Nicht nur bei Schutzanzügen und Masken drohen Engpässe, auch Desinfektionsmittel wird knapp. Die Brennereien im Landkreis Forchheim sollen im Notfall ihren hochprozentigen Alkohol zur Verfügung stellen.
Desinfektionsmittel ist in der Corona-Krise zum kostbaren Wunderwasser geworden. Die Regale in den Drogerien sind seit Wochen leer. Kommt es zu Engpässen bei Desinfektionsmitteln, könnten die Brenner im Landkreis Forchheim mit hochprozentigem Alkohol aushelfen, der bei der Herstellung von Desinfektionsmitteln verwendet wird.
"Wir wollen sicherstellen, dass Alkohol für den Notfall zur Verfügung steht", sagt Johannes Haas, der in Pretzfeld die Edelbrennerei Haas führt. Haas bekommt für seinen Alkohol viele Anfragen, von Krankenhäusern und Apotheken. Sogar die Berliner Charité habe sich bei ihm gemeldet. Er betont jedoch: "Wir wollen das für die Region vorhalten." Erst vor einigen Tagen habe er rund 100 Liter Reinalkohol an das Forchheimer Klinikum geliefert.
Reinalkohol auf Lager
Von diesem Reinalkohol, auch Neutralalkohol genannt, hat er noch Vorräte auf Lager. Der ist wegen seines hohen Prozentgehalts (rund 96 Prozent) industriell hergestellt, die Brennereien kaufen ihn beispielsweise für die Herstellung von Geistern zu.
An rund 80 Brenner im Landkreis Forchheim hat das Landratsamt einen Aufruf gestartet. "Die Brenner wurden gebeten sich zu melden, ob sie über nennenswerte Alkoholbestände verfügen, die sie im Notfall zur Verfügung stellen könnten", teilt die Pressestelle des Landratsamtes mit. Dabei gehe es in erster Linie nicht um den normalen Schnaps, sondern vielmehr um hochprozentigen Alkohol. Es hätten sich bereits mehrere Brenner gemeldet, die unterstützen. Auch Industriebetriebe hätten Alkohol angeboten.
Nicht nur in Krankenhäusern, auch in Apotheken werden Desinfektionsmittel knapp. In der Forchheimer Regnitz-Apotheke stellt Christina Utzmann nach dem Rezept der Weltgesundheitsorganisation selbst Desinfektionsmittel her - solange das noch möglich ist. "Wir haben noch begrenzte Mengen da. Das Problem ist, Ausgangsstoffe zu bekommen", sagt sie.
Ethanol wird knapp
Der Alkohol der heimischen Brennereien sei für das Klinikum bestimmt. Sie habe zwar noch Ethanol bei der Firma Brüggemann - einem großen Ethanol-Anbiete - bestellt, ob und wann dieser kommt, sei aber fraglich. Zum Ethanol kommen außerdem Glycerin und Wasserstoffperoxid, bevor die Mischung in Flaschen gefüllt wird. Doch auch die sind knapp.
Nicht für medizinische, aber zumindest für Reinigungszwecke verkauft Jürgen Ackermann von der Kreuzberg Quelle in Hallerndorf 75-prozentigen Alkohol. "Wir gehen an unsere Reserven, die wir gebunkert haben." Hefen, Schimmel und Viren sollen mit dem Alkohol abgetötet, Flächen und Gegenstände gereinigt werden.