Wer auf der Autobahn zwischen Nürnberg und Frankfurt unterwegs ist, hat nicht selten Angst. Ist die A 3 gefährlicher als andere Strecken?
Die Bilder prägen sich sofort ein: ein Lkw hat am Ende eines Staus mehrere Pkw ineinander geschoben. Die Straße gleicht einem Trümmerfeld, es gibt Tote, Verletzte, kilometerlange Staus. Auch am Samstagabend, 10. März hat es auf der A3 wieder gekracht. W egen einer Massenkarambolage war die Autobahn sechs Stunden gesperrt , fünf Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.
So schlimm die Bilder auch sind: Sie verstellen den Blick auf die Wirklichkeit, denn keine Statistik belegt eine Zunahme der schweren Lkw-Unfälle. Im Gegenteil.
Was in den letzten Tagen und Wochen vor allem auf der A 3 in Unterfranken passiert ist, bewegt sich bei allen furchtbaren Folgen für die Betroffenen im Bereich der statistischen Unschärfe: Lkw-Unfälle sind sehr selten; ereignen in einem ausgewählten Zeitraum einmal vier statt zwei, dann ist das zwar eine Verdoppelung, aber eben doch nur eine zufällige.
Verzerrte Wahrnehmung
„Die Wahrnehmung ist es“, beschreibt ein Beamter der Verkehrspolizei in Unterfranken das Phänomen. „Wenn wochenlang gar kein Unfall passiert, was die Regel ist, gibt das keine Schlagzeile. Bei zwei oder wie aktuell gleich drei ähnlichen Unfällen innerhalb kürzester Zeit ist das naturgemäß ganz anders.“
Auf der A3 zwischen Biebelried und Rottendorf in Unterfranken hatte es Mitte Februar gleich zweimal gekracht. Zunächst war ein 60-Jähriger mit seinem Sattelzug mit großer Wucht auf einen vor ihm stehenden Lastwagen aufgefahren. Der Mann kam dabei ums Leben. Auf das Stauende etwa zehn Kilometer östlich zwischen Kitzingen und Biebelried fuhr zwei Stunden später ein weiterer Lastwagenfahrer auf.
„Krieg auf der Straße“? Sein 48 Jahre alter Beifahrer starb, als durch den Aufprall drei Lkw ineinander geschoben wurden.
Zweiter Tödlicher Unfall auf der A3 innerhalb von zwei Stunden
In den sozialen Netzwerken ist die Ursache schnell gefunden: Vom "Schlachtfeld Autobahn" ist da die Rede, von übermüdeten Lkw-Fahrern, die viel zu schnell unterwegs sind, zu dicht auffahren und riskant überholen, auch in baustellen-Bereichen. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache.
Seit 1992, in diesem Jahr begann die bundesweite Verkehrsstatistik, hat der Lkw-Verkehr auf Deutschlands Straßen massiv zugenommen; die Zahl der bei Lkw-Unfällen Getöteten und Verletzten sank aber drastisch. Die Zahlen hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden. Um die Veränderungen zu messen, rechnen die Statistiker die von den Lkw zurückgelegten Kilometer und die transportierten Mengen zusammen. Die Einheit heißt "Tonnenkilometer".
Es mag ja sein, dass im gesamten betrachtet, die Unfallzahlen und die Verkehrstoten bei Unfällen mit LKW zurückgehen, aber dennoch gibt es diese Häufung von Unfällen auf bestimmten Strecken und meist wird ein Stauende übersehen. Und dazu gehört die A3, denn hier wird häufiger ein Unfall gemeldet. Und wenn LKW in einen Unfall verwickelt sind, sind die Schäden und Verletzungen auch meist höher und schwerer als bei anderen Unfällen.
Die Ursachen sind sicherlich vielfältiger Natur, von Übermüdung, Unkonzentriertheit, Abgelenktheit im Cockpit bis hin zur Abschaltung von automatischen Bremssystemen ist leider alles dabei. Und diese kann man auch nicht kleinreden, auch nicht mit dem Argument, bei 99% aller Fahrten passiert nichts und die Autobahnen sind sicher. Es gibt und wird leider immer wieder "schwarze Schafe" unter den Fahrern geben, die Gesetzeslücken ausnutzen oder auch bewusst Gesetze brechen, und es gibt und wird leider auch immer wieder "schwarze Schafe" unter den Firmen geben, die eben genau so etwas von ihren Fahrern verlangen. Ebenso sind es aber auch die Forderungen von denjenigen, die Waren bestellen, dass alles pünktlich geliefert werden muss und selbst bei kurzen Verzögerungen, Strafen fällig werden, auch wenn an der Verzögerung keiner der Beteiligten schuld ist.
Früher hatte man ein Lager vor Ort, heute ist der rollende LKW das Lager. Es hat halt alles Vor- und Nachteile.