Nach einem Sturz vor einem Jahr war Tobias Büttner querschnittgelähmt. Doch der 27-Jährige kämpft sich in den Alltag zurück. Mit seiner Stiftung möchte der ehemalige Handball-Profi nun anderen helfen.
Tobias Büttner läuft durch die Eingangshalle der Forchheimer Sparkasse, langsam und konzentriert, ein Schritt nach dem anderen. Dann lässt er sich in einen dunklen Ledersessel sinken. Dass der 27-Jährige wieder laufen kann, ein Bein vor das andere setzt, war bis vor wenigen Monaten noch undenkbar für ihn.
Ein Jahr ist der Tag nun her, der sein Leben für immer änderte: der 29. Juli 2019. "Montagmittag ist es passiert", erinnert er sich. Im Urlaub auf Mallorca rutscht er auf dem Boden aus, stürzt unglücklich über einen Hocker, kommt mit dem Kopf auf dem Boden auf. Seine Erinnerungen sind lückenhaft. "Ich lag sofort am Boden und konnte mich nicht mehr bewegen", sagt er.
Notoperation in der Nacht
Büttner wird in Palma in eine Klinik gebracht. Zwei Tage später wird er von dort nach Deutschland geflogen, kommt in die Zentralklinik in Bad Berka. Noch Mittwochnacht wird er notoperiert. Seine Diagnose: inkomplette Querschnittlähmung ab dem dritten Halswirbel. Beide Arme, beide Beine und etliche Organe sind von der Lähmung betroffen.
Vier Monate bleibt er in Bad Berka, die Prognosen der Ärzte sind eher verhalten. Der lebenslustige Mann, der Handball beim Würzburger Zweitligisten DJK Rimpar Wölfe spielte und zuletzt beim TV Erlangen-Bruck unter Vertrag stand, kann sich nicht mehr bewegen. Anfang Dezember 2019 kommt er in eine Rehaklinik nach Bad Wildbad, ein langer Weg liegt vor ihm. Und Büttner beginnt, diesen Weg anzunehmen, er kämpft, will Fortschritte machen.
Dass er nicht in einem schwarzen Loch versinkt, verdanke er seiner positiven, humorvollen Einstellung. "Ich habe es relativ schnell geschafft, die Situation zu akzeptieren", sagt Büttner. Halt bekommt er von seiner Familie und seinen Freunden. "Heilung beginnt im Kopf und nichts hilft mehr dabei, als viel Liebe, eine große Portion Optimismus und unterhaltsamer Humor", schreibt er auf seiner Internetseite.
Büttner muss wie ein Kleinkind alles wieder von Grund auf lernen: Die Finger bewegen, aufrecht hinsetzen, auf allen Vieren krabbeln. "Das kostet Zeit und viele Therapiestunden und ist meistens eher eine Qual als Spaß", sagt er. Die kleinen, großen Erfolge befeuern ihn auf seinem Weg, seine Familie und Freunde sind seine wichtigste Stütze. "Ich habe mich durch die vielen Therapiestunden in eine Richtung entwickelt, die mich jetzt so wieder durchs Leben wackeln lässt."
Nach insgesamt acht Monaten wird Büttner nach Hause entlassen. Sein großes Ziel: Er möchte wieder selbstständig in seiner Wohnung in Erlangen leben. Das hat er geschafft. Er kann wieder Auto fahren, steht wieder auf beiden Beinen, manchmal zittern diese noch, wenn er sich anstrengt. "Beim Einkaufen brauche ich manchmal noch Hilfe", sagt er. Die nächste Etappe: Er möchte in seinen Beruf als Onlineberater bei der Sparkasse Forchheim zurückkehren. Seit zwei Wochen hat er wieder mit der Eingliederung begonnen, daneben stehen jede Woche viele Ergo- und Physiotherapie-Sitzungen auf dem Plan, die seinen Körper weiter stärken sollen.