Ausbildung zur Krankenschwester
Schneller als gedacht war das geplante Au-Pair-Jahr um und Kathrin Schumm erklärte ihrer etwas verdutzten Familie in Unterschleichach, dass sie vorerst nicht nach Hause komme. Das heißt, einen Heimatbesuch gab es natürlich, außerdem flogen Vater, Mutter und Bruder einmal nach Australien. Ansonsten hielt man über verschiedene Internet-Kanäle Kontakt.
Wer länger in Australien bleiben möchte, muss zunächst drei Monate auf einer Farm arbeiten. Das tat sie und war dann per "work and travel" unterwegs, bevor sie beschloss, eine Ausbildung zur Krankenschwester aufzunehmen. Zur Überraschung ihrer Mutter Ingrid, die selbst Krankenschwester ist.
Die Ausbildung musste aber auch finanziert werden: 18 700 Dollar kostete der erste Teil, dann zwei Jahre an die Uni für jeweils 28 000 Dollar im Jahr. Die Eltern haben nach Kräften unterstützt, aber sie hat auch viel gearbeitet, um das Studium zu finanzieren.
Nach dem ersten Teil der Ausbildung war sie ja schon Krankenschwester, also arbeitete sie im Krankenhaus. "Ich hab da meistens Wochenenddienste gemacht, da gibt es Zuschläge und man kann während der Woche an die Uni", erzählt die Unterschleichacherin, die jetzt den Bachelor in der Tasche hat. "In Australien kann man relativ viel sogar ganz ohne Ausbildung machen - das ist einerseits gut, andererseits in vielen Bereichen wie etwa im Gesundheitsbereich auch bedenklich."
Die Wochenendzulagen hat sie aber auch dringend gebraucht, denn die Lebenshaltungskosten in Australien sind hoch. "Wir hatten eine Dreier-WG in einem Drei-Zimmer-Haus und haben jeder 100 Dollar Wochenmiete bezahlt."
"Mitten im Nirgendwo"
Vieles ist anders in Australien, die Einstellung zu Entfernungen beispielsweise. Ihre Gastfamilie hatte ein Ferienhaus in den Blue Mountains - "über drei Stunden einfache Fahrt, das war ganz normal". Eine Haltung, die sie auch selbst schnell annahm.
Die meiste Zeit lebte Kathrin Schumm in Dubbo, 400 Kilometer nordwestlich von Sydney in New South Wales. "Mitten im Nirgendwo" beschreibt sie die 36 000-Einwohner-Stadt. Während des Studiums wohnte sie dann in Bathurst.
"Wenn ich am Sonntag Lust auf Strand hatte, habe ich mich morgens um 6 Uhr in den Zug gesetzt, war um 10 Uhr in Sydney am Strand und am Nachmittag ging es zurück." Diese Fahrt kostet am Sonntag nur zwei australische Dollar. Das klingt nach einem tollen öffentlichen Personenverkehr, aber wie so oft hat alles zwei Seiten: Es gibt sowohl über Land als auch in den Städten nur Hauptlinien und die Überlandbusse kann Kathrin Schumm gar nicht empfehlen.
Australisches Lebensgefühl
In Dubbo ist es im Sommer meist so um die 40 Grad "warm", im Winter kann es auch mal schneien. "Aber man friert praktisch schon ab 17 Grad", grinst sie. Regen - sogar Wolken - sind in Dubbo Mangelware. Die großflächigen Brände Ende letzten Jahres wurden Gott sei Dank durch starke Regenfälle zumindest eingedämmt. Direkt bedroht gewesen seien sie in Dubbo nicht, aber der Rauch war allgegenwärtig, erzählt sie.
Viele Klischees über Australien haben sich für Kathrin durchaus bestätigt: Viel Bier wird getrunken ("aber das Bier ist dünn", ergänzt Vater Michael) "und Unmengen Fleisch gegessen". Dagegen hat die Oberauracherin in knapp sechs Jahren gerade einmal zwei Schlangen zu Gesicht bekommen.
Sie hat viele Freunde gefunden und das australische Lebensgefühl aufgesaugt. Mit der Auffassung von Pünktlichkeit hatte sie jedoch bis zuletzt ihre Probleme. Bei privaten Verabredungen wird auf Zeit gar nicht geachtet, "und zum Schichtwechsel im Krankenhaus sind um sieben zwar alle da, aber keiner kommt auch nur fünf Minuten früher".
Die ganze Familie ist froh, dass sie jetzt wieder zu Hause ist. Gerne würde sie so schnell wie möglich als Krankenschwester arbeiten, was in Deutschland mittlerweile Gesundheits- und Krankenpflegerin heißt.
Dank ihrer Mutter weiß sie sehr genau, wo die Unterschiede innerhalb des Berufes zwischen Deutschland und Australien liegen, "aber erstmal geht es um kranke Menschen", so Kathrin Schumm. Der Fachkräftemangel gerade in der Pflege, den es übrigens auch in Australien gibt, sollte dazu beitragen, dass sie zurück in der Heimat schnell beruflich Fuß fassen kann.