Im Wahlkampf können Parteien vieles falsch, aber auch einiges richtig machen. Die Kommunikationswissenschaftlerin Christina Holtz-Bacha, zwischen 2004 und 2019 Inhaberin des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, berichtet im Gespräch, auf was es bei Wahlplakaten ankommt.
Wie muss ein Wahlplakat gestaltet sein, um bei den Wählern beachtet zu werden?
Christina Holtz-Bacha: Da Wahlplakate im öffentlichen Raum um Aufmerksamkeit kämpfen und meist nur wenige Sekunden lang - im Vorbeifahren oder Vorbeigehen - betrachtet werden, benötigen sie Elemente, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihre Botschaft muss schnell verständlich sein. Solche Elemente sind Farbe, Größe, emotional ansprechende oder auch ungewöhnliche Elemente.
Welche Wahlplakate sind Ihnen aus der Vergangenheit in Erinnerung geblieben?
Liegt lange zurück: Franz Josef Strauß mit seiner Tochter. Oder Edmund Stoiber mit seiner Frau. Frauke Petry mit ihrem Baby. Das Kandidatinnenplakat von Angela Merkel zur Bundestagswahl 2005.
An welche Negativbeispiele erinnern Sie sich?
Ein Negativbeispiel war der Bundestagswahlkampf 2002, CDU und SPD hatten sehr ähnliche Plakate, vor allem das gleiche Blau als Hintergrund, so dass die Zuordnung zur richtigen Partei in Frage gestellt war. Negativbeispiele sind auch die Kandidatenplakate, die in den Wahlkreisen eingesetzt werden, mit immer gleichen Bildern oder gelegentlich auch sehr ungünstigen Porträts.
Und Positivbeispiele?
Joschka Fischer: "Außen Minister. Innen grün" zur Bundestagswahl 2002. Ein interessanter positiver und zugleich negativer Fall: Plakate der SPD zur Europawahl 2009 (mit Hai, mit Föhn, mit Cent-Münze). Mit dem direkten Angriff auf die anderen Parteien handelt es sich um Negativwerbung, die in Deutschland auf Wahlplakaten in dieser Form eher ungewöhnlich ist und kam deshalb in die Kritik. Allerdings waren die Motive auffällig, was zur Gewinnung von Aufmerksamkeit gut geeignet ist.
Was ist der größte Fehler, den Sie bei Wahlplakaten beobachten?
Immer wieder tauchen auch textlastige Plakate auf, um die zu lesen, müsste man stehen bleiben.
In Zeiten von Facebook, Twitter und Co.: Braucht es für einen gelungenen Wahlkampf überhaupt noch Wahlplakate?
Wahlplakate sprechen die breite Öffentlichkeit an, haben vor allem die Funktion, auf die bevorstehende Wahl hinzuweisen, Kandidatinnen und Kandidaten bekannt zu machen. Wahlplakaten auf der Straße ist kaum auszuweichen; wer sich im öffentlichen Raum bewegt, sieht auch Wahlplakate.
Dabei stößt man auch auf Plakate von Parteien, die man nicht kennt. Außerdem sind Wahlplakate das letzte Werbemittel, das man auf dem Weg ins Wahllokal sieht. Die sozialen Netzwerke werden für personalisierte Werbung eingesetzt. Damit entzieht sich diese auch der öffentlichen Diskussion und gegebenenfalls einer Kontrolle bei falschen Behauptungen.
Die Fragen stellte Franziska Rieger.