Seit 20 Jahren verzichtet der Forchheimer Werner Hennig auf ein eigenes Auto und setzt stattdessen lieber auf Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel. So meistert er seinen Alltag ohne Auto.
Es war ein Autounfall, der Werner Hennig letztlich zu diesem Schritt bewogen hat: Seit 20 Jahren verzichtet der Forchheimer auf ein eigenes Auto. Verletzt wurde bei dem Unfall damals glücklicherweise niemand, nur sein Auto war Totalschaden, sagt Hennig.
"Das war ein guter Anlass, um endgültig darauf zu verzichten." Hennig war schon immer viel mit dem Rad unterwegs, ist im Sommer damit zur Arbeit gefahren. "Schon im Jahr 2000 war mir sehr bewusst, dass sich mit dem Treibhauseffekt etwas ändern muss", sagt der ehemalige Lehrer.
Mittlerweile hat Hennig sich gut auf den Alltag ohne Auto eingestellt. Drei Mal die Woche geht er Einkaufen, die Lebensmittel transportiert er in einem Fahrradkorb, auf Getränkekisten verzichtet er.
Bei Bedarf könnte er sich die Getränke aber liefern lassen, wie das manche in seiner Nachbarschaft machen. Für größere Besorgungen hat er einen Fahrrad-Anhänger. "Den habe ich früher noch für die Fahrten zum Wertstoffhof gebraucht", sagt er.
Leihauto für größere Transporte
Wenn größere Transporte anstehen, mietet er sich ein Auto über die Bamberger Carsharing Plattform "Mei Audo". Das komme etwa zwei bis drei Mal im Jahr vor. Dafür zahlt er jährlich rund 30 Euro Mitgliedsbeitrag, außerdem fallen für jeden gefahrenen Kilometer und jede Stunde Geld an. Mit dem Zug kommt er dann nach Bamberg, wo er das Leihauto am Bahnhof abholt und auch wieder abliefert.
Der ehemalige Lehrer ist zwar mittlerweile im Ruhestand, er betont jedoch: Sein Autoverzicht hat schon während seiner Berufszeit begonnen. Dann hat er seinen Arbeitsweg zu seiner Schule in Forchheim eben täglich mit dem Rad zurückgelegt.
Wer auf Rad statt Auto setzt, der braucht natürlich eine gute Ausrüstung, weiß der Forchheimer. Ohne gute Regenkleidung - Regenhose und -jacke mit Kapuze - geht gar nichts. "Ich habe mir sehr gute Schuhe gekauft, wenn es regnet."
Neben den positiven Aspekten für die Umwelt kann Hennig auch andere Vorteile aus dem Autoverzicht ziehen: "Ich werde ruhiger. Mit Auto ist man hektischer", sagt er. Nun müsse er seine Aktivitäten eben genau überlegen und planen, das mache den Alltag entspannter. Klar, wenn es draußen ungemütlich ist und stürmt, hat auch Hennig mal keine Lust sich aufs Rad zu setzen. "Das gibt es natürlich. Wenn man aber konsequent sein will, muss man das Auto abschaffen." Zu groß ist sonst die Versuchung, doch ins Auto zu steigen.
Innerhalb Forchheims ist Hennig meist mit dem Rad unterwegs. Wenn nicht, weicht er auf Bus oder Bahn aus. Mit dem ÖPNV in Forchheim und im Landkreis ist Hennig ganz zufrieden. "Wenn ich das mit anderen Landkreisen vergleiche, ist der Landkreis Forchheim noch gut", sagt er.
In der Nähe seiner Wohnung ist eine Bushaltestelle, dort fahre jede halbe Stunde der Stadtbus Richtung Paradeplatz und Bahnhof. Nur am späten Nachmittag und am Abend ist die Taktung schlechter. Ebenso am Wochenende. "Stündlich reicht nicht", sagt er.
Mit den Bussen komme er auch ohne Probleme in die Fränkische Schweiz. Nur der Rückweg am Abend, beispielsweise nach einem Kellerbesuch, muss genau geplant werden, bevor kein Bus mehr fährt.
Anschluss oft ein Problem
Ein größeres Manko seien die Anschluss-Verbindungen. Einmal wollte er beispielsweise Richtung Egloffstein. Mit dem Bus ist er bis nach Kirchehrenbach gefahren, dort wollte er dann in den Zug umsteigen. Doch auf den musste er lange warten. Auch, wenn er mit dem Bus zum Forchheimer Bahnhof fährt, muss er dort unter Umständen lange auf den nächsten Zug warten. "Die Anschlüsse müssen besser funktionieren, die Taktung muss besser sein."
Auch das Anrufsammeltaxi (AST) findet der Forchheimer wenig nützlich, weil man eine Fahrt meist einen Tag früher anmelden müsse. "Ich habe das Gefühl, man will gar nicht, dass es genutzt wird, aber man will damit prahlen, dass man es hat."
Herr Hennig hat alles richtig gemacht. Wozu brauche ich ein Auto, wenn ich nur ne Hand voll Kilometer zur Arbeit habe. Er wird schon nicht in Reuth an der Schule gewesen sein.
Schwieriger wird es, wenn man von Albertshof nach Erlangen muss und früh um 7:00 Uhr Dienstbeginn ist.
Da kann man zw. 4:20 Uhr und 5:30 Uhr mit dem Rad die ca. 10 km nach Ebermannstadt zum Bahnhof zurücklegen, um dann entweder um 6:20 Uhr oder um 7:20 Uhr am Arbeitsplatz zu sein. Wer konsequent ist, möge auch hier sein Auto aufgeben. Natürlich steht jedem frei, auch diegesamte Strecke mit dem Rad zurückzulegen.