"Wissen nicht, was auf uns zukommt": Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder dringend gesucht

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Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Europaministerin Melanie Huml (CSU) begrüßte am Freitag (1. April 2022) am Münchner Flughafen mehrfach behinderte Waisenkinder aus der Ukraine.
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Bayerische Staatskanzlei
Die Stadt Coburg möchte vorbereitet sein, falls Waisenkinder aus der Ukraine ankommen sollten. Pflegeeltern können dann regelmäßige Hilfsgespräche in Anspruch nehmen.
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Carol Guzy (ZUMA Press Wire); Symbolbild
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Europaministerin Melanie Huml (CSU) begrüßte am Freitag (1. April 2022) am Münchner Flughafen mehrfach behinderte Waisenkinder aus der Ukraine.
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Bayerische Staatskanzlei
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Europaministerin Melanie Huml (CSU) begrüßte am Freitag (1. April 2022) am Münchner Flughafen mehrfach behinderte Waisenkinder aus der Ukraine.
Coburg sucht Pflegeeltern für ukrainische Waisenkinder - "wissen nicht, was auf uns zukommt"
Bayerische Staatskanzlei

Das Jugendamt der Stadt Coburg sucht derzeit Pflegeeltern für unbegleitete Waisenkinder aus der Ukraine. Ähnlich zur Flüchtlingswelle 2015 ist die Aufnahme mit besonderen Herausforderungen und auch viel Ungewissheit verbunden.

  • Coburg: Pflegeeltern für unbegleitete ukrainische Kinder und Jugendliche gesucht
  • Bewerbungsprozess besteht aus mehreren Schritten
  • Jugendamt will vorbereitet sein: "Wir brauchen Vorlauf"
  • Welche Aufgaben Pflegefamilien vor allem übernehmen sollen

Auf verschiedenen Kanälen sucht die Stadt Coburg momentan nach Menschen, die vorübergehend unbegleitete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bei sich aufnehmen möchten. Das Jugendamt orientiert sich an der Flüchtlingswelle 2015, bei der Menschen aus Afghanistan und Syrien ein Obdach suchten. Auch jetzt würden freiwillige Familien auf schwer belastete Kinder und Jugendliche treffen, doch Barbara Weiß vom Fachbereich Pflegekinder macht im Gespräch mit inFranken.de deutlich, dass von Pflegeeltern nicht alles erwartet werden kann.

Coburger Jugendamt will sich vorbereiten -  potenzielle Pflegeeltern müssen detaillierte Informationen liefern

Die Stadt Coburg hat sich in den vergangenen Wochen dafür engagiert, Menschen zu finden, die ihre Wohnungen für Kriegsflüchtlinge bereitstellen. Nachdem bereits Erwachsene mit Kindern Coburg erreicht hätten, seien noch keine unbegleiteten Kinder und Jugendliche aus der Ukraine angekommen, bestätigt Weiß. Das Jugendamt sehe sich mit vielen Fragezeichen konfrontiert. "Ich kann nicht gewährleisten, dass überhaupt Kinder kommen und diese Familien belegt werden. Alles ist offen. Aber wir brauchen ja etwas Vorlauf", erklärt Weiß, die ausschließlich für Pflegeeltern aus Coburg zuständig sei.

Erst ein bis drei Tage vor Ankunft der Flüchtlinge bekäme das Jugendamt Bescheid. In solch einer Situation sollten bestenfalls Familien bereitstehen. Bisher gebe es auch schon Interessenten. "Die Hilfsbereitschaft in Coburg ist sehr, sehr groß." Interessenten würden zunächst zu einem Informationsgespräch eingeladen. Hier würden sie über das Thema Pflege und "was auf sie zukommen könnte" aufgeklärt. Des Weiteren sei ein Basisfragebogen und ein speziell entwickelter Fragebogen auszufüllen. 

Interessenten müssten ein erweitertes Führungszeugnis, Einkommensunterlagen, eine Hausarztbestätigung und einen Lebensbericht abgeben. Dieser solle die eigene Biografie kurz zusammenfassen. "Mit diesen Unterlagen haben wir schon ein gewisses Bild von der Familie und wenn wir noch Fragen haben, laden wir sie erneut ein", fügt Weiß hinzu. Andernfalls käme es gleich zum Hausbesuch.

Kinder brauchen vor allem Schutz: Pflegeeltern "können therapeutische Bedarfe nicht leisten"

Sich um traumatisierte Kinder zu kümmern, sei durchaus keine leichte Aufgabe, stimmt Weiß zu. Doch in erster Linie ginge es darum, den Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten, in der sie zur Ruhe kommen könnten. "Die Pflegeeltern können therapeutische Bedarfe nicht leisten". Hierfür seien ausgebildete Personen zuständig. Während der Vollzeitpflege stünden der Familie regelmäßige Hilfeferngespräche mit dem Jugendamt zu und auch mit Hausbesuchen müsse sie rechnen. 

Eine Schwierigkeit für vorübergehenden Eltern sei natürlich auch die Sprachbarriere. Dolmetscher würden daher eingesetzt, um bestmöglich über die Hintergründe der Kinder aufzuklären. Bis etwa zum 15. Lebensjahr würden unbegleitete Kinder einer "familiennahen" Pflege zugeteilt. Ab dem 16. Lebensjahr könnten Wohngruppen zum Einsatz kommen. Es komme allerdings auf den Einzelfall an. 

"Wir wissen nicht, was auf uns zukommt", sagt die Jugendamtmitarbeiterin. Es sei damit zu rechnen, dass auch die ukrainische Botschaft involviert sein werde, um zu registrieren, wo sich die ukrainischen Staatsbürger*innen aufhalten. 

Europaministerin Huml (CSU) empfängt behinderte Waisenkinder nach "schrecklicher Odyssee"

Indes sind am Freitagabend (1. April 2022) 30 mehrfach behinderte Waisenkinder aus der Ukraine am Münchner Flughafen angekommen. Europaministerin Melanie Huml (CSU) hieß diese gemeinsam mit dem Vertreter des ukrainischen Außenministeriums, Taras Kulaiets, dem polnischen Generalkonsul, Jan Malkiewicz, der Generaloberin der St. Josefskongregation, Schwester Katharina Wildenauer sowie dem Vorstandsvorsitzenden und geistlichen Direktor des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW), Martin Riß, willkommen.

Laut einer Pressemitteilung der Bayerischen Staatsregierung kommen die Kinder aus einem Waisenhaus der Großstadt Krywyj Rih im Südosten der Ukraine. Die Angriffe auf die Städte erschwerten die Arbeit medizinischer und sozialer Einrichtungen und machten sie teilweise unmöglich. So gingen auch die Vorräte von teilweise überlebenswichtigen Medikamenten zu Ende. "Über die Caritas vor Ort wurde die prekäre Lage der Waisenkinder bekannt und Kontakt zum DRW hergestellt", heißt es weiter.

"Ich bin dem Ursberger Dominikus-Ringeisen-Werk unendlich dankbar dafür, dass es sich bereit erklärt hat, die Kinder und Jugendlichen und deren Pflegekräfte sowie deren Angehörige bei sich aufzunehmen. Die Kinder haben eine schreckliche Odyssee hinter sich. Umso größer ist unsere Freude, dass sie jetzt in Sicherheit sind", so Huml. 

Mehr zum Thema: In unserem Ticker halten wir euch bei inFranken.de zu allen Ereignissen im Ukraine-Krieg auf dem Laufenden.