Trockenheit in Unterfranken: Gießen frisst Zeit und Geld

2 Min
Mitarbeiter der Firma Garten- und Landschaftsbau Vogt halten mit viel Wasser die Pflanzen im Innern des Hammelburger Kreisels am Leben.
Mitarbeiter der Firma Garten- und Landschaftsbau Vogt halten mit viel Wasser die Pflanzen im Innern des Hammelburger Kreisels am Leben.
Ralf Ruppert

Die hohen Temperaturen binden Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe und von Firmen. Was auch Hobbygärtner beim Wässern beachten sollten.

Was Hobbygärtner einfach nur nervt, geht bei Kommunen und Firmen sogar ins Geld: "Bei uns sind seit Wochen vier Mitarbeiter fürs Wässern im Dauereinsatz", berichtet etwa Gärtner Georg Pabst vom Hammelburger Bauhof. Auch beim Garten- und Landschaftsbau Vogt sind drei der sieben Mitarbeiter derzeit mit Gießen beschäftigt und fehlen deshalb auf Baustellen. "Im Ramsthaler Baugebiet zum Beispiel haben wir sämtliche Pflegegänge, die fürs ganze Jahr veranschlagt waren, schon vor acht Wochen ausgeschöpft", berichtet Inhaber Patrick Vogt. Also habe er bei der Gemeinde angefragt, ob sie weitere Pflegegänge fürs Gießen bezahlt. "Die Gemeinde muss sagen, ob wir gießen oder die Jungpflanzen sonst vermutlich vertrocknen." Bis jetzt wird gegossen.

Eingangstor der Stadt

Neben dem neuen Baugebiet in Ramsthal hat Vogt mit seinem Team das Umfeld der neuen Saalebrücke in Hammelburg angelegt. In den ersten drei Jahren trage er das Risiko für die Entwicklungspflege. Gebaut wurde der Bereich im Auftrag des staatlichen Bauamts, danach ging der Unterhalt an die Stadt über, die Vogt mit der weiteren Betreuung beauftragt hat. "Das ist das Eingangstor der Stadt und soll natürlich schön aussehen", sagt Vogt, der in Hammelburg wohnt und seine Firma vor 25 Jahren im Gemündender Stadtteil Neutzenbrunn gegründet hat. Bei der aktuellen Hitze bedeute das wöchentliches Gießen. Als die Firma alle Gehölze von der Lagerkreuzung bis zum Bleichrasen gepflegt hat, benötigten die Mitarbeiter zwei Tage und 40.000 Liter Wasser. Für die Stauden reichen laut Vogt aktuell rund 15.000 Liter Gießwasser. Zum Glück gebe es in Hammelburg mehrere ergiebige Brunnen mit Wasser zum Gießen.

Diese Brunnen nutzen auch Winzer und der örtliche Bauhof: Richtung Seeshof liegt ein Feuerwehrschlauch neben einer dicken Linde, am Morgen heißt es dort Schlange stehen. Für Patrick Vogt immer noch besser als in anderen Orten zum Teil Trinkwasser zu vergießen, das er in Rechnung stellen müsste. Weitere solcher Brunnen gibt es laut Bauhofleiter Arnold Zier in Feuerthal und Morlesau. Das verkürze die Wege, weil die Gärtner in allen Stadtteilen unterwegs sind.

Eingeschränkte Sortenwahl

Besondere Pflege bräuchten die 20 bis 25 Jungbäume, die die Stadt Hammelburg in den vergangenen Jahren im Schnitt pro Jahr gepflanzt hat. Dazu gehören die privat bezahlten Familienbäume, bei denen die Bürger allerdings nur den eigentlichen Baum bezahlten. Die Pflege müsse jetzt die Stadt übernehmen. "Wenn man das alles einrechnen würde, käme das viel zu teuer", betont Zier. Bei den Familienbäumen sei die Wahl bereits auf Sorten eingeschränkt worden, die mit Trockenheit gut zurecht kommen, besonders beliebt waren Gingko, Silberlinde, Hopfenbuche und Zerreiche. Auch die am ehemaligen Amtsgericht und jetzt in der Bahnhofstraße gepflanzten Gleditschien hätten sich gut entwickelt.

Wenig hält Gärtner Georg Pabst von den Bewässerungssäcken für Bäume. Auf dem Marktplatz kommen sie zwar zum Einsatz, neue würden aber vorerst nicht gekauft. Sein Tipp für alle Gartenbesitzer: "Lieber alle paar Wochen richtig durchdringend wässern, das fördert die Wurzelbildung." Also mindestens hundert Liter pro Jungbaum. Die Bewässerungssäcke würden nur die Oberfläche feucht halten und es dem Baum dadurch zu einfach machen: "Die Pflanzen müssen sich schon auch anstrengen, dann kommen sie nach fünf bis zehn Jahren auch ohne Gießen besser aus."

"Wir müssen umdenken", sagt Gartenbauer Vogt. Er mische bei wertvollen Pflanzen bereits so genannte Superabsorber unter die Erde, die viel Wasser speichern und langsam abgeben. Wenn er in Privatgärten Rasen anlege, sage er den Eigentümern schon vorab, dass sie mit einem höherem Wasserverbrauch rechnen müssen, denn: "Mal kurz gießen reicht nicht, das Wasser muss die oberen fünf Zentimeter durchdringen."