Das Brose-Team in der Einzelkritik: Spieler versinken im Mittelmaß

4 Min
Kapitän Elias Harris war die einzige Konstante im Team von Brose Bamberg. Foto: Daniel Löb
Kapitän Elias Harris war die einzige Konstante im Team von Brose Bamberg.  Foto: Daniel Löb

Die Bundesliga-Serie 2019/20 ist für Brose Bamberg zu Ende. Es war eine Saison mit großen Leistungsschwankungen - das zeigen auch die Noten der Spieler.

Paris Lee, Note 3-

27 Spiele/8,4 Punkte/2,0 Rebounds/5,8 Assists Der 25-Jährige überzeugte zwar als Vorbereiter und verteidigte ordentlich, doch im Abschluss offenbarte er Schwächen, vornehmlich im Dreierbereich (32,5 Prozent). In kritischen Situationen traf er oft falsche Entscheidungen und wurde der ihm zugedachten Rolle als einer der Anführer des Teams daher nicht gerecht. Die Möglichkeit, es demnächst besser zu machen, wird Lee trotz eines gültigen Vertrags bis 2021 wohl nicht bekommen. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Jordan Crawford, Note 2

8 Spiele/16,0 Punkte/2,3 Rebounds/2,5 Assists  Der 281-fache NBA-Spieler tat das, wofür die Bamberger ihn im März geholt hatten: Er scorte. Mit 16 Punkten im Schnitt bei einer Dreierquote von 48,9 Prozent war der 31-Jährige der effektivste Spieler und beim Saisonfinale die schärfste Brose-Waffe. Allerdings zeigte der Flügelspieler beim Quarantäneturnier in München auch, dass die Lust auf Abwehr bei ihm begrenzt ist. Das Aus im Viertelfinale konnte auch Crawford trotz seiner individuellen Klasse nicht verhindern.

Nelson Weidemann, Note 2-

23 Spiele/4,4 Punkte/0,7 Rebounds/0,9 Assists Die Leihgabe des FC Bayern München bekam zu Beginn der Saison noch weit mehr Einsatzzeit als jüngst beim Finalturnier in München. Eine mehrwöchige Pause aufgrund einer Knöchelverletzung Anfang des Jahres brachte Weidemann, der zuvor Kameron Taylor aus der Startformation verdrängt hatte, aus dem Rhythmus. Gutes Ballhandling, guter Zug zum Korb, sicherer Distanzwurf - der Aufbauspieler hat sein Talent aber in seiner ersten Saison in Bamberg aufblitzen lassen.

Retin Obasohan, Note 3+

24 Spiele/7,7 Punkte/1,8 Rebounds/2,5 Assists Das bullige Kraftpaket aus Belgien stieß im vergangenen November zum Team und riss mit seinem Drang zum Korb immer wieder Lücken in die gegnerische Abwehr - oder rannte sich in ihr fest. Aufgrund seiner Wurfschwäche aus der Distanz - seine Dreierquote betrug nur 28,6 Prozent - ist Obasohan ein eindimensionaler Spieler, dennoch war der Point Guard zeitweise effektiver als Paris Lee. Aufgrund seiner energischen Spielweise war er anfällig für Ballverluste.

Kameron Taylor, Note: 3+

26 Spiele/ 10,2 Punkte/3,0 Rebounds/2,5 Assists Starke Auftritte wie im Viertelfinal-Rückspiel gegen die EWE Baskets Oldenburg beim Finalturnier in München hätte man sich vom Flügelspieler öfter gewünscht. In dieser Partie zeigte Taylor (20 Punkte) seine Vielseitigkeit. Dank seiner Athletik ist der 25-Jährige auch ein guter Verteidiger, der seinen Gegenspieler vor sich halten kann. Seine PS brachte Taylor aber nur selten aufs Parkett. Er tauchte meist ab oder überdrehte, wenn seine Qualitäten eigentlich gebraucht wurden.

Bryce Taylor, Note: 4

17 Spiele/2,8 Punkte/0,5 Rebounds/0,5 Assists Zu seinen besten Zeiten war der mittlerweile mit einem deutschen Pass ausgestattete US-Amerikaner einer der Bundesligastars, mittlerweile verblasst sein Stern immer mehr. Das hängt auch mit seiner Verletzungsanfälligkeit zusammen, vor der Taylor auch in dieser Saison nicht verschont blieb. Aufgrund einer Achillessehnenoperation war die Saison für ihn bereits im Februar beendet. Bis dahin war der einstige Leistungsträger nur ein Rollenspieler mit wenig Einsatzzeit. Note: 4

Tré McLean, Note 4

27 Spiele/7,6 Punkte/3,2 Rebounds/0,9 Assists Als Starter kam vom Small Forward zu wenig. Offensiv verließ sich McLean auf seinen Distanzwurf, der aber nicht konstant sein Ziel fand. Seine zweifellos vorhandene Athletik im Eins-gegen-eins nutzt er zu selten zu seinem Vorteil aus. Auch McLean war mehr Mitläufer als Anführer. Spiele, in denen er Verantwortung übernahm, lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen. Defensiv war der US-Amerikaner einer der besseren Verteidiger im Team, als Rebounder trat er nicht in Erscheinung.

Louis Olinde, Note 2-

21 Spiele/6,8 Punkte/5,3 Rebounds/1,0 Assists Der nach Assem Marei zweitbeste Rebounder in der Bamberger Mannschaft hat körperlich zugelegt, was ihm vor allem defensiv zugute kam. Olinde war wohl der beste Verteidiger im Team und zeigte einige spektakuläre Blocks. Offensiv stagnierte der Neu-Nationalspieler dagegen. Vor allem bei Würfen von jenseits der Drei-Punkte-Linie zeigte er Schwächen. Das Finalturnier in München verpasste der 22-jährige Hamburger aufgrund einer Schulteroperation.

Mateo Seric, Note 3+

13 Spiele/3,2 Punkte/2,2 Rebounds/0,1 Assists Der 21-Jährige spielte zunächst vorrangig für das Farmteam Baunach Young Pikes in der ProB, rückte aber nach der Trennung von Michael Carrea in den Bamberger Bundesliga-Kader auf. Den offenen Dreier nahm er mit viel Selbstvertrauen, in Korbnähe konnte er aber kaum Akzente setzen. In der Verteidigung hatte Seric gegen körperlich überlegene Gegenspieler aufgrund seiner Statur noch klare Defizite. Einen Platz im Kader für die nächste Saison hat er aber sicher.

Christian Sengfelder, Note: 2-

27 Spiele/9,2 Punkte/4,4 Rebounds/0,7 Assists In seinem ersten Jahr im Brose-Trikot war der Nationalspieler nicht so effektiv wie zuvor in Braunschweig, allerdings war das Bamberger Offensivspiel auch nicht auf ihn zugeschnitten. Die Würfe, die der Power Forward bekam, traf er jedoch meist hochprozentig, auch aus der Distanz. Hinter Jordan Crawford wies er die zweitbeste Dreierquote auf (42,9 Prozent). Seine mangelnde Athletik machte Sengfelder mit vorbildlichem Einsatz wett und ackerte unter beiden Körben.

Elias Harris, Note: 2+

26 Spiele/9,8 Punkte/3,2 Rebounds/2,5 Assists Der Kapitän ging stets voran und war der einzige, der konstant gute Leistungen zeigte. Seine statistischen Werte waren in der Saison zuvor zwar etwas besser, aber nie war der Ex-Nationalspieler so wertvoll für die Bamberger wie in dieser Spielzeit. Defensiv hatte der Center jedoch Probleme mit körperlich überlegenen Gegenspielern. Trotz vereinsinterner Querelen (Stichwort Gehaltsverzicht) verhielt sich Harris professionell. Bitter war, dass er das letzte Spiel der Saison verletzt verpasste.

Assem Marei, Note: 3+

27 Spiele/10,2 Punkte/5,9 Rebounds/1,6 Assists Wie er gerade drauf war, zeigte sich meist schon in den ersten Minuten einer Partie. Von verlegten Korblegern - davon gab es einige - ließ sich der Ägypter schnell mental nach unten ziehen. In der Regel lief bei ihm dann nicht mehr viel zusammen. An guten Tagen war Marei dagegen kaum zu stoppen und dann auch für ein Double-Double gut. Defensiv war er ein unangenehmer Gegenspieler, aber foulanfällig. Seine Schwächen beim Freiwurf konnte er nicht verbessern.

Auch diese Spieler trugen in der aktuellen Spielzeit das Brose-Trikot

Maurice Stuckey wechselte nach nur acht Bundesligaspielen im Brose-Trikot im Dezember 2019 zu den Crailsheim Merlins, weil er von Trainer Moors nur wenig Einsatzzeit erhielt. Michael Carrera wurde erst kurz vor Saisonbeginn verpflichtet und war im November wieder weg. Die Saison beendete der Venezolaner bei den Hamburg Towers.

Darion Atkins war ein Fehlgriff. Der Ersatz für Carrera entpuppte sich nicht als der erhoffte reboundstarke Spieler, der auch von außen werfen kann. Der Vertrag mit dem US-Amerikaner wurde zur Saisonunterbrechung im März aufgelöst. Marvin Heckel, Moritz Plescher, Daniel Keppeler

Die drei Talente aus dem Baunacher ProB-Team waren beim Finalturnier in München dabei. Heckel stand in allen sechs Spielen auf dem Feld, Keppeler und Plescher kamen nur zu Kurzeinsätzen. Aleix Font Der Spanier spielte nur in Vorbereitungspartien im Brose-Trikot. Der Vertrag wurde noch vor Saisonbeginn wieder aufgelöst, weil er nach Ansicht der Bamberger nicht bundesliga-tauglich war.