Es wurde ein großer Transportzug zusammengestellt. "Um die Last ziehen zu können, wurden in Bergregionen mitunter fünf Loks angekoppelt. Von Virginia ging es über Kentucky, Missouri, Oklahoma, New Mexiko, Arizona, Utah, Nevada bis nach Kalifornien. "Nach drei Tagen und zwei Nächten waren wir am Ziel südlich von Sacramento", schrieb Ludwig Appelmann. "Camp Beale" hieß sein neues "Zuhause", ein relativ kleines Gefangenenlager mit 25 Baracken, einer Küche und einer Kantine.
Da zu dieser Zeit noch Krieg war, versorgte das Rote Kreuz die Gefangenen mit Wertmarken für Seife oder für Schokolade. Arbeiten mussten Appelmann und seine Kameraden in einem großen Armeelager, dem ihr kleines "Camp Beale" untergeordnet war. Er selber war längere Zeit in der Armeeküche eingesetzt.
Die Lebensmittelversorgung bezeichnete Ludwig Appelmann als gut. "Es gab Pfannkuchen, Blaubeerkuchen oder auch Rühreier mit Speck und mittags oft Pute." Die Brotzeiten am Abend passten auch und vor allem stand immer viel Obst zur Verfügung. Auch in einer Wäscherei war er eingesetzt. "Dieses Lager war hauptsächlich dazu da, für den Krieg in Japan die dortigen US-Truppen mit Nachschub an Kleidung zu versorgen", schrieb Appelmann.
Nach Kriegsende sind die älteren Gefangenen relativ schnell entlassen worden. Zu diesen zählte Appelmann nicht. Er und seine Altersgenommen mussten südlich von Los Angeles zur Baumwollernte und auch Nüsse und Äpfel ernten.
Am 24. Oktober 1945 wurde er in San Francisco eingeschifft. Appelmann begab sich quasi auf eine unfreiwillige Seereise, was er als Erlebnis in einer schönen Landschaft schilderte. Unter der Golden Gate Bridge ging es entlang der Westküste der USA bis zum Panamakanal. "Hier konnten wir uns auf dem Schiff frei bewegen, wir fuhren ja auch in Richtung Heimat."
Als sie auf dem Atlantik angekommen waren, kam Freude auf. Es geht Richtung Heimat, war seine Meinung. Aber das war nicht so.
Es wurde Kurs Richtung England genommen und in Liverpool angelegt, wo er Mitte November in ein Gefangenenlager kam. Das Essen dort war im Gegensatz zu Amerika nicht besonders gut. Gerstengrütze und gelbe Rüben wurden aufgetischt. Fleisch war Fehlanzeige.
Im Mai 1946 musste er zur Landarbeit in der Nähe von Stockport zu einem Gemüsebauern. Salat, Rote Beete und Sellerie wurden angepflanzt, der zu Weihnachten geerntet wurde. "Mitte 1947 wurde uns Gefangenen Ausgang gewährt. Wir konnten einkaufen oder auch ins Kino gehen. An Heiligabend dieses Jahres war ich dort in einer Kirche", schrieb Ludwig Appelmann.
Die Entlassung 1948 kam dann recht schnell. Von Sunderland ging es mit dem Schiff nach Bremen und von dort weiter nach Hammelburg. "Ich hatte wieder deutschen Boden unter den Füßen", freute sich Appelmann. Am 20. März 1948 war es dann soweit. Der Tag der endgültigen Entlassung war für den Rentweinsdorfer gekommen.
"Gegen sechs Uhr an diesem Tag traf ich am Bahnhof in Treinfeld ein und eilte nach Rentweinsdorf in meinen Heimatort, um dort meine Eltern und drei meiner Geschwister in die Arme zu schließen. "Obwohl es schon März war, stand noch der Weihnachtsbaum im Wohnzimmer, weil ihn meine Mutter stehen lassen wollte, bis ich nach Hause kam", schrieb Ludwig Appelmann.
Er, der junge Luftwaffensoldat, hatte Glück. Er kam gesund nach Hause. Weniger Glück, und das trübte seine Freude über die Heimkehr, hatte sein älterer Bruder Fritz, der ebenfalls bei der Luftwaffe war und abgeschossen wurde. Dabei kam der Bruder Fritz ums Leben kam.