Urbanes Franken? Region der Landeier? Wie städtisch bzw. ländlich geprägt die Region ist und was dies für das Leben hier bedeutet.
Fast zehn Prozent der Bewohner Unterfrankens und jeder zweite Mittelfranke lebt in einer Großstadt. In Oberfranken gibt es keine Großstadt. Trotzdem gehören auch Bamberg und Bayreuth noch zu den zehn größten Städten Bayerns - mit den Großstädten Nürnberg, Würzburg, Fürth und Erlangen sind sechs fränkische Städte dabei in den bayerischen TopTen. Aber Bayern ist eben insgesamt sehr ländlich.
Die Mini-Städte
Und in Franken gibt's das Landleben sogar in der Stadt. Städtisch geprägtes Leben findet sich in der Regel in Orten ab 5000 Einwohnern, wobei auch Faktoren wie die Nahversorgung und die Lage und Erreichbarkeit eine Rolle spielen. Verwaltungsrechtlich können Städte auch kleiner sein: Vier der fünf kleinsten Städte Bayerns liegen in Franken: Rothenfels im Kreis Main-Spessart ist mit 1004 Einwohnern die kleinste Stadt, direkt gefolgt von Lichtenberg (Kreis Hof, 1012 Einwohner), Kupferberg (Kreis Kulmbach, 1030 Einwohner), Hohenberg a.d. Eger (Kreis Wunsiedel, 1424 Einwohner) - aber Betzenstein in der Fränkischen Schweiz, das auf seiner Internetseite damit wirbt, Frankens kleinste Stadt zu sein, ist mit immerhin 2500 Einwohnern schon ein ordentliches Landstädtchen - der Titel "kleinste Stadt" ist ein PR-Gag, aber trotzdem auch ein gutes Beispiel dafür, wie Dorfleben in der Stadt möglich ist.
Stadt oder Land? Wie wollen wir leben?
Vor- und Nachteile haben das Leben in der Stadt und auf dem Land nicht nur aus individueller, sondern auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht. Beispiel Flächenverbrauch: Es ist nicht ungewöhnlich, dass 40 Menschen in der Stadt in einem typischen fünfstöckigen Mehrparteienhaus leben, das auf einer Grundfläche von 200 Quadratmetern gebaut wurde. Auch wenn es erst mal nicht so aussieht: Die Stadt verbraucht weniger Fläche, denn hier ist alles dicht beieinander - auch das Angebot beispielsweise an Kultur, Einkaufsmöglichkeiten, medizinischer Versorgung ist in der Stadt größer. Es wird weniger Auto gefahren. Stadtleben ist umweltfreundlicher, und gerade für Doppelverdiener, die in der gleichen Stadt arbeiten, wirkt es sich auch finanziell positiv aus, keine zwei Autos zu benötigen. Aber gesünder leben die Menschen auf dem Land: Dem Robert-Koch-Institut zufolge leiden vor allem Großstädter häufiger unter Allergien wie Heuschnupfen, Neurodermitis Nahrungsmittelallergien oder Asthma.
Schlecht für die Umwelt
Dafür leben auf dem Land beispielsweise nur acht Menschen in zwei typischen Einfamilienhäusern, die auf einer Grundfläche von je 100 Quadratmetern gebaut wurden. Also genau wie in dem Beispiel oben ein Flächenverbrauch von 200 Quadratmetern. Das klingt erst einmal nicht nach großem "Verbrauch" an Landschaft, aber hinzu kommen beispielsweise Infrastruktur, Kindergärten, Supermärkte auf der "Grünen Wiese", so dass
deutschlandweit jedes Jahr 250 Quadratkilometer zugebaut werden. Das entspricht etwa der Fläche von Nürnberg, Würzburg und Bayreuth zusammen. Außerdem ist Landleben ohne Auto fast nicht möglich. Schlecht für die Umwelt und die Geldbörse.
Gut für die Familie
Aber: Auch wenn die umweltfreundlichste, praktischste und billigste Art zu leben wahrscheinlich ein möglichst hohes Bauwerk auf geringer Fläche wäre, ist so eine legebatterieartige Haltung nicht familiengerecht. Und auf dem Land können Familien sich den Traum vom eigenen Heim eher leisten, denn Bauland ist billiger als in der Stadt, genau wie Kitaplätze und viele andere Dinge, die für Familien wichtig sind. Kostenlos gibt's die Nähe zur Natur - familienfreundlicher ist also das Landleben.
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