Nach fast zehn Jahren Planung drehen sich die Windräder zwischen Sulzthal und Wasserlosen. Unklar ist noch, ob und wie sich Bürger an dem Projekt beteiligen können. Am Freitag wird der Windpark offiziell eingeweiht.
Etliche Beratungen im Gemeinderat, Widerstand aus der Bevölkerung und Hindernisse beim Bau: Rund zehn Jahre liegen zwischen der Ausweisung der Wind-Vorrangfläche oberhalb von Sulzthal und der Fertigstellung des Windparks. Im April 2014 hatte der damalige Gemeinderat noch die Grundsatz-Entscheidung gefällt, seitdem hat sich viel getan: In Absprache mit dem Landratsamt wurde die Zahl der Windräder von vier auf drei reduziert, der Betreiber wechselte, und sogar ein Bürgerentscheid stand im Raum. Dazu kam es am Ende nicht, nach einem Probebetrieb und der Abnahme durch "Alterric" produzieren die drei Anlagen nun eine Gesamtleistung von bis zu neun Megawatt und versorgen damit bis zu 7000 Haushalte - ein Vielfaches des Strombedarfs der kleinen Gemeinde Sulzthal.
"Es war eine sehr konstruktive Zusammenarbeit", blickt Bürgermeister August Weingart zurück. Er sei sowohl vom ursprünglichen Partner Enercon, als auch vom neuen Betreiber Alterric immer gut informiert worden - auch über die zahlreichen Probleme. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit habe es vor allem Widerstand von einzelnen Bürgern gegeben, trotzdem sei die Mehrheit des Gemeinderats beim Ja zur Windkraft geblieben. Auch die meisten Bürger hätten sich mit den Windrädern auf Gemeindegrund angefreundet. Wegen Naturschutzauflagen sei der Standort 2 bereits zu Beginn der Planung gestrichen worden. Unter anderem sollte die Einflugschneise des Rotmilans am Übergang vom Wald zur Freifläche nicht beeinträchtigt werden. Wegen neuer politischer Vorgaben ist aus Weingarts Sicht ein viertes Windrad aber noch nicht ganz vom Tisch: "Wenn wir doch noch ein viertes Windrad stellen können, würde ich persönlich nicht Nein sagen", betont der Sulzthaler Bürgermeister.
Am Freitag, 24. Juni, ist ab 16 Uhr die offizielle Einweihung des Windparks geplant. Die Jugendfeuerwehr sorge am mittleren der drei Windräder für Bewirtung, die örtliche Blaskapelle übernimmt ab 17 Uhr die Unterhaltung und es gebe einen kirchlichen Segen. Mitarbeiter von Alterric bieten Führungen an, dabei können die Besucher auch in den Turm eines Windrades. An dem Tag seien die sonst üblichen Beschränkungen für die Waldwege aufgehoben. Besucher könnten bis zur "Waldfestbuche" fahren oder von der Kreisstraße aus zum Windpark laufen. Auch das Parken nahe der Kreuzkapelle und ein kleine Wanderung biete sich an. Weingart appelliert an die Besucher, auf keinen Fall die Zufahrtswege zuzuparken.
Betreiber rät von Beteiligung ab
Noch nicht geklärt ist, ob und in welcher Form es eine örtliche Beteiligung am Windpark geben wird. Bereits bei der ersten Vorstellung des Konzepts 2014 hatte Enercon angeboten, dass die Bürger eines der vier Windräder als Genossenschaft übernehmen können. Für viele Sulzthaler war das damals ein gutes Argument dafür, dass die Gemeinde einer Unterschreitung der 10-H-Regel zustimmt, denn: Die Windräder stehen deutlich näher am Ort als es die zehnfache Höhe vorgibt. Die Windräder haben eine Nabenhöhe von 149 Metern, die Rotorblätter sind 68 Meter lang, macht 217 Meter Höhe und damit 2,17 Kilometer Abstand zur Wohnbebauung. Die Gemeinde stimmte aber einem Bau in rund einem Kilometer vom Ort zu.
"Eine Bürgerbeteiligung ist noch nicht vom Tisch, ich gehe davon aus, dass wir eine Info-Veranstaltung dazu machen", kündigt Bürgermeister Weingart an. Betreiber Alterric verweist auf die "veränderte Wirtschaftlichkeit" des Windparks gibt auf Nachfrage "keine Empfehlung mehr" zu einer Bürgerbeteiligung. "Denn der Ertrag für die Gemeinde wäre vergleichsweise gering im Verhältnis zum wirtschaftlichen Risiko", heißt es dazu vom Firmensitz in Ostfriesland. Alterric habe "dank langer Erfahrung und entsprechender Finanzkraft die Umsetzung des Projektes verfolgt und sich als Windkraftpartner weiter zum Energiewendeprojekt in Sulzthal bekannt".
Genau Zahlen nennt der Betreiber nicht. Bekannt ist jedoch, dass es bei der ersten Ausschreibung im Jahr 2017 einen Durchschnittspreis von 4,73 Cent je Kilowattstunde gab. Enercon beteiligte sich danach erneut an einer Ausschreibung bei der Bundesnetzagentur. Das Ergebnis ist nicht bekannt, aber zum Vergleich: Bei der Ausschreibung im Juni 2020, bei der die drei Windräder in Fuchsstadt neu vergeben wurden, betrug der durchschnittliche Zuschlagswert 6,14 Cent je Kilowattstunde.
Geld auch für Nachbargemeinden
Neben Pacht und Gewerbesteuer gibt es für Sulzthal bereits jetzt einen unerwarteten Geldsegen - und nicht nur für Sulzthal selbst: Die neue Bundesregierung hat festgelegt, dass Betreiber von Windenergieanlagen bis zu 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde Windstrom an die Kommunen vor Ort weiterreichen können. "Dies ist eine freiwillige Zahlung", berichtet Alterric. Das Geld zahle der Betreiber immer ein Jahr im Voraus und lasse es sich von den Netzbetreibern zurückerstatten. "Neben dem Markt Sulzthal profitieren auf diese Weise auch die Gemeinde Wasserlosen, der Markt Elfershausen sowie der Markt Euerdorf."