Als 15-Jähriger in den Kampf

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Emil Ebert im Jahr 2012, als er in seinen Unterlagen über die Jugendblaskapelle Unterpreppach blätterte.
Emil Ebert im Jahr 2012, als er in seinen Unterlagen über die Jugendblaskapelle Unterpreppach blätterte.
Emil Ebert als Soldat Fotos: hw/pr
Emil Ebert als Soldat  Fotos: hw/pr
 

Der Unterpreppacher Emil Ebert, der 2017 gestorben ist, hatte seine Kriegserlebnisse genau aufgezeichnet.

Vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. In einer Serie beschrieb unsere Zeitung den Einmarsch der Amerikaner am 11., 12. und 13. April, der die Befreiung von der Nazi-Diktatur bedeutete. In den weiteren Serienteilen schildert un-sere Redaktion derzeit die schwierige Zeit der Nachkriegsjahre. Was bedeutete es eigentlich für einen jungen Menschen, wenn er plötzlich zur Wehrmacht eingezogen und von ei-nem Tag auf den anderen Soldat werden musste? Emil Ebert aus Unterpreppach widerfuhr dieses Schicksal.

Er wurde in Reutersbrunn geboren, hat nach seiner Heirat mit seiner Frau Olga sein Leben in Unterpreppach verbracht und war bis zu seinem Tod vielseitig engagiert. "Ich bin Trompeter mit Leib und Seele", sagte Ebert einst von sich. Allerdings hatte er in seinem Leben nicht immer Anlass, auf seiner Trompete "Jubeltöne" zu spielen. Schuld daran sind für ihn die Kriegsjahre ab 1943.

Emil Ebert war, bevor er am 3. Juli 2017 starb, ein sehr genauer Mensch. Deshalb schrieb er auf, wie er die Kriegsjahre erlebte. Sohn Günter fasste die Aufzeichnungen des Vaters zu dessen 90. Geburtstag in einem Fotoband zusammen.

1943 erfolgte seine vormilitärische Einberufung nach Wehrberg in der Rhön, wo er erstmals mit SS-Leuten konfrontiert wurde, die er als Ausbilder hatte. Er wurde Funker. Nach der Bombardierung von Schweinfurt musste er dort Aufräumarbeiten erledigen.

Bald musste er als Soldat einrücken. An seinem 17. Geburtstag entschied er sich für eine Ausbildung als Fallschirmjäger. Sein Weg führte ihn nach Frankreich. Funk-, Fernsprech- und Infanterieausbildung folgten.

Emil Ebert musste schmunzeln, wenn er erzählte, dass er einmal als Küchenhelfer eingesetzt wurde und er den Kessel so gut reinigte, dass der "Chefkoch" sich dafür einsetzen wollte, dass er in der Küche blieb. Er lehnte ab. Vielleicht sein Glück, denn die Küche bekam wenig später einen Volltreffer ab.

Zum Fronteinsatz wurde der junge Mann nach Nettuno in Italien verlegt, einer Stadt, die 50 Kilometer südlich von Rom direkt am Meer liegt. Im Frontabschnitt "Monte Cassino" tobte ein Stellungskrieg. 1944 folgte der Rückzug Richtung Norden.

Am 23. April 1945 geriet Ebert in amerikanische Gefangenschaft. Es folgten Tage ohne Verpflegung, ohne Zelte oder Decken. Am 31. Mai wurde Ebert den Engländern übergeben. Eintönig war die Verpflegung: jeden Tag Erbsensuppe, Olivenöl und Kekse, in denen Mehlwürmer waren. Es war heiß,es gab heftige Sandstürme.

"Ich habe im Krieg den Beschuss von Jabos (Jagdbombern, d. Red.) mit ihren Bombenteppichen, den Beschuss von Panzern, Artillerie, Granatwerfern, Schiffsartillerie und Maschinengewehrfeuer ohne Verwundung überstanden", zeigte sich Emil Ebert dankbar. Auch habe er im Krieg auf keinen Gegner schießen müssen, keinen Fallschirm gesehen, geschweige denn einen Sprungeinsatz miterlebt.

Am 9. Oktober 1945 kam er nach Reutersbrunn zurück. Die elf Geschwister empfingen den abgemagerten Bruder. "Zum Mittagessen gab es Bohnenkerne und Klöße", schrieb Ebert.

Nun konnte Emil Ebert, dem Musik viel bedeutete, auf seiner Trompete Töne der Freude erklingen lassen. Er spielte in der Stadtkapelle Ebern, bei der Kirchenmusik und in der Jugendblaskapelle Unterpreppach mit.