Schrumpfende Städte, wachsende Landgemeinden - wie sich Franken entwickelt

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Das Zweiländermuseum liegt im thüringischen Streufdorf nur wenige Kilometer von Bad Rodach im Landkreis Coburg entfernt und ist eines der Projekte der "Initiative Rodachtal". Dieses grenzübergreifende Netzwerk nennt das Bonner Institut BBSR als Beispiel für positive Entwicklung durch interkommunale Zusammenarbeit. Foto: Zweiländermuseum
Das Zweiländermuseum liegt im thüringischen Streufdorf nur wenige Kilometer von Bad Rodach im Landkreis Coburg entfernt und ist eines der Projekte der "Initiative Rodachtal". Dieses grenzübergreifende Netzwerk nennt das Bonner Institut BBSR als Beispiel für positive Entwicklung durch interkommunale Zusammenarbeit. Foto: Zweiländermuseum
Bevölkerungsentwicklung - Quelle: BBSR
Bevölkerungsentwicklung - Quelle: BBSR
 

Stadt, Land, Flucht? Regionenforscher Steffen Maretzke untersucht Zahlen und Daten. Dabei fallen dem Mann aus Bonn ein paar Dinge in Franken auf.

Probleme? Nicht im bundesdeutschen Vergleich. Für Steffen Maretzke fällt Franken nicht besonders ins Gewicht. Selbst die Strukturschwäche der ehemaligen Grenzregionen im Nordosten Frankens relativiert sich mit Blick auf den Rest der Republik. "Die Arbeitslosenquote liegt höchstens im Bereich von 4,3 bis 6,8 Prozent - unterdurchschnittlich." In Mecklenburg-Vorpommern bewegt sie sich oft im Bereich von 11,9 bis 14,2 Prozent. Auch im Ruhrgebiet gibt's solche Zahlen. Es sind die Zahlen schrumpfender Regionen (in der Karte rechts durch Blaufärbung dargestellt, rot steht für wachsende Orte).


Abwanderung ist rational

Das Wichtigste dabei ist ein leistungsfähiger Arbeitsmarkt", erklärt Maretzke. Er untersucht die Regionen als Projektleiter Raumentwicklung im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) - und auch als Vorsitzender des Arbeitskreises "Städte und Regionen" der Deutschen Gesellschaft für Demographie (DGD). "Bekommen Menschen in ihrer Region kein ausreichendes Einkommen, dann wandern sie ab. Das lässt sich nicht steuern. Es ist rationales Verhalten."


Mittelfränkische Städter

Viele Franken zieht's in die Metropolregion Nürnberg. In Mittelfranken lebt fast jeder zweite in der Großstadt. In Oberfranken gibt es keine Großstadt. Aber auch Bamberg und manch kleiner Ort wie beispielsweise Oberhaid wachsen. Die Karte des BBSR in unserer Bildergalerie zeigt, dass auch Landgemeinden (mit Rechtecken gekennzeichnet) und Kleinstädte (Dreiecke) wachsen können. Pauschal von einer Landflucht zu sprechen, stimmt also nicht.


Abgehängt im Internet-Zeitalter

Tendenziell gehen Wanderungsverluste zu Lasten ländlicher Gebiete. Anders als in vielen Regionen ist der Arbeitsmarkt in Oberfranken nicht die Ursache. "Hier spielen softe Faktoren eine Rolle. Wie der ÖPNV. Der Breitbandausbau. Für die Jugend ist dies ein wichtiges Thema, aber auch für die Wirtschaft." Maretzke berichtet von der Hoffnung vieler abgelegener Regionen, durch das schnelle Internet ihre Defizite ausgleichen zu können. Und davon, wie dies scheiterte. Heute sind gerade die peripheren Regionen bei der Breitbandanbindung extrem unterversorgt. Sie sind noch weiter abgehängt als vor dem Internet-Zeitalter.


Wie die Netzwerke der Kleinen funktionieren

Aus Sicht des Bonners müssten kleine, abgelegene Orte in Netzwerken zusammenarbeiten. "Eine Attraktivierung der Standorte überfordert einzelne Gemeinden oft." Die "Allianz Hofheimer Land" in den Haßbergen habe als Netzwerk beispielsweise erreicht, über 150 Leerstände in Ortszentren wieder zu füllen. Auch die "Initiative Rodachtal" will Potenziale der Region fördern. Sie arbeitet an einer fränkisch-nordthüringischen Entwicklung.

Wie städtisch bzw. ländlich geprägt die Region ist und was dies für das Leben hier bedeutet, lesen Sie hier (inklusive interaktiver Karte mit Daten zu allen fränkischen Gemeinden).