Am Weinfest-Wochenende haben Unbekannte den frisch renovierten Bildstock der Familie Sixt in Ramsthal beschädigt. Warum Steinbildhauer Thorsten Lauer die Schäden schnell und kostenlos behoben hat.
Seit fast 300 Jahren begrüßt eine Kreuzschlepper-Figur Passantinnen und Passanten am Ortseingang von Ramsthal. "Früher war das hier die Hausnummer 1, hier hat der Ort begonnen", erzählt Rainer Sixt, Eigentümer des Anwesens in der Hauptstraße Nummer 9. Laut Inschrift wurde die Figur am 14. Juli 1728 aufgestellt. 1978 ließ sein Großvater Alfons Metzler die Figur umfassend renovieren. In der Nacht auf den 24. September wurde sie von Unbekannten von der Platte in den Garten dahinter gestoßen und beschädigt. Mittlerweile steht sie wieder und ziert die Ramsthaler Ortsdurchfahrt.
Vermutlich mehrere Täter
"Ich hoffe, das war das erste und das letzte Mal", kommentiert Rainer Sixt die Sachbeschädigung. Die Sandsteinfigur war fest auf einer Muschelkalkplatte verklebt, die 1978 bei der Renovierung neu angefertigt wurde. "Oh Mensch, stehe still und schaue mich an. Gedenk, was ich hab vor dich gedan, daß deine Sündt seindt schuldt daran" steht auf der Stirnseite geschrieben. "Da müssen mehrere mit Gewalt gewackelt haben", tippt Rainer Sixt auf mehrere Täter. Weil an dem Wochenende das Weinfest wenige hundert Meter weiter stattfand, liegt die Vermutung nahe, dass es angetrunkene Besucher waren, die den Kreuzschlepper mitten in der Nacht umgeworfen haben.
Die Polizei schätzte den Sachschaden zunächst auf 1000 Euro. "Zum Glück hat es schlimmer ausgesehen, als es war", sagt Rainer Sixt. Weil der Kreuzschlepper nach hinten in den Garten fiel, brachen zwei große Teile ab. Die Anteilnahme im Ort sei groß gewesen: Viele Ramsthalerinnen und Ramsthaler seien vorbei gekommen und hätten sich den Schaden angesehen. Der Sportverein als Veranstalter des Weinfestes bot eine Spende an, auch die Gemeinde wollte eine Spendenaktion starten.
Zum Glück ist das aber alles nicht nötig, denn: Der Euerdorfer Steinbildhauer-Meister Thorsten Lauer hat die Figur kostenlos repariert. "Bis da große Anträge gestellt werden und ich Kostenvoranschläge schreibe, habe ich es schneller gemacht", begründet Lauer seine Hilfsbereitschaft. "Sowas macht man einfach nicht", habe er sich sofort gedacht, als er von dem Fall in der Saale-Zeitung gelesen hat. Vor Ort habe er dann festgestellt, dass die beiden fehlenden Teile - ein Querbalken des Kreuzes und eine Hand - zum Glück ziemlich glatt abgebrochen war. Lauer holte die Figur mit einem Kran in seine Werkstatt, fügte alles wieder zusammen und modellierte noch einen fehlenden Daumen an.
Für Rainer Sixt war diese Unterstützung ein Glücksfall: Der Bildstock steht seit Menschengedenken auf Privatgrund, früher der Familie Metzler, jetzt Sixt. Sein Vater Elmar Sixt (91) habe die Figur schon mehrfach überarbeiten lassen, zuletzt diesen Sommer. Zur 900-Jahr-Feier der Gemeinde sollte der Kreuzschlepper wieder gut da stehen.
Die Sachbeschädigung sorgte auch in den sozialen Medien für Aufmerksamkeit. "Manche Leute haben vor nichts Respekt" und "Is ne Frechheit sowas" lauten Kommentar unter dem Facebook-Post, in dem Johannes Sixt nach Zeugen suchte. Auch die Polizei nahm den Fall auf. Laut dem aktuellen Leiter der Polizeiinspektion Hammelburg, Sven Hofmann, haben sich bisher aber keine Ermittlungsansätze ergeben. Zeugen oder auch reuige Täter könnten sich weiterhin an die Hammelburger Polizei, Tel. 09732/90 60, wenden. Und Rainer Sixt hofft auch noch auf ganz andere Hilfe: "Der da oben wird's schon richten", sagt der 61-Jährige schmunzelnd.