus die Fahrbahn überqueren.
Im Staffelsteiner Land seien vor allem folgende neuralgische Punkte zu nennen: Die Staatsstraße zwischen Ebensfeld und Prächting; hier wechseln die Tiere aus der Deckung des Waldes zu einem Rapsfeld am Kehlbach. "Raps ist für Rehwild wie ein Magnet", sagt Michael Hagel. Weitere Gefahrenpunkte sind am Kaiderer Berg sowie zwischen Oberbrunn und Döringstadt, zwischen Oberbrunn und Birkach und auch zwischen Unnersdorf und Herreth. An einigen dieser unfallträchtigen Orten haben die Jäger Warntafeln aufgestellt, um die Autofahrer zu sensibilisieren. An anderen Stellen montierten sie in Absprache mit dem Kreisbauhof blaue Reflektoren an den Leitpfosten der Straßenränder. Die Umlenkung des Scheinwerferlichts in Richtung Wald und Wild soll die Tiere abschrecken. Rehe sind nach Michael Hagels Einschätzung in den allermeisten Fällen an Wildunfällen beteiligt. Auch Hasen würden oft überfahren, aber häufig werden diese Unfälle nicht gemeldet.
Abends und nachts Fuß vom Gas
"Umso höher die Geschwindigkeit, desto höher der Schaden", warnt Michael Hagel. Autofahrer seien jedenfalls gut beraten, wenn sie in der Dämmerung und in der Nacht den Fuß vom Gaspedal nehmen. Eine weitere Gefahr nach einem Wildunfall entstehe, wenn andere Autofahrer die Unfallstelle mit hoher Geschwindigkeit passieren. Wer ein Fahrzeuge mit eingeschalteter Warnblinkanlage am Straßenrand stehen sehe, sollte ebenfalls die Geschwindigkeit seines Wagens reduzieren: "Auf Warnblinklichter achten, nicht vorbeibrettern!"
Tiere sollten nicht lange leiden
Nach einem Wildunfall stehen der Eigenschutz, die Absicherung der Unfallstelle und der Tierschutzgedanke im Vordergrund, sagt der BJV-Kreisvorsitzende zusammenfassend. Ein verletztes Tier sollte schnell von seinen Qualen erlöst werden und dürfe auf keinen Fall lange leiden.