Ohne Band als Trio und mit einer neuen CD präsentiert sich der Liedermacher Wolfgang Buck am Samstag in Bamberg erstmals seinen Fans: "Des Gwärch und des Meer" liefert elf nagelneue und zwei uralte Songs.
Auch wenn es abgedroschen klingt: Unkraud vergehd ned - der Titel seiner allerersten CD, die 1988 auf den Markt kam, war geradezu prophetisch. 30 Jahre später steht er immer noch im Tonstudio und auf der Bühne, er hat viele Höhen erlebt und manche Tiefe gemeistert und ist sich bei all dem treu geblieben: "Alles werd gud" für Wolfgang Buck!
Er hat vor ein paar Jahren ein tolles Lied über die "Echdzeid" geschrieben, und das kommt einem unwillkürlich in den Sinn, wenn man dem bald 60-Jährigen nach langer Zeit wieder einmal gegenüber sitzt. Die echte Zeit hat ihn verändert, hat ihre Spuren hinterlassen, gerade auch die Zeit, als er in eine schwere Depression fiel und sich mühsam aus dem Tief heraus arbeiten musste. "Wenn man das einmal erlebt hat, dieses Loch, dann weiß man, wo man nie wieder hin will im Leben", sagt er.
Geschichten aus dem Leben
Wolfgang Buck, geboren 1958 in Puschendorf im Landkreis Fürth, gelernter evangelischer Pfarrer (zuletzt in Trabelsdorf im Landkreis
Bamberg), ist ein begnadeter Geschichten-Erzähler. Auch wenn er ein bisschen mehr grau und vielleicht ein wenig ernster geworden ist, blickt er mit neugierigen Lausbuben-Augen ebenso verschmitzt wie wohlwollend in die Welt.
Eine Welt, die ihm gefällt, ein Platz, wo er Musik macht, wenn er nicht gerade wohnt, kocht und das Leben genießt (Buck über Buck), auch wenn ihn das "Gwärch" der Menschen, die oft sinn- und zwecklose Geschäftigkeit dieser Zeit, bisweilen so nervt, dass er seine Gefühle in neue Lieder packen
muss.
So lustig kann der Blues sein
Hat man Wolfgang Buck noch nie gehört, würde man nicht im Traum daran denken, dass der fränkische Dialekt sich mit dem Blues verträgt. Das rollende R und die aus Prinzip immer am falschen Platz sitzenden Konsonanten müssten ja eigentlich zwangläufig lustig klingen.
Den Songpoeten aus Erlau (Gemeinde Walsdorf) im Landkreis Bamberg zeichnet aus, dass er beides kann: Er kann wunderbar im breitesten Fränkisch ummernand blödeln, frech mit der Mundart spielen und bei Klassikern wie "Zucchini" selbst den Nicht-Franken schallend lachen lassen; der zwar kein Wort versteht, aber sich alleine vom blubbernden Klang der Wörter das Zwerchfell massieren lässt.
Das Grauen ganz nah'
Aber Wolfgang Buck kann ebenso mit Tiefgang, ja Schwermut über Themen singen, bei denen jedem das Lachen im Halse stecken bleibt, denkt man etwa an das Lied "Elf Noma" von 1998, wie "Zucchini" von der CD "Aganzallaans". Mit dem Lied hat er den von den Nazis ermordeten elf Juden aus Walsdorf ein musikalisches Denkmal gesetzt. In dem Lied passiert beides: In den weichen fränkischen Dialekt verpackt, nimmt es dem Grauen ein Stück weit das Unerträgliche, die Härte. Gleichzeitig aber zwingt die Mundart den (fränkischen) Zuhörer, das Unfassbare ganz nahe an sich heran zu lassen. Elf Namen.
Buck, Schellenberger, Lauschus
Warum dieser Ausflug ins Jahr 1998, wenn doch 2018 eine neue CD erscheint? Der Blick zurück macht Sinn, denn Wolfgang Buck ist sich über die lange Zeit treu geblieben. Alte und neue Fans können sich auf "Des Gwärch und des Meer" freuen, weil der Liedermacher einmal mehr höchst gelungen Alltagsbeobachtungen (Gwärch), das Zeitgeschehen und seine Sehnsuchtsorte (Meer) zu einem Gesamtkunstwerk verwebt.
Nach der Auflösung seiner Band, deren Zusammenarbeit zuletzt darunter litt, dass die Termine der auch anderweitig engagierten Musiker kaum noch unter einen Hut zu bringen waren, gibt es ein neues und doch vertrautes Projekt, "Buck 3". Wolfgang Buck singt und spielt im Studio und auf der Bühne mit zwei langjährigen Weggefährten aus der Band, dem gebürtigen Zeiler Rupert Schellenberger (Keyboard und Gesang) und Felix Lauschus aus Berlin (Multi-Instrumentalist und Gesang).
Satter Sound
Wer glaubt, dass der Sound ohne die Band ein wenig wässrig daher kommen könnte, wird auf der neuen CD aufs Angenehmste enttäuscht: Rupert Schellenberger, den Buck gerne als "Klangprofessor" bezeichnet, nutzt den neuen Freiraum, um am Keyboard vielfältige Klangwelten rund um Bucks Texte, Gesang und Gitarre zu weben. Ohne dass das auch nur ansatzweise künstlich klingt. Lauschus setzt weitere Akzente, unter anderem, mit Trompete und Flügelhorn. An der CD haben weitere Musiker mitgearbeitet, darunter der aus Unterhaid stammende Oliver Saar (Saxophon, Ex-Wolfgang-Buck-Band). Es wird spannend, sein zu sehen/zu hören, wie das Trio den üppigen Studio-Sound "light" auf der Bühne umsetzen wird.
Alt und neu
Die neue CD, die nach der Bühnenpremiere von "Buck 3" am Samstag, 14. April, in Bamberg (Haas-Säle) am 17. April in die Läden kommen wird, präsentiert 13 (fast) neue Stücke. Buck hat tief in seine Schublade gegriffen und zwei Lieder völlig neu eingespielt, die er ganz am Anfang seiner Sänger-Karriere geschrieben hat, wie er erzählt: "Di Sunna douder goud" (Die Sonne tut dir gut), ein Sommer-Sonne-gute-Laune-Stück, und "Ieber mier zäing die Wolkn" (Über mir ziehen die Wolken) mit einem bemerkenswerten Gastspiel: Der Nürnberger Schriftsteller Fitzgerald Kusz leiht Buck für diese beiden Lieder seine Sprech-Stimme.
Bis es weh tut ...
Die anderen elf Stücke decken das Buck'sche Universum ab: Er darf sich danach sehnen, "des Meer" zu sehen, er macht die "Flüchdlingskinder" zum Thema, und er leidet beim Zahnarzt weniger unter dem Bohrer als vielmehr unter dem Monolog des Dentisten, dem er mit Klammer und Watte im Mund wehrlos ausgeliefert ist: "Wenn's weh dud sohngsis fei" (Sagen Sie bitte, wenn es weh tut).
Der Opener ist ein starkes Stück fränkischer Musik, dessen Titel bei den Höhen und Tiefen, die Wolfgang Buck erlebt hat, doppeldeutig ist, vielleicht so etwas wie die Dachzeile für das neue Album: "Alles hinderlässd Schburn" - alles hinterlässt Spuren. Buck besingt die digitale Welt, das virtuelle Bezahlen, die Daten-Sammel-Wut und die Spuren, die jeder Mensch bewusst oder unbewusst im Netz hinterlässt. Das Thema ist an sich "nix neis", wie man auf Fränkisch sagen würde, aber wohl in keiner anderen Sprache klingt das mit den Spuren so bedrohlich wie Fränkisch als "Schburn", ein ums andere mal wiederholt, bis es fast nervt wie pausenlos vibrierende und zwitschernd Smartphones ...
"Des Gwärch und des Meer"v ist eine CD, die man guten Gewissens mit dem fränkischen Superlativ "Bassd scho" belegen kann. Es lohnt sich, die Scheibe in Echtzeit zu hören, fürs Nebenbei ist sie fei ächt zu schade.
Konzerttermine
14. April, Bamberg, Haas-Säle
15. April, Erlangen, E-Werk
21. April, Hof, Christuskirche
27. April, Roth, Kulturfabrik
28. April, Ansbach, Kammerspiele
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www.wolfgang-buck.de