Helmut will Die Industriegewerkschaft (IG) Metall zeigte am Donnerstagnachmittag in Ebern Flagge gegen den Stellenabbau beim größten Arbeitgeber in Ebern, der Firma FTE/Valeo. Weniger Flagge allerdings zeigten die Beschäftigen, die nach Schichtende trotz Aufforderung der Funktionäre am Ausgang der Firma meist Richtung Parkplatz strömten.

Mit der kurzen Kundgebung wollte die IG Metall die Bedeutung des Standortes Ebern für die Region unterstreichen und hatte deshalb zur Teilnahme aufgerufen, auch zu einem Autokorso. Thomas Werner, Vertrauenskörperleiter der IG Metall und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Valeo, sagte, dass es kein Warnstreik, sondern eine Kundgebung sei. "Wir stehen ja gegenwärtig in der Friedenspflicht."

Ungehalten äußerte er sich darüber, dass die Arbeitnehmer von Harry Bätz von der Werksführung über die zuständigen Abteilungsleiter eingeschüchtert worden seien. Den Arbeitnehmern wurde den Angaben zufolge untersagt, ihren Arbeitsplatz vor 14 Uhr zu verlassen.

Die Kundgebung richtete sich gegen Zukunftsangst für die Arbeitnehmer. "Das einzige, was die Unternehmen zeigen, ist Stellen- und Arbeitsplatzabbau, damit kann man keine Zukunft und Innovationen schaffen", sagte Thomas Werner. Man müsse gemeinsam in die Zukunft sehen und den Arbeitsplatzabbau stoppen.

Als gegen 14 Uhr Schichtwechsel war, strömten die Ar-beitnehmer dem Ausgang am Tor 1 entgegen und hörten den Aufruf: "Liebe Kolleginnen und Kollegen, nehmt euch einige Minuten Zeit, um hier mit uns eure Solidarität gegen Arbeitsplatzabbau zu zeigen." Dieser Ruf allerdings verfehlte zum größten Teil seine Wirkung, denn die meisten Arbeitnehmer nahmen einen anderen Ausgang, und die wenigen, die zum Hauptausgang herausgingen, "schlichen" mit gesenktem Haupt an den Gewerkschaftsfunktionären vorbei. Lediglich ein "kleines Häufchen" hielt inne und hörte sich die kurzen Reden der Funktionäre an.

Wie Marcel Adelhardt, politischer Gewerkschaftssekretär der IG Metall Bamberg und zuständiger Betreuer für Valeo, in Ebern sagte, findet die Kundgebung unter dem Motto "Fairwandel statt Zukunftsangst" statt. "Wir fordern, dass bei Valeo die Corona-Situation nicht ausgenutzt wird und die aktuelle Situation gemeinsam mit dem Personal überstanden wird."

Momentan finde im Unternehmen ein Personalabbau bis zu 95 Personen statt. "Wir als IG Metall fordern gemeinsam mit dem Betriebsrat, dass dies der einzige Personalabbau bleiben muss und dass Valeo mit der Belegschaft in die Zukunft geht." Valeo gehe aus der Kurzarbeit raus hin zur Mehrarbeit, was zeige, dass Arbeit im Unternehmen definitiv vorhanden sei.

Ausbildung

Adelhardt sieht die Ausbildung bei Valeo als wichtiges Standbein, das man erhalten sollte. Hier wies er auf entsprechende Tarifverträge hin, wonach das Unternehmen grundsätzlich die Auszubildenden übernehmen müsse. "Die Ausbildung ist hier derzeit kein Gesprächsthema", sagte Marcel Adelhardt.

Alle Funktionäre der Gewerkschaft bedauerten, dass manche Bedienstete sich hinter Fenstern versteckten, statt vor das Tor zu kommen, um sich solidarisch zu zeigen. Das sagte Marcel Adelhardt auch bei seiner Rede am Mikrofon.

Auch Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), ehemaliger Betriebsratsvorsitzender im Werk, war gekommen, um sich mit den Funktionären und Arbeitnehmern solidarisch zu zeigen. Seine Rede musste er wegen des Autokorsos (es waren etwa zehn Fahrzeuge, die mehrere Runden über die vier Kreisverkehre in der Stadt fuhren) unterbrechen. Hennemann hob die Wichtigkeit der Firma Valeo für die Stadt Ebern und die Region als größter Arbeitgeber hervor. "Die gegenwärtige Krise darf nicht für einen Arbeitsplatzabbau genutzt werden, und wir sollten uns gemeinsam bemühen, verstärkt aus dieser herauszugehen", so der Bürgermeister. An die Unternehmungsleitung gerichtet sagte Jürgen Hennemann: "Entwickeln Sie den Standort Ebern weiter und zeigen Sie Verantwortung für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer." Die Betriebsratsvorsitzende Sonja Meister begrüßte es, dass die IG Metall ihre Stimme erhebt. "Es ist einfach nicht in Ordnung, dass man jetzt Covid-19 heranzieht, um Stellen abzubauen, und vorgibt, als Arbeitgeber keine Alternative zu haben." Die Kollegen, der Betriebsrat und die IG Metall seien der Meinung, dass es für die 1400 Beschäftigten, die vom Verbrennermotor abhängig seien, am Standort Ebern Alternativen geben müsse. Gemeinsam müsse man daran arbeiten, Zukunftsprojekte zu finden. Das eine oder andere ist da bestimmt auch schon in der Pipeline und man muss Kollegen qualifizieren, dass sie an neuen Projekten arbeiten können." Stellenabbau in der Automobilbranche könne und dürfe nicht die Lösung sein.