Der Abwasserzweckverband plant aktuell die Aufbereitung des Klärschlamms für alle neun Kommunen der Allianz Fränkisches Saaletal. Weshalb dafür das Becken der allerersten Kläranlage ausgebaggert werden muss.
Kohlschwarz ist der Schlamm, den ein Spezialbagger aus dem ältesten Becken der Hammelburger Kläranlage holt. Der Geruch hält sich in Grenzen: "Das ist alles bereits vollständig ausgegast", sagt Burkhard Oschmann, Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes (AZV) Thulba-Saale. Seit Jahren werde das Becken als Lager genutzt, geleert wird es jetzt, weil darin die neueste Einrichtung auf dem Gelände installiert werden soll: Ab dem Jahr 2025 will der AZV den Klärschlamm von insgesamt zwölf Kläranlagen in der Region behandeln. Oschmann hofft, dass die beiden Becken und die Technik dafür in das alte Betonbecken gebaut werden können.
"Das war die allererste Kläranlage der Stadt Hammelburg", berichtet Oschmann, und: "Eigentlich war das Becken bei der Einweihung 1954 schon gleich zu klein." Acht Meter tief, sechs Meter breit und 15 Meter lang ist die Betonwanne. In den vergangenen Monaten sei bereits das Wasser aus dem Becken abgepumpt worden. Übrig blieben rund 400 Kubikmeter zäher Schlamm, der mit einem Spezialbagger aus der Tiefe geholt wurde: Mit dem Gerät der Firma Stolz aus Untererthal werden sonst Böschungen bearbeitet, der Arm kann bis zu 15 Meter ausgefahren werden.
Die Betonwanne sei ursprünglich ein Absetzbecken gewesen, in der sich Schwebstoffe am Boden sammelten. "Das war eine rein mechanische Reinigung", beschreibt Oschmann die Technik von damals. Durch das schnelle Wachstum der Stadt sei die erste Kläranlage schnell überholt gewesen, es kam viel zu viel Abwasser, die Verweildauer im Becken war zu kurz. Das Becken habe schon lange keine Verbindung mehr zu Kanalnetz und Kläranlage. Zuletzt geleert wurde es 1998, seitdem diene es als Lager für Schlamm.
Die Idee sei, die Klärschlammbehandlung komplett in diesem Becken zu bauen. Dazu müsse die Betonwanne nun vollkommen geleert werden, um sie genau zu vermessen. "Die alten Pläne stimmen im Regelfall eigentlich nie", sagt Oschmann. Das Becken werde zudem komplett gereinigt. "Da kommt jetzt kein Schlamm mehr rein", stellt der Geschäftsführer klar. Je nach Grundwasserstand müsse das Becken aber nach der Vermessung möglicherweise zum Teil mit Wasser befüllt werden, damit es keine Schäden durch den Auftrieb gebe.
Angedacht sei, das alte Klärbecken in drei Bereiche zu unterteilen: Ein Becken für die Klärschlamm-Anlieferung, einen Raum mit der Technik und ein Becken als Puffer für das Filtratwasser. Denn: Die Flüssigkeit aus dem Schlamm gilt als hoch belastet und muss der Kläranlage wohldosiert zugeführt werden. "Solches Filtratwasser will eigentlich keiner auf seiner Anlage haben", sagt Oschamnn.
Der AZV geht davon aus, dass rund 50 bis 100 Kubikmeter Klärschlamm am Tag angeliefert werden. Der Klärschlamm müsse relativ frisch sein, um ihn besser entwässern und mehr Methan nutzen zu können. Die sechs Betreiber der zwölf Kläranlagen mussten sich deshalb unter anderem vertraglich verpflichten, den Klärschlamm kontinuierlich und nach festen Plänen abzuliefern. Nur so könne die Anlage den Schlamm von 41 Stadt- und Gemeindeteilen mit rund 30.000 Einwohnern sowie von der Bundeswehr bewältigen.
Und weshalb soll das alles unter die Erde? Zum einen sei die Anlieferung in ein unterirdisches Becken viel einfacher, zum anderen könne der Schlamm dadurch frostfrei gelagert werden. Er habe eine konstante Temperatur und könne in einem gleichmäßigen Tempo verarbeitet werden. Oschmann hofft, dass noch in diesem Jahr die Pläne für die Klärschlammbehandlung fertig werden. Genehmigung und Ausschreibung sollen dann bis Spätsommer 2023 vorliegen, so dass im Jahr 2024 gebaut werden könne. In Betrieb gehen werde die gemeinsame Klärschlammverwertung frühestens im Jahr 2025.