2016 schnappte die Polizei einen 35-Jährigen, der in Autos eingestiegen sein und den Fahrer gewürgt haben soll. Doch die Beweise reichten nicht aus.
Er sorgte für ein ungutes Gefühl bei Autofahrern, vor allem, wenn sie an der roten Ampel halten mussten: Der "Würger von Bamberg" bekam diesen "Titel" nicht von ungefähr.
Im Januar 2016 war der Unbekannte mehrfach in stehende Autos eingestiegen und hatte von der Rücksitzbank
den Fahrer hinterm Steuer gewürgt. Außerdem hatte der Täter randaliert und Autos beschädigt beziehungsweise hatte er es zumindest versucht.
Die Polizei ermittelte in insgesamt acht Fällen, und als sich der Verdacht erhärtete,
schnappte sie schließlich einen Drogenkonsumenten in Bamberg und durchsuchte dessen Wohnung. Rund 300 Gramm Marihuana wurden gefunden. Damals gingen die Ermittler davon aus, dass der 35-Jährige noch mehr auf dem Kerbholz haben könnte, er soll für weitere Übergriffe auf andere Verkehrsteilnehmer verantwortlich gewesen sein.
Jetzt kommt das "Aber": Der "Würger von Bamberg" ist inzwischen wieder auf freiem Fuß, wie eine Nachfrage bei der Staatsanwaltschaft ergab. Oberstaatsanwalt Otto Heyder teilt mit, dass "der Tatnachweis gegen den Verdächtigen nicht geführt" werden konnte. Das Ermittlungsverfahren wurde eingestellt. Das heißt im Klartext: Es fehlt an Beweisen, die den Drogenkonsumenten hätten überführen können. Dabei hatte dieser noch vor etwas über einem Jahr
als dringend tatverdächtig gegolten.
DNA-Spuren nicht eindeutig
Laut Heyder habe eine DNA-Untersuchung zwar stattgefunden, doch Beweise hätten sich daraus nicht ergeben. "Die Spuren waren alle vermischt." Auch die Funkzellenauswertung brachte nichts zutage. Dabei wird gemessen, in welcher Funkzelle das Mobiltelefon des vermeintlichen Täters zur Tatzeit eingewählt war.
Schließlich führten die Ermittlungsbehörden sogenannte Wahl-Gegenüberstellungen durch und legten Wahl-Lichtbilder vor. Ersteres bedeutet, dass Zeugen hinter einer verspiegelten Scheibe acht nebeneinander stehende Menschen betrachten und versuchen müssen, den Täter zu identifizieren. Die Lichtbildvorlage funktioniert nach dem gleichen Prinzip, nur eben mit Fotos.
Wie Oberstaatsanwalt Otto Heyder erwähnt, seien die Vorgaben in beiden Fällen sehr streng, so dürfte sich beispielsweise das Aussehen des Tatverdächtigen nicht zu sehr von dem der anderen sieben Personen unterscheiden. Die Zeugen müssen sich also schon sehr sicher sein, wenn sie auf einen Menschen deuten.
Verfahren eingestellt
Im Fall des 35-Jährigen war dem offenbar nicht so. Nachdem keine der Ansätze Tatnachweise erbracht hatten, wurde der Mann wieder freigelassen. Danach wurde zwar ein neues Ermittlungsverfahren gegen unbekannt aufgenommen. Doch auch dieses wurde eingestellt, da sich "keine weiteren Ermittlungsansätze ergeben haben", sagte Heyder.
Am Ende bleibt die Frage unbeantwortet, ob der Drogenkonsument der Täter war oder nicht. Klar ist dagegen: Erneute Vorfälle gab es seit der Festnahme des damals dringend Tatverdächtigen nicht mehr.
Viele Bamberger haben sich seit Januar 2016 angewöhnt, ihre Autos während der Fahrt von innen zu verschließen, um den "Würger" auszusperren. Dieser hatte beispielsweise in der Memmelsdorfer Straße die Fahrertür am BMW eines 55-Jährigen geöffnet, ihm ins Gesicht geschlagen, auf dem Rücksitz Platz genommen und ihn von dort aus mit der Krawatte gewürgt. Bei der Polizei häuften sich Anzeigen mit ähnlichem Inhalt. So würgte der Täter auch bei der Ottokirche einen Fahrer, bei anderen Opfern fiel er durch Randalieren auf: Er schlug mit einem Besenstiel oder den Händen auf ein Auto und versuchte, den Außenspiegel eines Wagens abzutreten.
Einem Radfahrer warf der offenbar gewaltbereite Mann gar eine Whiskeyflasche hinterher, die nur knapp den Kopf des Radlers verfehlte. Bei einem Vorfall mit einem Autofahrer, wieder in der Nähe der Ottokirche, konnte der Täter diesem nichts anhaben: Der Fahrer hatte die Türen seines Wagens bereits von innen verschlossen.
Tja , dann braucht Bamberg wohl doch eine " Würger-Wehr" !