Hammelburg
Kriegsflüchtlinge

Wie steht's mit Not-Unterkünften?

Das Seniorenhaus Euerdorf steht nach wie vor leer, im Heiligenhof läuft die Betreuung am Freitag aus. Aktuell sind 632 Menschen aus der Ukraine im Landkreis und 8184 in ganz Unterfranken untergekommen.
Das Seniorenhaus Euerdorf ist ab Freitag eine von nur noch zwei Not-Unterkünften für Kriegsflüchtlinge im Landkreis Bad Kissingen. Aktuell steht es allerdings noch leer, aber Gemeinde und Helfer stehen bereit.
Das Seniorenhaus Euerdorf ist ab Freitag eine von nur noch zwei Not-Unterkünften für Kriegsflüchtlinge im Landkreis Bad Kissingen. Aktuell steht es allerdings noch leer, aber Gemeinde und Helfer stehen bereit. Foto: Archiv/Wolfgang Dünnebier

Eigentlich war alles vorbereitet: In der vergangenen Woche standen in Euerdorf Mitglieder der Rot-Kreuz-Bereitschaft mit Schnelltests bereit, Dolmetscher waren organisiert, rund 20 ehrenamtliche Helfer warteten. "Ein Bus sollte direkt aus Berlin kommen", berichtet Bürgermeister Peter Bergel. Das als Not-Unterkunft zur Verfügung gestellte "Seniorenhaus" steht allerdings bis heute leer. Auch vom Heiligenhof, der bis einschließlich 31. März als erste Not-Unterkunft des Landkreises diente, werde niemand nach Euerdorf umziehen: "Für den Fall, dass bis dahin nicht alle Personen rechtzeitig in privaten Wohnraum oder dezentrale Unterkünfte vermittelt werden können, können im Heiligenhof vorübergehend noch ein paar Unterkunftsplätze zur Verfügung gestellt werden", teilt das Landratsamt auf Anfrage mit.

Der Landkreis hat bereits rund 300 Wohnungsangebote von Privatleuten. Nach einer Prüfung durch Mitarbeiter des Jugendamtes werden Kriegsflüchtlinge schnell vermittelt: "Der überwiegende Anteil der im Heiligenhof untergebrachten Menschen wurde bereits in privaten Wohnraum/dezentrale Unterkünfte vermittelt", heißt es etwa aus dem Landratamt. Auch im Hammelburger Bürgerspital, der dritten Not-Unterkunft im Landkreis gibt es Bewegung: 48 Menschen kamen dort am 17. März an, aktuell leben noch 36 von ihnen in dem ehemaligen Seniorenheim. 3. Bürgermeister Christian Fenn rechnet damit, dass noch viele Menschen kommen und noch viele Wohnungen benötigt werden. Aktuell hätten sich bei der Stadtverwaltung 28 Erwachsene und 15 Kinder angemeldet. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Stadtrat nachträglich auch formal der Nutzung des Bürgerspitals als Notunterkunft zu.

"Die Zuweisung von Geflüchteten in den Landkreis erfolgt vorrangig durch die Regierung von Unterfranken", beschreibt das Landratsamt den Ablauf. Oft würden Zuweisungen nur einen Tag im Voraus angekündigt. Viele Geflüchtete würden auch privat zu Verwandten und Bekannten in den Landkreis kommen. Wann die nächste Zuweisung erfolge, sei offen: "Dies kann jedoch aufgrund der sehr dynamischen Lage auch kurzfristig erfolgen. " Die bisher drei, ab heute nur noch zwei Not-Unterkünfte sowie die dezentralen Unterkünfte im Landkreis werden laut Landratsamt von privaten Dritten betrieben. Insgesamt seien im Landkreis offiziell bislang 632 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Ausländerzentralregister registriert.

Für ganz Unterfranken meldet die Regierung von Unterfranken aktuell 8184 registrierte Flüchtlinge aus der Ukraine. Davon seien bislang rund 1660 über die Ankereinrichtung Unterfranken angekommen. Rund 1250 davon wurden auf die Landkreise verteilt. Zumindest auf dem offiziellen Weg scheint sich der Flüchtlingsstrom abzuflachen: "In den letzten Tagen stellen wir fest, dass der Zugang über die Ankereinrichtung moderater ist", sagt Sprecher Johannes Hardenacke von der Regierung von Unterfranken. Auch ein "Bayernausgleich" nach Unterfranken finde aktuell nicht statt. "Die Situation kann sich aber jederzeit wieder ändern", warnt Hardenacke.

Freie Wahl des Wohnortes

Wenn angekündigte Busse nicht rechtzeitig kommen oder nicht voll besetzt sind, würden sie entweder ins Ankerzentrum oder in ein extra angemietetes Gebäude in Kitzingen umgeleitet. Die Flüchtlinge würden dann spätestens nach zwei Tagen in die Landkreise verteilt. "Durch diese Zwischenaufnahme lässt sich die Ankunft unmittelbar vor Ort besser und zuverlässiger steuern", sagt Hardenacke. Die Geflüchteten aus der Ukraine seien nicht verpflichtet, in Unterfranken zu bleiben. "Einige ziehen tatsächlich nach Ankunft oder kurzem Zwischenaufenthalt gleich weiter oder finden Unterkunft bei Verwandten oder Bekannten." In Einzelfällen komme es zwar dazu, dass es Flüchtlingen am neuen Orten nicht gefalle. "Generell sind die Flüchtlinge aber dankbar, welche Hilfe ihnen vor Ort zuteil wird", betont die Regierung von Unterfranken.

"Viele wissen vielleicht auch nicht, was sie erwartet", kommentiert der Euerdorfer Bürgermeister Peter Bergel Medienberichte, dass Kriegsflüchtlinge zum Teil Unterkünfte auf dem Land ablehnen. Ukrainer machten sich möglicherweise falsche Vorstellung vom ländlichen Raum in Deutschland. In Euerdorf jedenfalls gebe es nicht nur modern eingerichtete Räume im ehemaligen Seniorenheim, sondern auch eine sehr gute Infrastruktur: Von der Arztpraxis bis zum Einzelhandel sei alles vorhanden. Die freiwilligen Helfer seien jedenfalls weiter motiviert: "Wir haben eine Whatsapp-Gruppe gegründet und stehen auch weiter auf Abruf bereit", bietet der Bürgermeister weiter Hilfe an. Auch ein Spendenkonto habe die Gemeinde mittlerweile eingerichtet.