Der Wüste und ihrer stillen Unendlichkeit verfallen ist der Maler und Zeichner Hartmut Pfeuffer. Seine riesigen Bilder sind in Coburg zu erleben.
Es sind gewaltige Fernblicke in einen sehr fremden Raum, besonders befremdlich, weil die Bilder von Hartmut Pfeuffer nicht unseren Vorstellungen von der Sahara entsprechen, nicht einmal sein wie in die Unendlichkeit fließendes Dünenmeer. Denn Pfeuffers bis über drei Meter breite Ölgemälde sind dunkel, düster. Und vermitteln doch, oder erst recht, die Glut einer Erdregion, die wie keine sonst über diesen Planeten hinaus weist in menschenleere Raumzeit, jenseits unseres Vorstellungsvermögens. In eine ungeheure Stille. Pfeuffers geradezu monumentale Gemälde verdrängen alles, geht man durch den übervollen Ausstellungssaal des Coburger Kunstvereines. Und gleichzeitig erscheint der wie geweitet.
Die Augen beschatten
Pfeuffer lässt uns auf die Wüste wie durch geschlossene Lider blicken. Weil das, was er zu zeigen hat, sonst nicht erträglich wäre. Nur so kann der Blick gewagt werden in die uferlose Ferne, den leeren, leeren Himmel, gegen eine verglühende Sonne, auf die Schwärze gigantischer Felsformationen. Die Augen beschattet gegen die Gewalt des Lichtes.
So wirken seine Braun-, Ocker- und Blautöne abgedämpft wie durch einen Schutzfilm. Oder durch einen Schleier alles überziehenden Sandes gesehen. Pfeuffer stellt mit seiner Malerei die Wüste her im Empfinden des Betrachters. Schauder mag einen überfallen.
Es gibt in dieser Ausstellung nichts als die Wüste. Die Lehmhäuser, die Architektur sind vollständig aufgegangen in der Wüste. Auch sie erscheinen nicht als Menschen-Orte. Manchmal meint man sich abwenden zu müssen von diesem Sog, stürzt sich in Pfeuffers Zeichnungen. Doch selbst die blenden, trotz des puren Schwarzweißes des Bleistiftes.
Die Unendlichkeit der Sandkörner
Schaut man trotzdem genau hin, erkennt man, dass diese Bleistiftwerke und Radierungen aufgebaut, verdichtet sind aus winzigen Kringeln; die Struktur des Sandes, die Unendlichkeit der Sandkörner bestimmt alles.
Auch Pfeuffers Ölbilder sind so minutiös, fast fotorealistisch gemalt, dass man die Sandkörner zu spüren scheint, den heißen Wind, der die Felskanten schleift. Und genauso die Eiseskälte der Wüstennacht.Was übrigens kein Foto von diesen Werken wiedergeben kann; sie wirken nur im Original. - Was für eine Welt, die der Coburger Kunstverein mit dieser eindringlichen Herbstausstellung eröffnet, erst Recht, wenn man sich dann hinab begibt ins Parterre. Dort ebenfalls unendliche Stille, aus den Gesichtern von Stefan Schindlers Holzskulpturen (besprochen in der gestrigen Tageblatt-Ausgabe).
Hartmut Pfeuffer wurde 1949 in Aschaffenburg geboren. Von 1970 bis 75 studierte er an der Akademie der Bildenden Künste, München. Schon bald entschied er sich gegen die Kunsterzieher-Laufbahn. Seit 1990 unternahm er zahlreiche Exkursionen in die Sahara, nach Algerien, Ägypten, Libyen, Mali, Marokko, Niger, Tschad. 2011 reiste er in die Danakil-Wüste, Äthiopien, Dschibuti. Hartmut Pfeuffer lebt in Höchstädt an der Donau. Seine Arbeiten sind in vielen öffentlichen Sammlungen und Institutionen vertreten so in der Bayerischen Staatsgemäldesammlung und im Universal Graphic Museum in Kairo.
Die Ausstellung Kunstverein Coburg: Hartmut Pfeuffer. Wüste -Raum der Stille. Malerei und Grafik. Pavillon am Hofgarten. Eröffnung heute um 16 Uhr. Musik: Frithjof Greiner, Violine, Thomas Meyer, Klavier. Bis 1. Oktober, Dienstag bis Sonntag, 14 bis 17 Uhr, Sonntag auch 10 bis 12.30 Uhr.