Jan Mueller ist über den Berg

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Jan Mueller bei seiner Teilnahme am Transalpine-Run 2010 auf der Weißlahnscharte (Italien) Foto: Sportograf
Jan Mueller bei seiner Teilnahme am Transalpine-Run 2010 auf der Weißlahnscharte (Italien)  Foto: Sportograf
Aussichten wie disese auf den Pragser Wildsee in Italien auf der siebten Etappe 2010 warten auf Jan Mueller und Andreas Müller-Niggemann ab dem 4. September. Foto: Sportograf
Aussichten wie disese auf den Pragser Wildsee in Italien auf der siebten Etappe 2010 warten auf Jan Mueller und Andreas Müller-Niggemann ab dem 4. September.  Foto: Sportograf
 
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Geschafft: Nach acht Etappen hatten Jan Mueller (li.) und Martin Constantin im Jahr 2009 ihren ersten Transalpine-Run hinter sich. Foto: Sportograf
Geschafft: Nach acht Etappen hatten Jan Mueller (li.) und Martin Constantin im Jahr 2009 ihren ersten Transalpine-Run hinter sich.  Foto: Sportograf
 
Die Refugio-Bella-Hütte in Südtirol. Foto: privat
Die Refugio-Bella-Hütte in Südtirol.  Foto: privat
 
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An einem Engpass wie hier am Kronplatz in Italien kamen Jan Mueller und sein Partner 2010 nicht an einem langsameren Teilnehmer vorbei. Foto: Sportograf
An einem Engpass wie hier am Kronplatz in Italien kamen Jan Mueller und sein Partner 2010 nicht an einem langsameren Teilnehmer vorbei.  Foto: Sportograf
 
Ein Rettungshubschrauber steht immer bereit. Foto: privat
Ein Rettungshubschrauber steht immer bereit.  Foto: privat
 
Der Startbereich in Schlanders (Italien). Foto: privat
Der Startbereich in Schlanders (Italien).  Foto: privat
 
Jan Mueller (li.) und sein neuer Laufpartner Andreas Müller-Niggemann. Foto: privat
Jan Mueller (li.) und sein neuer Laufpartner Andreas Müller-Niggemann.  Foto: privat
 
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Am 4. September nimmt der 47-jährige Forchheimer zum dritten Mal eine Alpenüberquerung in Angriff. 247 Kilometer zu Fuß - in sieben Tagen.

Wer 42,195 Kilometer am Stück laufen kann, darf als überdurchschnittlich sportlich bezeichnet werden, auch wenn er dafür 3:38 Stunden benötigt. "Ich bin langsam, aber extrem ausdauernd", sagt Jan Mueller (nicht Müller, "Eine Laune meiner Familie") aus Forchheim über seine Bestzeit, die er erst in diesem Jahr beim Metropol-Marathon in Fürth aufstellte.

Daher wird er ab 4. September nicht an einem gewöhnlichen Lauf teilnehmen, sondern am Transalpine-Run. Dort muss im Schnitt zwar etwas weniger als diese klassische Distanz bewältigt werden, dafür an sieben Tagen in Folge - gespickt mit knapp 15 000 Höhenmetern zwischen Garmisch-Partenkirchen und Brixen in Südtirol.


Nur ein paar Stunden Radeln

Nach 2009 und 2010 ist es Muellers dritte Teilnahme. Deshalb wirkt der 47-Jährige kurz vor dem Startschuss tief entspannt und gönnte sich in der Hochphase der Vorbereitung sogar eine Woche Mallorca-Urlaub mit seinen zwei Söhnen. "Ich bin morgens lediglich ein paar Stunden Rad gefahren. Zum Frühstück mit meinen Jungs war ich wieder im Hotel", erzählt Mueller lapidar.

Leichte Sorgen bereitet dem gebürtigen Darmstädter lediglich sein Laufpartner Andreas Müller-Niggemann. "Er ist zwar auch fit, hat aber noch nie einen so extremen Lauf gemacht." Die Krux: Die Mü(ue)llers müssen gemeinsam am Zielort ankommen, dürfen sich auf der Strecke nicht mehr als 200 Meter voneinander entfernen und müssen das tägliche Zeitlimit einhalten.


Laufpartner zerstreiten sich

Nicht etwa Zeit, mangelnde Fitness oder Verletzungen seien der Hauptaufgabegrund für rund ein Viertel der jährlich etwa 300 Transalpine-Run-Paare. "Viele zerstreiten sich unterwegs", weiß Mueller aus Erfahrung. Dass er mit Müller-Niggemann einen anderen Partner hat als bei den vorherigen Starts, hat allerdings nichts mit Unstimmigkeiten zwischen ihm und seinem früheren Kollegen Martin Constantin zu tun, sondern mit seinem berufsbedingten Umzug nach Franken und dem verletzungsbedingten Ausfall des geplanten Laufpartners.

Aus der Herausforderung, Müller-Niggemann gut über den Berg zu bringen, zieht Mueller einen Teil seiner Motivation. "Ich werde ihn am Anfang wahrscheinlich bremsen müssen, damit er später durchhält. Das macht mir Spaß und ich bin mir sicher, dass ich das schaffe." Sein ursprünglicher Antrieb war ein schwerer Bandscheibenvorfall 2007. Noch im Krankenbett meldete er sich für den Transalpine-Run an.

Zur Vorbereitung des radsporterfahrenen, aber damals leicht übergewichtigen Mannes zählten der berühmte 73 Kilometer lange Rennsteiglauf in Thüringen und der Frankfurt-Marathon. Auch diesmal spult er ein ordentliches Programm ab. Seit November hat der 47-Jährige 1850 Kilometer zu Fuß, 4000 auf dem Rad und 250 auf Langlaufskiern zurückgelegt.


Abspecken in wenigen Wochen

Apropos Übergewicht: "Noch habe ich vier Kilo zu viel auf den Rippen", behauptet Mueller wenige Wochen vor dem Alpen-Abenteuer. Überflüssige Pfunde, die er über das Wettersteingebirge, durch das Pitztal und an den Dolomiten vorbei schleppen müsste. Diese bis zum 4. September abzuspecken, sei aber kein Problem für den gesundheitsbewussten Menschen - und zwar ohne Trainings- oder Ernährungsplan. "Einfach mit Hirn essen", umschreibt Mueller die Devise, weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als er beim Sport und im Alltag verbraucht.

Um Gepäck kommen die Ultraläufer allerdings nicht herum. Zur Pflichtausrüstung der Teilnehmer gehört unter anderem eine Rettungsdecke, die Mueller auch schon verwenden musste. "Zwei junge spanische Frauen saßen bibbernd am Wegesrand und mussten aufgewärmt werden", erzählt der Wahl-Forchheimer. Die weitere Versorgung übernahmen die Streckenposten, die nicht nur den Abstand zwischen den Partnern kontrollieren, sondern auch für solche Zwischenfälle da sind. "Das medizinische Personal ist trotz des bergigen Geländes schnell zur Stelle", weiß Mueller, dessen früherer Laufpartner Martin Constantin einst wegen einer Thrombose Blutverdünner einnahm und auf einer Etappe Nasenbluten bekam. "Es hat eine Viertelstunde gedauert, bis wir die Blutung gestillt hatten", berichtet Mueller.


Langsamer Läufer blockiert

Einmal versagte die Kommunikation mit den Helfern jedoch. "Es gab einen Wetterumschwung. Es fiel Schnee. Wir haben kaum noch etwas gesehen. Bei einem schmalen Pfad bergab blockierte uns ein langsamerer Läufer", erinnert sich der in Herzogenaurach tätige Mueller an den vierten Abschnitt seiner zweiten Teilnahme.

Als die Hessen endlich eine Stelle zum Überholen genutzt hatten, wollten sie die verlorene Zeit aufholen. "Ich bin gestürzt, habe einen Purzelbaum geschlagen und bin mit Schürfwunden und unter Schmerzen weiter gerannt." Nachdem sie die Etappe mit fünfminütiger Verspätung beendet hatten, war die Enttäuschung groß - bis sie erfuhren: Aufgrund der Witterung war das Zeitlimit um zwei Stunden verlängert worden.


Die Gesamtzeit spielt keine Rolle

Je nachdem, welche unvorhersehbaren Ereignisse der Transalpine-Run 2016 bereithält, will das - nach Gesamtalter berechnet - Ü80-Team am 10. September nach gut 247 Kilometern in Norditalien ankommen. In welcher Zeit oder an welcher Position ist Mueller egal. "Die Zeiten sind ohnehin nicht vergleichbar, da die Strecke und die äußeren Umstände immer unterschiedlich sind", erklärt der Forchheimer, der mit Constantin immerhin 22. unter etwa 80 "Master Men" (Ü80) wurde.

In die Alpen geht der 47-Jährige inzwischen lieber zum Laufen als zum Skifahren. "Wenn man im Sommer die ramponierten Wiesen sieht, vergeht einem die Lust darauf", sagt Mueller. Immerhin hält der Transalpine-Run viele andere schöne Aussichten bereit.