"Einem Wunder gleich": So dramatisch startete David aus Franken ins Leben

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Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Endlich ohne Atemunterstützung: Karolina voller Vorfreude auf die Familienzeit zu Hause.
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
16 Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte der Kinder- und Jugendklinik des Uniklinikums Erlangen versammeln sich um die Eltern des kleinen David, seine Zwillingsschwester Adele und seinen großer ...
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Karolina und David mit Pflegefachkraft Victoria Leibbrandt (links) und Heiko Reutter in der Neonatologie. Hier wurde David nach seiner Herz-OP medizinisch überwacht und bekam eine Atemunterstützung.
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Noch mal Kraft tanken, bevor es nach Hause geht: David schläft in seinem Bettchen auf der Neonatologie.
Klinikum Erlangen: "Einem Wunder gleich" - so dramatisch war Davids Start ins Leben
Michael Rabenstein/Uniklinikum Erlangen

Der heute vier Monate alte David hatte "eine der schlechtesten Prognosen, die ein Kind haben kann", wie es ein Erlanger Arzt formuliert. Zahlreiche Experten kämpften um sein Leben, während seine Eltern "zwischen Himmel und Hölle" bangten.

"Es gibt sie, die Patientengeschichten, die einem Wunder gleichen", so stellt das Uniklinikum Erlangen den Fall David in einem Bericht vor. Seine Mutter Karolina war mit ihm und seiner Zwillingsschwester Adele schwanger, als bei ihr plötzlich schon in der 29. Schwangerschaftswoche die Wehen einsetzten. "Ich fühlte einen Druck, aber ich hatte keine Schmerzen. Vielleicht wollte mein Kopf es nicht wahrhaben, dass es schon so weit ist", wird sie zitiert.

Noch dazu war sie zu diesem Zeitpunkt mit ihrem sechsjährigen Sohn Lev alleine Zuhause, während ihr Mann auf Geschäftsreise war. Karolina wählte den Notruf - doch als der Rettungsdienst eintraf, waren David und Adele schon geboren, so das Klinikum.

Uniklinik Erlangen schildert unfassbaren Fall: Sechsjähriger hilft seiner Mutter bei extremer Frühgeburt

Karolina brachte die Zwillinge völlig auf sich gestellt, lediglich mit Unterstützung ihres ersten Sohnes, auf die Welt. "Ich hab Mama das Handtuch gehalten", berichtet der sechsjährige Lev stolz. Ab der Geburt befand sich David "in höchster Lebensgefahr", ist weiter zu lesen. "Er hat nicht geschrien", erinnert sich die 31-jährige Mutter. Der Grund: Aufgrund seines zuvor bereits bekannten angeborenen Herzfehlers konnte das Herz seinen Körper nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgen.

Genauer sind bei ihm die Ursprünge der Körper- und der Lungenschlagader vertauscht. Normalerweise reichert der Lungenkreislauf das Blut mit Sauerstoff an, während der Körperkreislauf den Körper mit Sauerstoff versorgt, erklärt die Klinik. Bei David aber sind diese beiden Kreisläufe vollständig voneinander getrennt. Dadurch wird das sauerstoffreiche Blut in die Lunge gepumpt und sauerstoffarmes Blut in den Körper geleitet, was eine mangelhafte Sauerstoffversorgung der Organe zur Folge hat und ohne chirurgischen Eingriff zum Tod führen kann. 

Von den Rettungskräften reanimiert, kam David mit seiner Schwester in die Neonatologie des Uniklinikums Erlangen. Gemeinsam mit der extremen Frühgeburt hatte der Junge "eine der schlechtesten Prognosen, die ein Kind haben kann", so Sven Dittrich, Leiter der Kinderkardiologischen Abteilung. Normalerweise kann die Art von Herzfehler durch einen Herzkatheter und eine anschließende operative Korrektur (Switch-Operation) kurz nach der Geburt in 95 Prozent der Fälle behoben werden.

"Eingriff wird riskant": Ärzte treffen mit Eltern lebensrettende Entscheidung

"Man kann bei einem Kind mit gerade einmal 1200 Gramm aber nicht einfach einen Herzkathetereingriff durchführen, geschweige denn eine Switch-Operation", erklärt Dittrich die heikle Situation. Bei der Herzkatheter-Operation wird eine natürliche Öffnung zwischen den Herzvorhöfen mithilfe eines Ballonkatheters vergrößert, erklärt das Klinikum. So kann das Herz sauerstoffreiches Blut in den Körper und sauerstoffarmes zur Lunge pumpen und sich der Kreislauf bis zur korrektiven Operation stabilisieren.

Der Ballon war laut Dittrich aber zu diesem Zeitpunkt größer als Davids Herz. "Wir wollten das viel zu kleine Vorkammerloch des in etwa kirschgroßen Herzens daher zuallererst mit einem Mini-Ballon dehnen." Heiko Reutter, Leiter der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin, ergänzt: "Wir wussten: Ein Eingriff wird riskant, aber ohne ihn wird David ganz sicher sterben." Schließlich beschloss das Spezialisten-Team gemeinsam mit den Eltern, dass sie David diese Chance geben wollen.

Dittrich hatte Erfolg, der Kreislauf stabilisierte sich, lautet das Fazit. Doch die Erleichterung nach diesem Zwischenerfolg währte nicht lange: Kurz darauf entzündete sich Davids Darm. "Das ist nicht ungewöhnlich für Kinder mit einem angeborenen Herzfehler. Wenn die Sauerstoffversorgung im Darm zu gering ist, steigt das Risiko für eine Entzündung", erklärt Manuel Besendörfer, Leiter der Kinderchirurgischen Abteilung des Uniklinikums Erlangen, der dem Säugling noch vor dessen lebensnotwendiger Herzoperation einen künstlichen Darmausgang anlegte.

David kann jetzt ein normales Leben führen - "es ist unglaublich, dass er lebt"

Einige Wochen später stellte Kinderkardiologe Dittrich dann sicher, dass Davids Körper weiter heranwachsen konnte, bis ausreichend Blutvolumen für die Korrekturoperation an seinem Herzen vorhanden war. "Es war ein Wunder, dass David zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch lebte", wird seine Mutter zitiert. 13 Wochen nach seiner Geburt konnte ihr Sohn mit rund 2300 Gramm endlich die lebenserhaltende Herz-OP erhalten.

Sie gelang: Davids Herz arbeitet nun so, wie es soll. Eine Befreiung für Karolina und ihre Familie: "Bis dahin hingen wir in der Luft, waren zwischen Himmel und Hölle. Nach der OP konnten wir endlich wieder durchatmen." Fast vier Monate nach der Notfallgeburt kann David jetzt endlich nach Hause entlassen werden, freut sich das Klinikum. Heiko Reutter und das Team sind positiv gestimmt: "Davids Chancen stehen gut! Wir sind sehr zuversichtlich, dass er ein ganz normales Leben führen wird."

Karolina drückt ihre Dankbarkeit aus: "Worte können nicht beschreiben, was ich heute fühle, wenn ich ihn in meinen Händen halte. Es ist unglaublich, dass er lebt - nach diesem Marathon. Ich bin so stolz auf ihn", sagt sie. Stolz zeigt sich auch das Klinikum Erlangen auf die erfolgreiche Zusammenarbeit des interdisziplinären Teams. Für das Abschiedsfoto versammelten sich 16 Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachkräfte der Kinder- und Jugendklinik.