Das Zwergenland in Erlangen steht vor großen Problemen. Seit einem Jahr ist die Einrichtung schon geschlossen. Viele verzweifelte Eltern suchen dennoch Hilfe bei den Leiterinnen.
Keine Perspektive: Hebammen- und Familienzentrum von Corona-Krise schwer getroffen. Das Zwergenland in Erlangen bietet seit seiner Eröffnung vor knapp drei Jahren verschiedene Kurse für (werdende) Eltern und Kinder an. Fehlende Hilfszahlungen und ein fortbestehendes Öffnungsverbot stellen die Einrichtung nun vor große Probleme. "Wir müssen im April öffnen, um uns irgendwie über Wasser halten zu können", sagt Svenja Lichtscheidel, eine der beiden Leiterinnen, inFranken.de.
Das Zwergenland soll Eltern ermöglichen, alle Geburts-, Baby- und Kinderkurse an einem Ort zu absolvieren. Normalerweise finden pro Tag sechs Kurse mit jeweils etwa zehn Teilnehmern statt. Aber seit mittlerweile einem Jahr ist das Zwergenland wie ausgestorben. "Im Prinzip haben wir seit März 2020 geschlossen, weil keine Gruppentreffen erlaubt sind", sagt Jennifer Rahn, die andere Leiterin des Zwergenlands. Von den versprochenen Hilfszahlungen habe sie bisher nichts erhalten. Aufgrund von Betrugsfällen in Millionenhöhe wurde die Auszahlung von Soforthilfen für Unternehmen zudem vorerst gestoppt. Für das Zwergenland ein schwerer Schlag - die Hoffnung auf baldige Zahlungen scheint verloren.
Zwergenland Erlangen: Verzweifelte Eltern suchen hier Hilfe
"Ich betreue unsere Social-Media-Accounts. Es gibt regelmäßig Hilfeanfragen von Eltern - ich würde sagen, drei am Tag -, die teilweise auch echt verzweifelt sind", sagt Lichtscheidel. Wirklich helfen können die beiden Frauen aber nicht. "Das ist einfach frustrierend." Der Austausch mit anderen sei das, was zurzeit fehle. "Einfach mal nicht diese perfekte Mutter-Welt haben, sondern sehen: Bei anderen läuft es auch nicht perfekt." Das ist es, was Lichtscheidel an den Kursen so wichtig findet.
"Ich habe gestern einen Facebook-Post verfasst und mich dann gefragt, ob ich das jetzt posten kann. Was das auslösen wird und ob ich diese Welle, die es auslöst, überhaupt bearbeiten kann. Oder reicht meine Kraft dafür gerade nicht aus?" Reaktionen auf ihren Beitrag blieben in der Tat nicht aus. "Zu fast jedem Kommentar kennt man eine Geschichte. Da fließt dann schon auch manchmal ein Tränchen. Das war für mich sehr emotional", sagt Lichtscheidel.
"An den Reaktionen und Fragen sehen wir, dass wir eigentlich alles richtig gemacht haben mit der Eröffnung hier in Erlangen", sagt Rahn. "Auf der anderen Seite macht es auch wahnsinnig traurig, weil man sieht, dass man gebraucht werden würde", fügt Lichtscheidel hinzu.
Leiterin vermisst Unterstützung: "Wir stehen eigentlich alleine da"
"Man wird von nirgends unterstützt. Wir stehen eigentlich alleine da. Wir haben ein Super-Team hinter uns. Wir haben eine Super-Osteopathin, die immer hinter uns steht und uns Kraft gibt", sagt Rahn. "Sie hält auch die Stellung. Es gab Phasen im letzten Jahr, in denen ich es nicht ertragen konnte, das Zwergenland zu betreten. Und sie war diejenige, die dann da war. Zu wissen, dass da jemand ist und die Stellung hält, ist auch ein gutes Gefühl", beschreibt Lichtscheidel die Situation weiter.
"Aktuell haben wir keinen Lösungsansatz", sagt Rahn. "Es bringt nichts, wenn wir uns nur mit einer Familie in den Kursraum setzen. Das ist keine Option. Für uns ist der Austausch unter den Müttern wichtig - und dass sich die Familien kennenlernen." Weswegen sie das Zwergenland nicht öffnen darf, ist ihr nicht klar. "Wir verstehen nicht, dass irgendwelche Shopping-Center wieder eröffnen dürfen, in denen sich sehr viele Menschen treffen, aber eine Stätte, die für Familien und Kinder da ist, nicht öffnen darf", zeigt Rahn sich ratlos. Im Gegensatz zur Situation in einem Einkaufszentrum könne sie genau nachvollziehen, wer wann da war.