Spaziergänger haben in der Flur bei Gosberg und bei Pinzberg getötete Krähen entdeckt, die an den Füßen mit dem Kopf nach unten aufgehängt wurden. Vogelschützer bringt das auf die Barrikaden, Landwirte rechtfertigen das Vorgehen.
Wie schwarze Säcke baumeln sie lose im Wind. Wer das Foto genauer anschaut, entdeckt: Es handelt sich um tote Krähen, die kopfüber aufgehängt wurden. Gemacht hat die Aufnahmen der bekannte Forchheimer Naturschutzwächter Gunter Brokt, stellvertretender Vorsitzender des Forchheimer Landesbundes für Vogelschutz. Seit Jahren würde er im Landkreis immer wieder tote Krähen entdecken, die aufgehängt wurden, meist in der Nähe von Obstbaumschulen.
Zuletzt habe er aufgehängte Krähen an einem Zaun in der Flur zwischen dem Pinzberger Bahnhof und der Pinzberger Wehr gesehen. "Diese wurden getötet durch Gift oder Erschießen", vermutet er. Und weiter: Wahrscheinlich sollen die toten Tiere andere Krähen abschrecken. "Dabei stellt sich die Frage, ob der oder die Täter noch im Mittelalter leben, als die Krähe als Totenvogel galt", sagt Brokt.
Lebendige Krähen seien für den Erhalt des natürlichen Gleichgewichts nützlich. Lebende Vögel mit toten Krähen abzuschrecken, sei zudem ausgesprochen veraltet. "Es geht ja um das Aufhängen", betont er. Ein totes Tier müsse entsorgt werden.
Passanten haben sich gemeldet
Auch bei Marianne Wende, Vorsitzende des Forchheimer Tierheims, haben sich in letzter Zeit Spaziergänger gemeldet, die an anderer Stelle in der Region aufgehängte Krähen entdeckt haben. "Es ist mittelalterlich, dass man da Krähen aufhängt. Tote Tiere schrecken lebende Tiere nicht dauerhaft ab", sagt sie. Allerdings gebe es Gutachten zur Abwehr von Vögeln in der Landwirtschaft, in denen solche Methoden durchaus erwähnt werden. Denn vor allem in der Landwirtschaft sind die Krähen eine Plage.
Deshalb hat ein Landwirt aus der Region, der hier anonym bleiben will, zwei tote Krähen über seinen Silos aufgehängt, um andere Krähen abzuschrecken. Die toten Tiere, die Naturschützer Brokt fotografiert hat, finden sich an einer anderen Stelle. Das Problem des Landwirts: Die schwarzen Vögel sammeln sich in Scharen auf den abgedeckten Silos und picken die Folien an, um an die Silage zu kommen, berichtet er.
Futter wird verunreinigt
Und das könne für andere Tiere tödlich sein: Das Futter für seine Kühe kann verunreinigt werden, das Milchvieh kann Infektionen oder andere Krankheiten bekommen, bei Muttertieren sind Aborte möglich, erklärt der Landwirt.
Die Silos sind - außer an der Anschnittstelle - mit Folie luftdicht verschlossen. Doch das stelle für die Krähen kein Hindernis dar: Immer wieder würden sie durch die Folien hindurch picken. Obwohl der Landwirt an den Silos sogenannte Krähenabwehrnetze, sehr engmaschige Netze, angebracht hat. "Die reichen nicht mehr aus, weil die Krähen überhandgenommen haben."