Je nach Eingriff kooperiert die Kinderchirurgie im Rahmen des Kinderoperativen Zentrums des Uniklinikums Erlangen auch mit zahlreichen anderen Fachbereichen, etwa mit Viszeralchirurgie, Orthopädie, Gynäkologie, Urologie oder HNO-Heilkunde. „Die Kinderchirurgie zeichnet sich dadurch aus, dass sie ein breites Fach ist. Die optimale Therapie für unsere Patientinnen und Patienten heißt am Uniklinikum aber auch, jederzeit Spezialistinnen und Spezialisten der einzelnen Fachdisziplinen an einem Tisch zusammenzubringen“, betont der Kinderchirurg.
Nach seiner Promotion 2004 und einem koloproktologischen Schwerpunkt galt die wissenschaftliche Tätigkeit von Prof. Besendörfer zunächst der Translation des angewandten Wissens der Viszeralchirurgie auf die Kinderchirurgie. Im Jahr 2021 habilitierte er sich an der FAU mit dem Thema „Translationale Kinderchirurgie – Innovative operative Konzepte für pädiatrische Entwicklungsstörungen“ und erhielt die Lehrbefugnis im Fach Kinderchirurgie.
Es gelang ihm dabei, die sakrale Neuromodulation auf das Kindes- und Jugendalter zu übertragen. Mit diesem Verfahren können Inkontinenz und Darmpassagestörungen mittels niederfrequenter elektrischer Stimulation durch operativ implantierte Elektroden im Bereich des Kreuzbeins (Os sacrum) therapiert werden. Prof. Besendörfer entwickelte hierfür ein System, das bei Kindern durch eine externe Stimulation mittels Klebeelektroden auf Bauch und Rücken die gleiche Wirkung erzielen kann:
Das Nervensystem des Darms lässt sich so gezielt beeinflussen und Operationen sind vermeidbar. Hierzu werden die Betroffenen am Uniklinikum Erlangen in große klinische Studien eingeschlossen, die den Behandlungserfolg analysieren. Im Bereich der sakralen Neuromodulation ist die Erlanger Kinderchirurgie deutschlandweit führend.
Prof. Besendörfers Forschungsschwerpunkte haben sich auch auf die Neonatalchirurgie ausgeweitet, sind aber immer nah an seinen Patientinnen und Patienten geblieben. „Die Kinderchirurgie bietet morgen Fragestellungen, die es bis heute noch gar nicht gegeben hat. Und darauf muss man vorbereitet sein“, sagt er. Operative Methoden, etwa für die Nekrotisierende Enterokolitis, für Ösophagusatresien oder Bauchwandverschlüsse, werden ständig wissenschaftlich ausgewertet und verbessert.
Trotz des Angebots, als Leiter der Kinderchirurgie ans Universitätsklinikum Freiburg zu wechseln, hat sich Prof. Besendörfer bewusst für die Fortführung seiner Tätigkeit in Erlangen entschieden. „Die Weiterentwicklung meines Teams, der therapeutischen Möglichkeiten und des Standorts liegen mir besonders am Herzen, um das Uniklinikum Erlangen und die FAU auch in meinem Fachgebiet voranzubringen“, betont er.
Die Ausbildung von Studierenden und Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten liege dabei besonders in seinem Fokus, um folgenden Generationen den Weg in die Kinderchirurgie zu ebnen.