Landwirte und Jäger müssen zusammenarbeiten, damit Jungtiere bei der Grasmahd nicht getötet werden.
Es ist wieder so weit. Landwirte mähen die Wiesen mit ihren modernen Geräten, um Heu oder Silage zu gewinnen. Wenn die Bauern keine Vorkehrungen treffen, kann das Tausende von Jungtieren, Rehkitzen, Junghasen und Wiesenbrüter das Leben kosten. Im hohen Gras wähnen sich die Tiere in Sicherheit. Sie sind es aber nicht. Die Futterernte fällt mit der Brut- und Setzzeit der Jungtiere zusammen.
Die Tiere drücken sich, sobald sie fremde Geräusche hören, tief ins Gras; sie flüchten nicht und fallen so unweigerlich den Kreiselmähwerken zum Opfer. Auf Anfrage teilte der Bayerische Jagdverband (BJV) mit, dass Landwirte und Jäger in gemeinsamer Verantwortung stehen, um dem Mähtod zu Leibe zu rücken. Die einen von Gesetzes wegen, die anderen aus jagdethischer Sicht. Bauern und Jäger sollten grundsätzlich, aber vermehrt in der Setz- und Brutzeit zusammenarbeiten. Wenn die Landwirte die zuständigen Jagdpächter rechtzeitig über die geplante Mahd informieren, haben diese die Möglichkeit, die entsprechenden Flächen nach Jungwild abzusuchen. Damit ist schon einmal ein wichtiger Schritt getan, um die ahnungslosen Geschöpfe vor dem sicheren Tod zu bewahren.
Josef Steinmetz aus Jesserndorf und sein Mitpächter Rudi Meißner haben in Weißenbrunn ein 260 Hektar großes Revier, davon etwa 50 Prozent Feld- und Wiesenanteil, und auch das Revier Welkendorf-Gemünd mit ähnlicher Größe, aber 60 Prozent Feldanteil. "Unser Verhältnis zu den Bauern ist gut, wir werden verständigt, kurz bevor die Wiesen gemäht werden", sagt Josef Steinmetz. Er und sein Jagdkollege suchen dann die Wiesen mit dem Hund ab, stellen Pfähle mit Plastikbeuteln auf. "Meistens beunruhigt das die Geiß und sie holt ihr Kitz aus der Wiese heraus", so Steinmetz. Da es jedoch keine hundertprozentige Garantie gibt, alle Kitze auszuspüren, werden trotz der Bemühungen manche totgemäht. "Im letzten Jahr waren es drei, was uns die Bauern aber sagen." Bei den schnellen und breiten Mähgeräten haben Kitze wenig Chancen, bedauert Steinmetz. "Betroffen sind auch Junghasen, Bodenbrüter sowie die gesamte Insektenwelt, das ist halt der Preis der Nutzung von Natur durch die Menschen", so Steinmetz.
Besonders sind die Tiere auf Wiesen und Futterflächen, die am Waldrand liegen, gefährdet, weil dort gerne Rehgeißen ihren Nachwuchs zur Welt bringen. "Setzen", wie man in der Jägersprache sagt. Dort sind sie besser vor ihren Fressfeinden wie etwa dem Fuchs geschützt. Außerdem finden Kitz und Geiß einen reich gedeckten Nahrungstisch.
Aus dem Gefahrenbereich
Es ist davon auszugehen das landauf, landab die Jäger in diesen Wochen mit ihren Hunden unterwegs sind, um Futterfelder und Wiesen nach Junghasen und Rehkitzen abzusuchen und um sie dann fach- und sachgerecht "umzusetzen", aus dem Gefahrenbereich zu bringen.
Wenn man ein Kitz aus dem Gras holt, sollte man Handschuhe tragen und das Tier in ein dickes Büschel Gras einpacken und nach außen tragen. Fasst man es mit bloßen Händen an, meidet unter Umständen die Muttergeiß ihr Junges und es muss verenden.