Der Storch kann kommen

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Der erste Brutplatz für Störche wurde in einer Gemeinschaftsaktion am Neuenmarkter Bauhofgelände geschaffen.
Der erste Brutplatz für Störche wurde in einer Gemeinschaftsaktion am Neuenmarkter Bauhofgelände geschaffen.
Werner Reißaus

Im Gemeinderat war Ralf Pistor (CSU) noch belächelt worden, als er im vergangenen Jahr einen außergewöhnlichen Wunsch geäußert hatte. Er hatte vorgeschlagen, in Neuenmarkt ein Storchennest zu bauen....

Im Gemeinderat war Ralf Pistor (CSU) noch belächelt worden, als er im vergangenen Jahr einen außergewöhnlichen Wunsch geäußert hatte. Er hatte vorgeschlagen, in Neuenmarkt ein Storchennest zu bauen. Kürzlich war es so weit: In einer Gemeinschaftsaktion verwirklichten Mitarbeiter des gemeindlichen Bauhofs unter der fachmännischen Beratung der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und von Erich Schiffelholz vom Landesbund für Vogelschutz ein Nest im Außenbereich des Bauhofgeländes.

Ralf Pistor hatte wiederholt Störche beobachtet, die in den Neuenmarkter Wiesen nach Futter suchten. "Als ich das im Gemeinderat vortrug, hat natürliche der eine oder andere geschmunzelt. Mir war jedoch klar, dass genügend Störche bei uns in der Region sind und auch einen Brutplatz suchen." Er habe sich dann an die Bevölkerung gewandt und gefragt, ob jemand eine Dachfläche im Außenbereich kenne, auf der ein Nest gebaut werden könnte. "Die Resonanz war gering. Auch das Dampflokomotiv-Museum und die Salzlagerhalle am Bauhof erwiesen sich als nicht ideal."

Pistor ließ sich jedoch nicht entmutigen. Ihm kam der Gedanke, die Unterkonstruktion bei der Stahlbaufirma Unkauf in Kauerndorf in Auftrag zu geben, den Mast mit einer entsprechenden Plattform auszustatten und zu befestigen. "Ich habe jedes Detail mit Erich Schiffelholz abgeklärt und bin der Meinung, dass das Storchennest super ausschaut." Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, könne er sich durchaus vorstellen, es an anderen Stellen im Gemeindebereich zu wiederholen.

Zu klären war noch die Kostenfrage. Rund 2000 Euro mussten aufgebracht werden - die Arbeitsleistung durch den Bauhof nicht eingerechnet. Ulrich und Ellen Stelter erklärten sich bereit, das Projekt zu sponsern. Mit einer Brotzeit, die ebenfalls das Ehepaar Stelter spendete, wurde der Bau seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeister Alexander Wunderlich (CSU) brachte es auf den Punkt: "Wenn aus einer Idee ein Projekt wird, das dann auch umgesetzt wird, kann man nur sagen: hervorragend!" Wunderlich erinnerte sich noch an die Gemeinderatssitzung, in der das Thema erstmals behandelt wurde. Damals habe Ellen Stelter dem Gremium zugerufen: "Wir zahlen ein Nest!"

Schulkamine werden verlängert

Zwischenzeitlich hatte sich ein Storchenpaar sogar einen Brutplatz auf dem Kamin an der Verbandsschule ausgesucht, doch da musste schnell gehandelt werden, weil der in Betrieb stehende Kaminaufsatz zu einer Gefahr nicht nur für das Storchenpaar geworden wäre. Wunderlich: "Es gab einen Sturm der Entrüstung aus der Bevölkerung, aber der Brutplatz stellte eine Gefahr für unsere Kinder dar - und da hört der Spaß für mich auf." Nach Absprache mit Kaminkehrermeister Harald Will könnte das Problem mit einer Verlängerung der beiden Kamine um 1,50 Meter gelöst werden, ein sehr teures Unterfangen. Doch auch hier signalierten Ulrich und Ellen Stelter die Kostenübernahme. So werden die beiden Kaminzüge demnächst verlängert.

Störche sind ihrem Brutplatz treu und besetzen ihn jedes Jahr aufs Neue. Dieser wird gegen Eindringliche auch heftig verteidigt. Nach einer Brutdauer von 33 bis 34 Tagen schlüpfen die jungen Störche. Dann verbringen sie nochmals etwa zwei Monate in luftiger Höhe, bis sie flügge sind. Rei.