Einmal Australien und zurück

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Kathrin Schumm hat viel gearbeitet in Australien, aber auch das besondere Lebensgefühl in sich aufgesogen. Hier beim Standup-Paddeling auf dem Avoca Lake - Hund Pirate immer mit dabei. Fotos: Kathrin Schumm/privat
Kathrin Schumm hat viel gearbeitet in Australien, aber auch das besondere Lebensgefühl in sich aufgesogen. Hier beim Standup-Paddeling auf dem Avoca Lake - Hund Pirate immer mit dabei. Fotos: Kathrin Schumm/privat
Bilder wie dieses aus dem Mungo National Park machen einen Teil der Faszination Australiens aus. Schumm machte eine Ausbildung zur ...
Bilder wie dieses aus dem Mungo National Park machen einen Teil der Faszination Australiens aus. Schumm machte eine Ausbildung zur ...
 
... Krankenschwester. Schumm (rechts) mit Freundin Karrssia.
... Krankenschwester. Schumm (rechts) mit Freundin Karrssia.
 

Eigentlich wollte Kathrin Schumm nur ein Jahr in Australien bleiben. Aber in dem Jahr als Au Pair hat sie sich in das Land verliebt und blieb fast sechs Jahre dort. Nach ihrer Ausbildung dort versucht Schumm nun, hier Fuß zu fassen.

18 Jahre alt war Kathrin Schumm, als sie sich für ein Jahr als Au Pair nach Australien verabschiedete. Aus einem Jahr wurden fast sechs. Jetzt ist Kathrin 24, Krankenschwester mit australischem Bachelor und zurück im Steigerwald. Was sie in "Down under" erlebt hat, das erzählte sie im Gespräch.

Kat hrin Schumms Start in Australien war nicht ideal, denn in der ersten Familie, der sie als Au Pair zugewiesen war, wurde sie eher als Putzfrau angesehen. Die Kinder waren den ganzen Tag im Kindergarten oder in der Schule. Also wandte sie sich an die Agentur und bekam umgehend eine andere Familie auf einer großen Farm mit Schafen und Kühen - und mit sechs Kindern.

Ihr Englisch hat sich gebessert

Vier davon gingen schon zur Schule, mit den beiden Kleinen beschäftigte sich die heute 24-Jährige. Unter anderem traf sie sich mit anderen Au Pairs, denn die Farm war keine Station, wie die Farmen im australischen Outback genannt werden. Das Leben auf einer solchen Station erfuhr sie aber dennoch. Einige Wochen verbrachte sie mit ihren Betreuungskindern auf der Station einer befreundeten Familie.

Das Leben in Australien hat seine Eigenheiten, "aber die Lebensart hat mich gleich fasziniert", erzählt sie mit einem Leuchten in den Augen. "Die Leute sind viel lockerer drauf als bei uns." Einen Akzent hat sie nach fast sechs Jahren noch nicht, aber die Sprachmelodie ist eindeutig nicht mehr fränkisch.

Ja, die Sprache. "Das hat ja schon gut angefangen", lacht Kathrin Schumm. Im Flugzeug nach Australien saß sie neben einem älteren Ehepaar aus England. Die hatten ihr unverblümt gesagt: "Mit diesem Englisch kommst du nicht weit." Das Urteil über ihr Schulenglisch sei richtig gewesen, aber im täglichen Umgang habe sich das schnell gebessert, erinnert sich die Oberauracherin.

Viel länger gedauert hat es, bis sie auch die Redewendungen richtig verstand. "Wenn jemand beispielsweise sagt, ,she is cutting someones grass', dann ist das keine freundliche Nachbarin, die Rasen mäht, sondern sie macht dem Freund einer anderen schöne Augen."

Kathrins Englisch ist heute natürlich ausgesprochen gut, entsprechend begehrt ist sie seit ihrer Rückkehr als Nachhilfelehrerin. Am 1. Januar kam sie zurück und umgehend begann sie, sich darum zu kümmern, dass ihr Berufsabschluss auch in Deutschland anerkannt wird.

Ausbildung zur Krankenschwester

Schneller als gedacht war das geplante Au-Pair-Jahr um und Kathrin Schumm erklärte ihrer etwas verdutzten Familie in Unterschleichach, dass sie vorerst nicht nach Hause komme. Das heißt, einen Heimatbesuch gab es natürlich, außerdem flogen Vater, Mutter und Bruder einmal nach Australien. Ansonsten hielt man über verschiedene Internet-Kanäle Kontakt.

Wer länger in Australien bleiben möchte, muss zunächst drei Monate auf einer Farm arbeiten. Das tat sie und war dann per "work and travel" unterwegs, bevor sie beschloss, eine Ausbildung zur Krankenschwester aufzunehmen. Zur Überraschung ihrer Mutter Ingrid, die selbst Krankenschwester ist.

Die Ausbildung musste aber auch finanziert werden: 18 700 Dollar kostete der erste Teil, dann zwei Jahre an die Uni für jeweils 28 000 Dollar im Jahr. Die Eltern haben nach Kräften unterstützt, aber sie hat auch viel gearbeitet, um das Studium zu finanzieren.

Nach dem ersten Teil der Ausbildung war sie ja schon Krankenschwester, also arbeitete sie im Krankenhaus. "Ich hab da meistens Wochenenddienste gemacht, da gibt es Zuschläge und man kann während der Woche an die Uni", erzählt die Unterschleichacherin, die jetzt den Bachelor in der Tasche hat. "In Australien kann man relativ viel sogar ganz ohne Ausbildung machen - das ist einerseits gut, andererseits in vielen Bereichen wie etwa im Gesundheitsbereich auch bedenklich."

Die Wochenendzulagen hat sie aber auch dringend gebraucht, denn die Lebenshaltungskosten in Australien sind hoch. "Wir hatten eine Dreier-WG in einem Drei-Zimmer-Haus und haben jeder 100 Dollar Wochenmiete bezahlt."

"Mitten im Nirgendwo"

Vieles ist anders in Australien, die Einstellung zu Entfernungen beispielsweise. Ihre Gastfamilie hatte ein Ferienhaus in den Blue Mountains - "über drei Stunden einfache Fahrt, das war ganz normal". Eine Haltung, die sie auch selbst schnell annahm.

Die meiste Zeit lebte Kathrin Schumm in Dubbo, 400 Kilometer nordwestlich von Sydney in New South Wales. "Mitten im Nirgendwo" beschreibt sie die 36 000-Einwohner-Stadt. Während des Studiums wohnte sie dann in Bathurst.

"Wenn ich am Sonntag Lust auf Strand hatte, habe ich mich morgens um 6 Uhr in den Zug gesetzt, war um 10 Uhr in Sydney am Strand und am Nachmittag ging es zurück." Diese Fahrt kostet am Sonntag nur zwei australische Dollar. Das klingt nach einem tollen öffentlichen Personenverkehr, aber wie so oft hat alles zwei Seiten: Es gibt sowohl über Land als auch in den Städten nur Hauptlinien und die Überlandbusse kann Kathrin Schumm gar nicht empfehlen.

Australisches Lebensgefühl

In Dubbo ist es im Sommer meist so um die 40 Grad "warm", im Winter kann es auch mal schneien. "Aber man friert praktisch schon ab 17 Grad", grinst sie. Regen - sogar Wolken - sind in Dubbo Mangelware. Die großflächigen Brände Ende letzten Jahres wurden Gott sei Dank durch starke Regenfälle zumindest eingedämmt. Direkt bedroht gewesen seien sie in Dubbo nicht, aber der Rauch war allgegenwärtig, erzählt sie.

Viele Klischees über Australien haben sich für Kathrin durchaus bestätigt: Viel Bier wird getrunken ("aber das Bier ist dünn", ergänzt Vater Michael) "und Unmengen Fleisch gegessen". Dagegen hat die Oberauracherin in knapp sechs Jahren gerade einmal zwei Schlangen zu Gesicht bekommen.

Sie hat viele Freunde gefunden und das australische Lebensgefühl aufgesaugt. Mit der Auffassung von Pünktlichkeit hatte sie jedoch bis zuletzt ihre Probleme. Bei privaten Verabredungen wird auf Zeit gar nicht geachtet, "und zum Schichtwechsel im Krankenhaus sind um sieben zwar alle da, aber keiner kommt auch nur fünf Minuten früher".

Die ganze Familie ist froh, dass sie jetzt wieder zu Hause ist. Gerne würde sie so schnell wie möglich als Krankenschwester arbeiten, was in Deutschland mittlerweile Gesundheits- und Krankenpflegerin heißt.

Dank ihrer Mutter weiß sie sehr genau, wo die Unterschiede innerhalb des Berufes zwischen Deutschland und Australien liegen, "aber erstmal geht es um kranke Menschen", so Kathrin Schumm. Der Fachkräftemangel gerade in der Pflege, den es übrigens auch in Australien gibt, sollte dazu beitragen, dass sie zurück in der Heimat schnell beruflich Fuß fassen kann.