"Leere Versprechungen": Tankstellen-Pächterin aus Bamberg kritisiert Politik und Ölkonzerne wegen Tankrabatt scharf

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Tankrabatt gescheitert? Eine Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg übt scharfe Kritik an der Politik - und den Mineralölfirmen.
Spritpreise
Daniel Reinhardt/dpa

Trotz Tankrabatts bleiben die Spritpreise astronomisch hoch. Eine fränkische Tankstellen-Pächterin kritisiert diesbezüglich die Ölkonzerne - der Politik wirft sie zugleich vor, "leere Versprechungen" gemacht zu haben.

  • Tankstellen-Betreiberin aus dem Großraum Bamberg kritisiert Tankrabatt scharf
  • "Leere Versprechungen": Pächterin mit schweren Vorwürfen in Richtung Politik 
  • Tankstellen-Mitarbeiter bekommen Zorn der Autofahrer zu spüren 
  • Betreiberin distanziert sich von Mineralölkonzernen: "Verdienen keinen Cent mehr"

Autofahrer in Deutschland ächzen seit Monaten unter den horrenden Spritpreisen. Der seit 1. Juni geltende Tankrabatt der Bundesregierung sollte eigentlich für eine entsprechende Entlastung der Bürger sorgen. Das Problem: Die Preise an den Zapfsäulen bleiben weiter hoch. "Der Verbraucher bemerkt im Endeffekt gar nichts", erklärt eine Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg, die anonym bleiben will. Im Gespräch mit inFranken.de am Dienstag (14. Juni 2022) wirft sie den politischen Entscheidungsträgern vor, "leere Versprechungen" gemacht zu haben. "Es gibt viel Gerede, aber gemacht wird nichts."

Tankrabatt gescheitert? Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg übt scharfe Kritik

Die Tankstellen-Pächterin übt zugleich scharfe Kritik an den Mineralölfirmen. Warum die Spritpreise fortwährend derart hoch sind, ist auch ihr ein Rätsel. "Wir haben doch keine Knappheit", hält sie fest. "Ich verstehe das nicht." Den Zorn der Autofahrer bekommt sie laut Eigenaussage täglich am eigenen Leib zu spüren. "Es macht aktuell einfach keinen Spaß - uns nicht und unseren Kunden natürlich auch nicht."

So mancher Verbraucher lässt demnach seinem Unmut beim Bezahlen freien Lauf. "Es gibt Kunden, die sagen: 'Ihr verdient ja jetzt auch mehr', berichtet die oberfränkische Tankstellen-Betreiberin. Sie stellt diesbezüglich jedoch klar: "Wir haben mit den Konzernen nichts zu tun. Wir verdienen durch die hohen Preise keinen Cent mehr." Der Tankrabatt kommt nach Einschätzung der selbstständigen Pächterin eher den Mineralölkonzernen zugute als den Autofahrern.

Obwohl sie und ihre Angestellten hierfür nicht verantwortlich seien, müssten sie diesbezüglich gleichwohl oft die Wut der Verbraucher ausbaden. "Wir dienen vor Ort als Prellbock", sagt die Betreiberin. "Von den Kunden denkt nach dem Tanken keiner mehr: 'Ich muss mich noch beim Konzern beschweren.' Sie haben ihren Zorn ja bereits an uns ausgelassen." Auch wenn es derzeit keine persönlichen Angriffe von Kundenseite gebe, sei die Gesamtsituation prekär. "Bei der Schichtübergabe gibt es kein anderes Thema", sagt sie.

"Die Leute haben sich einfach viel mehr erhofft. Ich verstehe die Kunden"

Von der Politik fordert sie in der Konsequenz wirksame Maßnahmen - nicht zuletzt in Hinblick auf mutmaßliche Preisabsprachen der Mineralölkonzerne. "Ich verstehe nicht, warum Kartellamt und Politiker nicht tätig werden." Etliche Menschen seien auf das Autofahren angewiesen, betont die Pächterin. "Keiner von ihnen kann sagen: 'Ich tanke einfach nicht mehr.'" Eine Besserung ist nach ihrer Einschätzung vorerst nicht in Sicht. "Ich habe sogar ein bisschen Angst", gibt sie zu bedenken. "Wenn der Tankrabatt wegfällt, was passiert dann?"

In Richtung der Bundesregierung appelliert sie: "Ich wünsche mir, dass der Tankrabatt wirklich real umgesetzt wird" - also in vollem Umfang beim Endverbraucher ankommt. "Es wäre schön, wenn er die Bürger spürbar entlasten würde." Den aktuellen Frust der Autofahrer könne sie indes nachvollziehen. "Die Leute haben sich einfach viel mehr erhofft. Ich verstehe die Kunden. Das macht so einfach keinen Spaß."

Passend zum Thema: Ölkonzernen wird vorgeworfen, den Tankrabatt gar nicht an die Kunden weiterzugeben. Aktuelle Berechnungen zeigen aber das Gegenteil.

Erstmeldung vom 08.06.2022: "Die versprochenen 30 Cent sind's nicht": Bamberger Tankstellen-Pächterin packt aus - wo ist der Tankrabatt?

Seit Mittwoch (1. Juni 2022) gilt in ganz Deutschland der Tankrabatt. Hierbei wurde die Energiesteuer für Benzin um 30 Cent und für Diesel um 14 Cent gesenkt. Eine Preissenkung von 35 Cent auf Benzin und von 17 Cent auf Diesel ergibt dies im Zusammenhang mit dem Effekt auf die Mehrwertsteuer. Doch die Zweifel an der tatsächlichen Entlastung der Kund*innen sind groß. Eine Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg, die anonym bleiben will, äußert ihren Ärger im Gespräch mit inFranken.de.

Die Tankstellen-Pächter*innen selbst hätten keinen Einfluss auf die Preisgestaltung, sondern die Tankstellenzentralen und Mineralölkonzerne. "Wir bekommen dazu keine Meldung, sondern sehen lediglich, ob sich der Preismarkt geändert hat", erklärt sie.

Dass nur ein Teil der Spritsteuersenkung bei den Bürger*innen ankommt, kann sie bestätigen: "Die versprochenen 30 Cent sind's nicht", sagt die Pächterin deutlich. "Am 25. Mai hat Super 2,14 Euro pro Liter gekostet. Wenn er jetzt auf zwei Euro steht, sind es 14 Cent weniger. Da frage ich mich, wo die anderen 16 Cent sind. Und mich ärgert es, dass wir hier stehen und uns den ganzen Tag von den Leuten anhören dürfen, wo die versprochene Entlastung ist. Keiner sagt: 'Jetzt macht es wieder Spaß, zu tanken.'" Natürlich könne sie die Reaktionen nachvollziehen, "aber bei uns sind sie da halt falsch."

Der eigentliche Adressat seien die Ölkonzerne. Diese sind nicht dazu verpflichtet, die Entlastung weiterzugeben und könnten sich selbst daran bereichern, so die breite öffentliche Befürchtung. Daher stehen diese nun besonders im Visier von Andreas Mundt, dem Präsidenten des Bundeskartellamts, wie er am Donnerstag (2. Juni 2022) dem Deutschlandfunk mitteilte.

Preise sprunghaft - warum Experte dennoch spürbare Einsparungen erwartet

Die Tankstellen-Pächterin könne die Preisentwicklungen weder nachvollziehen noch vorherbestimmen. "Im Moment ist es sprunghaft." So gehe der Preis mal hoch und mal runter und das in Stufen von circa acht Cent. "Du steckst gar nicht mehr drin, auch Uhrzeiten, bei denen der Preis am günstigsten ist, kann ich nicht mehr empfehlen. Meiner Meinung nach ist alles Absicht." Der Juni habe schon ärgerlich angefangen: "Eigentlich hätte der Tank voll gefüllt werden müssen, aber wir waren schon am 2. Juni leer." Denn der Steuervorteil gelte bereits ab der Raffinerie und so sei der Sprit vor Juni für den Konzern im Einkauf teurer gewesen, musste dann ab Juni aber günstiger verkauft werden. Auch Hans-Joachim Büttner von einer Coburger Walther-Tankstelle berichtete inFranken.de davon.

"Es war alles zum Vorteil vom Konzern", so die klare Meinung der Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg. Gleichzeitig zerschmettert sie die Hoffnung von einem preislichen Vor-Kriegs-Niveau: "Da sind wir weit von entfernt." Bis August soll die Maßnahme gelten, wie sich die Preise bis dahin entwickeln, stehe für sie in den Sternen. Der Chef des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sagte am Donnerstag (2. Juni 2022) der Rheinischen Post dennoch, dass er mit spürbaren Einsparungen für die Verbraucher*innen durch die Steuersenkung rechnet.

Studien hätten ergeben, dass die Mehrwertsteuerreduktion während der Corona-Krise zu 80 Prozent bei Kunden von Diesel und zu 40 Prozent bei Kunden von Benzin weitergegeben worden sei. "Wenn sich Anzeichen für missbräuchliches Verhalten ergeben", werde das Kartellamt ein Verfahren beginnen, beruhigt er.