Wahlpanne in Stegaurach: Bürger erhebt schwere Vorwürfe

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Der Stegauracher hat fotografisch festgehalten, wie die Briefwahlunterlagen und Wahlscheine einfach in einem Korb auf dem Boden landeten. Die Daten der Wähler hat er selbst geschwärzt, denn der Datenschutz ist ihm wichtig, wie er sagt. Foto: privat
Der Stegauracher hat fotografisch festgehalten, wie die Briefwahlunterlagen und Wahlscheine einfach in einem Korb auf dem Boden landeten. Die Daten der Wähler hat er selbst geschwärzt, denn der Datenschutz ist ihm wichtig, wie er sagt. Foto: privat

Ein Bürger wirft seiner Rathausverwaltung Schlamperei beim Datenschutz bei der Wahl vor. Stapel mit Wahlunterlagen sollen offen und in greifbarer Nähe herumgelegen haben. Das Wahlbüro geht den Vorwürfen nach.

Harmlose Schlamperei oder ein ernsthafter Verstoß gegen Wahlbestimmungen und den Datenschutz? Es sind schwere Vorwürfe, die ein Stegauracher seiner Rathausverwaltung macht: Dort sollen die Briefwahlunterlagen, die Bürger in den Briefkasten geworfen haben, einfach in einem Korb auf dem Boden gelandet sein.

"Ich konnte die persönlichen Daten der Wähler, wie etwa das Geburtsdatum lesen und fotografieren", berichtet der Stegauracher, der lieber anonym bleiben will. "Noch schlimmer fand ich, dass der Korb offen und für jeden Besucher zugänglich herumstand", erzählt der Mann, der auch einige Fotos von den Missständen gemacht hat. "Ich hätte reingreifen und Unterlagen mitnehmen können. Ich habe das natürlich nicht gemacht, weil ich mich sonst strafbar gemacht hätte. Aber woher weiß ich, dass es nicht sonst jemand getan hat?", fragt sich der Wähler.

"Bei jedem Unternehmen ist der Datenschutz ein riesen Thema und hier?"

Nachdem er den Fall bemerkt hatte, sei er mehrmals zurückgekehrt, um zu sehen, ob sich am laxen Umgang mit den Wahlunterlagen etwas geändert hat. Aber Fehlanzeige: Am 30. September, am 3., 4., 5. und 6. Oktober habe er mit Fotos dokumentiert, dass es sich um die Regel gehandelt habe. "Das sind Daten, mit denen man sich überall legitimieren kann", ärgert sich der Stegauracher. "Bei jedem Unternehmen ist der Datenschutz ein riesen Thema und hier?" Noch etwas ärgert den Mann: "Dass die Gemeinde auf der einen Seite bei jedem Bauantrag rumspinnt - und auf der anderen Seite so etwas zulässt."

"Wahlgeheimnis war zu keinem Zeitpunkt gefährdet"

Der Stegauracher hat bereits den Bayerischen Landesbeauftragte für den Datenschutz informiert. Auch an die Bildzeitung hat er sich gewandt. "Muss die Landtagswahl in Stegaurach wiederholt werden", fragt die Zeitung.

"Nein, muss sie nicht", kontert Ulrike Siebenhaar, Sprecherin der Stadt Bamberg - das Rathaus hat für den Stimmkreis Bamberg-Stadt die Leitung inne. Zwar räumt sie ein, dass es sich um eine "bedenkliche Panne" gehandelt habe. Die Leitung des Stimmkreises Bamberg-Stadt prüfe den Fall - aber: "Das Wahlgeheimnis war zu keinem Zeitpunkt gefährdet, weil die Briefumschläge nicht durchsichtig sind." Niemand habe deshalb sehen können, wer was gewählt habe. Der Ort, wo die Dokumente lagen, sei durch "Teilglas" abgetrennt gewesen, so die Stadtsprecherin.

Dem widerspricht der Stegauracher Zeuge: "Der Ort war zugänglich. Da läuft man direkt vorbei. Ich hätte in den Stapel reingreifen können. Dann hätte ich auch gesehen, wer was wählt."