Wos isn jetzt mit dera Leich'?

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"Good Bayreuth" feiert am Samstag Premiere im Coburger Theater in der Reithalle.Probenfoto: Andrè Rößler
"Good Bayreuth" feiert am Samstag Premiere im Coburger Theater in der Reithalle.Probenfoto: Andrè Rößler
Andrè RößlerCarolin Herrmann
Andrè RößlerCarolin Herrmann
 

Mit Deftigem auf Oberfränkisch wird die Schauspiel-Saison des Landestheaters in der Reithalle eröffnet: Einer schwarzen Komödie von Oliver Bukowski.

Leut', macht Euch drauf gefasst, dass es a bissla härder wird zum Auftakt der Schauspielsaison in der Reithalle am kommenden Samstag, 7. Oktober. Der Regisseur hat vorsorglich schon mal eine Warnung herausgegeben. Und für Kinder (unter 14) ist das Stück gesperrt. Dabei heißt es ganz harmlos "Good Bayreuth", ist allerdings von Oliver Bukowski. Der stammt aus Cottbus, hat schon wahnsinnig viel geschrieben und dabei so einige Male zugebissen auf Bühne, in Film und Funk.


Es tue ihm leid, lässt Gastregisseur Andrè Rößler ausrichten, aber der Humor dieser Komödie sei schon sehr, sehr schwarz, nix da mit Feinheiten à la "Arsen und Spitzenhäubchen". Es handele sich vielmehr um eine "Fäkalkomödie mit nekrophiler Nuance". Und des auch noch auf oberfränkisch. Dass Bukowski dieses sehr gut geschriebene Stück Boulevardkomödie genannt hat, habe er eindeutig ironisch gemeint.


Verfasst ist die Komödie im Niederlausitzschen. Der aus Bamberg stammende Autor und Regisseur Peter Schanz hatte seinen Spaß daran, sie ins Oberfränkische zu übersetzen. Im Original heißt sie spitzbübisch "Bis Denver", geht im Dialekt aber zurück auf den Abschiedsgruß "Bis dann, va". Übersetzer und Regisseur suchten nach etwas Entsprechendem und kamen auf "Good bye"-reuth. Die Ereignisse haben sonst aber wenig mit unserer Bezirkshauptstadt zu tun, spielen an einem eher unbestimmten Ort in der oberfränkischen Provinz.


Dort ersäuft ein Millionärssöhnchen im Schwimmbad, wo er bis dahin die eine oder andere Sexparty gefeiert hat. Bademeister Hotte lässt ihn ersaufen. Zusammen mit seinem Kumpel Ackermann kommt er auf die Idee, eine Geiselnahme vorzutäuschen und vom reichen Vater eine höhere Summe einzufordern.


Die beiden haben allerdings nicht damit gerechnet, dass Vater und Sohn sich herzlich hassten und die Rückkehr des missratenen Bürschchens alles andere als dringend ist. Wobei der Vater - zu dessen Ehrenrettung sei es gesagt - nicht weiß, dass der Sohn tot ist.


Bloß keine Puppe

Es gibt diverse Zusammenstößen und eine immer wieder auftauchende Leiche, die keiner haben will. Wobei der Autor, merkt wiederum der Regisseur an, großen Wert darauf legt, dass die Leiche nicht von einer Puppe dargestellt wird. - Aber bitteschön, dann muss halt ein Statist herhalten.


Und? Das klingt nach Paraderollen für wen im Coburger Ensemble? Klar, Stephan Mertl und Thomas Straus sind dran. Frederik Leberle und Kerstin Hänel werden ergänzend Vater und Mutter des Toten spielen. Man habe bereits bei den Proben eine Menge Spaß, zumal alle Figuren "ordentlich einen an der Klatsche haben", grinst Rößler. Wobei der Autor die Figuren bei aller Drastik durchaus liebevoll gezeichnet habe.


Aber Moment mal, um makabren Spaß allein geht es Oliver Bukowski nicht, und ebenso wenig dem Regisseur. Das Gesellschaftskritische in der Gegenüberstellung von Reichen-Milieu und Harz IV-Empfängern bringe die Brisanz über das Schwarzhumorige und Derbe hinaus. - No, do woll' mer doch mol gugg.


Landestheater Coburg Good Bayreuth -Eine Boulevard-Komödie von Oliver Bukowski (Originaltitel "Bis Denver"); aus dem Niederlausitzschen ins Oberfränkische übertragen von Peter Schanz. Inszenierung André Rößler, Bühnenbild und Kostüme Simone Steinhorst, Dramaturgie Carola von Gradulewski.

Darsteller Stephan Mertl (Konrad Dotterweich), Thomas Straus (Lothar Ackermann), Frederik Leberle (Terre), Kerstin Hänel (Ina Terre), Statisterie des Landestheaters Coburg (Thomas Terre)
Premiere Samstag, 7. Oktober, 20 Uhr in der Reithalle

Der Autor Oliver Bukowski wurde 1961 in Cottbus geboren. Er absolvierte zunächst ein Philosophiestudium, spezialisiert auf Sozialpsychologie (Motivationsforschung) und arbeitete im Rahmen eines Promotionsstipendiums zum Thema Medienwirkungsforschung. Ab dem Jahr 1990 tätigte er erste Schreibversuche. Seitdem hat er zahlreiche Theaterstücke, Hörspiele und Drehbücher verfasst. Er arbeitet zudem als Dozent an Hochschulen.


Der Übersetzer Peter Schanz, geboren 1957 in Bamberg, ist ein deutscher Autor, Dramaturg und Regisseur. Er studierte Germanistik, Geschichte, Soziologie und Politologie. Zwischen 1984 und 1999 war er an verschiedenen deutschen Theatern als Dramaturg und Regisseur engagiert, zuletzt als Künstlerischer Direktor am Staatstheater Braunschweig. Seit 1999 arbeitet Schanz als freier Autor und Dramaturg und ist darüber hinaus auch als Fotograf tätig.

Der Regisseur Andrè Rößler wurde 1978 in Wolfen geboren.
Er studierte drei Jahre Chemie in Jena, arbeitete da aber bereits auch schauspielerisch. Seine Regieausbildung erhielt er an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin. Für seine Inszenierung "Die schmutzigen Hände" am Landestheater Marburg erhielt er 2011 den Preis für die "Beste Regie" bei den Hessischen Theatertagen. Von 2013 bis 2016 war er Oberspielleiter am Theater Vorpommern. Seit August 2016 ist er wieder als freier Regisseur tätig. Rößler lebt in der Nähe von Berlin und hat vier Kinder.