In sechs Monaten soll die Zeit der Fürther "Kofferfabrik" vorbei sein. Der Chef der Event-Location zeigt sich geschockt - und auch die Stadt will das nicht einfach so hinnehmen.
Event-Location am Ende? Die "Kofferfabrik" in Fürth - laut Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) "eine der wichtigsten und wertvollsten Kultureinrichtungen der Stadt Fürth" - hat vom Vermieter die Kündigung erhalten. Die "Kofferfabrik" befindet sich seit 1994 in einem früheren Fabrikgebäude. Das Areal in der Langen Straße umfasst eine Kneipe, einen Biergarten, eine Galerie und mehrere Konzertbühnen. Ende September 2021 soll nun Schluss sein mit der beliebten Event-Location. "Das wäre für das Kulturleben der Stadt ein schwerer Verlust, der auch nicht so einfach zu ersetzen ist", sagt Jung inFranken.de.
Udo Martin, der Chef der "Kofferfabrik", klingt auch gut eine Woche nach Erhalt der Kündigung noch ungläubig. "Wir haben schon öfter Kündigungen bekommen, aber normalerweise ging denen immer eine Streitigkeit voraus, wie zum Beispiel ein undichtes Dach." Diesmal habe es dagegen nichts dergleichen gegeben, die Kündigung sei aus dem Nichts gekommen. "Das hat uns richtig kalt erwischt." Ein weiterer Unterschied sei außerdem, dass das Schreiben diesmal von einer Anwaltskanzlei und nicht vom Eigentümer, der Lauer Immobilien-Service GmbH in Nürnberg, direkt gekommen sei.
"Kofferfabrik" in Fürth: Oberbürgermeister und Kulturreferentin mit Eigentümer im Gespräch
Eine solche Kündigung zu erhalten, sei kein gutes Gefühl. "Da legt man das Ding erstmal weg, liest es dann noch mal und dann braucht man erst mal ein paar Stunden, um überhaupt zu realisieren, was da drin steht", sagt Martin. "Ich habe dann gleich Verbindung mit der Stadt aufgenommen." Auch wenn die "Kofferfabrik" eigentlich keine Angelegenheit der Stadt ist, kümmern sich dennoch Oberbürgermeister und Kulturreferentin um das Thema. Für inFranken.de war der Eigentümer des Gebäudes bisher nicht erreichbar.
Zu dem gewünschten Ergebnis der Gespräche mit dem Eigentümer sagt OB Jung: "Es geht darum, zunächst einmal Zeit zu gewinnen. Im Augenblick steht ja eine Kündigung in sechs Monaten im Raum. Wir hoffen, dass wir einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren bekommen, um damit genug Zeit für längerfristige Lösungen und deren Entwicklung zu haben."
Genau diese längerfristigen Lösungen könnten aber noch Probleme bereiten. "Den morbiden Charme von dieser ,Kofferfabrik' kann man nicht eins zu eins einfach irgendwo nachbauen. Das wird eine echte Herausforderung", sagt Jung. Dennoch ist er positiv gestimmt. "Das erste Gespräch mit dem Eigentümer war in guter Atmosphäre und ich bin optimistisch, dass wir da was hinbekommen können."
"Koffer"-Chef wünscht sich Stiftung als Eigentümer
"Es wäre einfach nicht mehr die ,Koffer'. Die kann nur in der Langen Straße 81 sein", äußert sich auch Martin kritisch zu dem Vorschlag, die Eventlocation in anderen Räumlichkeiten neu aufzubauen. "Wenn ich einen Weihnachtswunsch hätte, würde ich sagen, wir bräuchten eine Stiftung, die die ,Koffer' kauft, das Gelände kauft, damit man das endlich in Ruhe entwickeln kann. Das Gebäude befindet sich in einem immer schlechteren Zustand und der jetzige Eigentümer macht eben nichts", sagt Martin.
Zuzusehen, wie der Zustand seiner "Kofferfabrik" immer schlechter wird, sei nicht schön. Deswegen erachtet er es als "dringend notwendig", dass das Gebäude von einer Stiftung oder Genossenschaft übernommen wird, die die Mieteinnahmen dann zur Sanierung verwendet. "Dann könnten wir die Kultur erhalten und die ganzen Leute, die dort arbeiten und leben könnten alle bleiben. Und wir könnten die ,Koffer' so erhalten, wie sie ist", sagt Martin hoffnungsvoll.